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Auf Augenhöhe und mit Luft nach oben (MM)

Beim 24:27 in Veszprem beweisen die Löwen, dass sie wieder mit den besten Teams Europas mithalten können / Am Mittwoch gegen Hannover

VESZPREM. 60 Minuten lang wurde in der Veszprem-Arena mit allen Mitteln gekämpft, doch schon bald nach der 24:27-Niederlage der Rhein-Neckar Löwen beim ungarischen Rekordmeister herrschte wieder entspannte Stimmung. Löwen-Kapitän Uwe Gensheimer plauderte mit dem Ex-Krösti und Neu-Ungarn Christian Zeitz über dessen Alltag am Plattensee, Gedeon Guardiola tauschte sich mit seinen drei spanischen Nationalmannschaftskollegen auf MKB-Seite aus und Bjarte Myrhol – in der Saison 2005/2006 in Veszprem am Ball – pflegte alte Kontakte. Der Top-Favorit in Gruppe C der Champions League hatte seinen erhofften Heimsieg, die Löwen durften nach ihrer couragierten Leistung ebenfalls zufrieden sein. Für schlechte Laune war wenig Platz.

„Wir können hier viel Positives mitnehmen“, ging auch Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen mit der ersten Niederlage in der Königsklasse relativ gelassen um. Ihm imponierte vor allem die Abwehrleistung seiner Mannschaft im ersten Durchgang (11:10), „nach der Halbzeit haben wir dann aber nicht mehr in dem Maß die Zweikämpfe gewonnen wie zuvor“. Nicht zuletzt der breitere Kader der Ungarn gab in der entscheidenden Phase den Ausschlag zugunsten Veszprems. Während Jacobsen im Rückraum nur Mads Mensah Larsen als Alternative brachte, konnte MKB da auf ganz andere Ressourcen zurückgreifen.

„Wenn Laszlo Nagy mal durchatmen muss, kommt bei denen ein Christian Zeitz“, blickte Löwen-Geschäftsführer Lars Lamadé auf die Bank der Ungarn, bei denen sich auch die beiden flinken Spanier José Rodriguez und Carlos Ruesga die Einsatzzeit auf der Spielmacher-Position teilen konnten. „Die haben aber auch eine andere Gehaltsstruktur“, meinte der Löwen-Manager.

Kapitän Gensheimer sah den Knackpunkt dagegen weniger in der personellen Ausstattung beider Teams, sondern wieder einmal im Über- oder Unterzahlspiel. „Das hat Veszprem cleverer gemacht“, räumte der neunfache Torschütze ein, vor allem die Zeitstrafe gegen Gedeon Guardiola unmittelbar vor der Halbzeitpause tat den Löwen richtig weh: Mit einem Mann mehr machte Veszprem aus der 11:8-Führung der Löwen den 11:10-Halbzeitstand.

Weniger Kraft, mehr Fehler

„Gehen wir mit drei oder vier Toren Vorsprung in die Pause, wird das ein anderes Spiel“, meinte Team-Manager Oliver Roggisch. „Im Endeffekt haben wir aber einfach zu viele Fehler gemacht, um hier zu bestehen. Vielleicht haben uns auch die entlastenden Wechsel gefehlt.“ Viele Teams werden aber wohl ohnehin nicht in der ohrenbetäubenden Atmosphäre der Veszprem-Arena gewinnen, in der MKB seinen Anspruch auf die Teilnahme am Final-Four-Turnier der Königsklasse in Köln untermauerte. „Für Veszprem, Barcelona und Kiel sollten die Plätze in Köln reserviert sein. Für diese Rechnung musst du kein Mathematiker sein. Aber wir haben in diesem Spiel gezeigt, dass wir zu den sechs, sieben Mannschaften gehören, die es ebenfalls ins Final Four schaffen können“, sieht Trainer Jacobsen sein verjüngtes Team durchaus auf dem richtigen Weg.

Die nächste Bewährungsprobe steht dabei schon am kommenden Sonntag (19.30 Uhr) bei HC Vardar Skopje auf dem Programm, dazwischen müssen sich die Löwen allerdings noch dem Bundesliga-Alltag widmen. Am Mittwoch (19 Uhr) empfängt der Tabellenführer die TSV Hannover-Burgdorf. Und nach diesen 60 Minuten gegen die „Recken“ hoffen die Löwen erneut auf entspannte Stimmung.

Von Thorsten Hof