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Auftakt mit lichten Reihen (MM)

Löwen starten ohne ihre fünf Olympia-Teilnehmer in die Vorbereitung / Zurückhaltung bei Zielsetzung

KRONAU. Eben noch am Strand von Barcelona, jetzt auf der roten Aschenbahn des VfR Olympia Kronau – nicht nur Andy Schmid wurde gestern angesichts des Untergrunds wieder vom Trainingsalltag eingeholt, was dem Schweizer Spielmacher der Rhein-Neckar Löwen ein eher gequältes Lächeln aufs Gesicht zauberte. „Lust auf Handball habe ich schon wieder“, meinte der Mittelmann, „aber Laufen . . .“

Zum Start in die Vorbereitung des Mannheimer Handball-Bundesligisten stand der nicht allzu beliebte Stufentest auf dem Programm, mit dem der Fitnesszustand der Profis auf den Prüfstand kam. Und auch wenn das nur der unbeliebte erste Vorgeschmack auf die alljährliche Schinderei in der Vorbereitung war – einige Löwen waren schon wieder mit dem nötigen Ehrgeiz bei der Sache. So hatte beispielsweise Nachwuchsmann Marius Steinhauser eine Doppelrunde mit 20 km/h vorgelegt, was Kreisläufer Bjarte Myrhol und selbst Schmid dann doch nicht ruhen ließ. Und auch wenn der Puls pochte, die Lunge brannte und am Zielstrich die „Vampire“ zur Blutabnahme am Ohrläppchen warteten – das Duo machte sich nochmals auf die 800-Meter-Strecke. Von einem Youngster wie dem 19-jährigen Rechtsaußen wollten sie sich dann doch nichts vormachen lassen.

Guardiola paukt fleißig Deutsch

Für einige der Neuzugänge war dieser Start dagegen ein völliges Novum. „Aus der spanischen Liga kenne ich so etwas nicht“, holte Isaias Guardiola nach seinen Runden tief Luft und zeigte sich von der Professionalität bei den Löwen beeindruckt. Die ersten Deutschstunden haben bei dem Linkshänder ebenfalls schon angeschlagen: „Ich komme aus Spanien“, sagte Guardiola grinsend brav eines seiner ersten Sätzchen in der neuen Sprache auf und hofft bis zum Rundenstart auf weitere Fortschritte.

Gegenüber seinem Zwillingsbruder Gedeon wird er dann sicher etwas Vorsprung haben. Der Kreisläufer ist wie Kim Ekdahl du Rietz, Alexander Petersson, Zarko Sesum und Torwart Niklas Landin noch beim olympischen Turnier in London am Ball, bevor er in die Vorbereitung bei den Löwen einsteigen kann. Mit Rekonvaleszent Patrick Groetzki wird erst in drei oder vier Wochen im Trainingsbetrieb gerechnet.

„Das macht die Sache nicht einfacher. Da wird die Zeit ganz schön knapp“, weiß auch Löwen-Kapitän Uwe Gensheimer um die Hürden der diesjährigen Vorbereitung. „Aber wir werden uns schon noch etwas einfallen lassen, um die Neuen dann schnell einzubinden“, überwiegt beim Linksaußen die Vorfreude auf das neue Team der Badener.

Ähnlich denkt auch Trainer Gudmundur Gudmundsson, der aber wie sein Kapitän auf die schwierigen Umstände der Vorbereitung und den Umbruch im Kader verwies: „Wir haben eine gute Mischung aus Top-Spielern und Talenten, aber es wird eine Weile dauern, bis wir ein eingespieltes Team haben. Das wird eine lange Reise, auf der allerdings auch einiges möglich ist“, meinte der Isländer, der sich ab Donnerstag ebenfalls auf den Weg nach London macht, um dort letztmals die isländische Mannschaft bei einem großen Turnier zu betreuen. Die Verantwortung im Kronauer Trainingszentrum liegt dann bei Co-Trainer Tomas Svensson.

Mit Blick auf den gebremsten Start mit einem Rumpfkader hielten sich die Verantwortlichen der Löwen als „gebrannte Kinder“ mit konkreten Zielsetzungen entsprechend zurück. „Wir wollen eine Einheit aufbauen, die immer alles gibt und die nach jedem Spiel mit sich zufrieden sein kann. Wenn uns das gelingt, werden wir auch Erfolg haben. Über alles andere reden wir nicht“, blieb Trainer Gudmundsson ebenso im Reich der Allgemeinplätze wie Manager Thorsten Storm. „Es ist eben schwer zu sagen, wie schnell sich die Mannschaft findet“, wollte auch der Geschäftsführer keinen öffentlichen Druck aufbauen – um die Latte dann letztlich doch noch aufzulegen. „Die obere Tabellenhälfte sollte es wohl schon sein“, meinte Storm mit einem Augenzwinkern.