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Ausnahmezustand als Normalfall

Löwen am Sonntag in Wetzlar gefordert: Zum dritten Mal in dieser Saison geht es gegen ein Team, das ganz frisch den Trainer gewechselt hat

Ausnahmezustand als Normalfall. Zum dritten Mal in dieser Saison geht es gegen ein Team, das ganz frisch den Trainer gewechselt hat.
Albin Lagergren beim Testspiel im Fight mit Hendrik Wagner.

Vier Trainerwechsel hat es bis jetzt gegeben in der Saison 22/23 – dreimal davon waren die Rhein-Neckar Löwen das erste Team, das gegen „den Neuen“ anzutreten hatte. Nach Göppingen mit Markus Baur und Leipzig mit Milos Putera als Interimscoach geht es am Sonntag um 14 Uhr zur HSG Wetzlar, wo Hrvoje Horvat seine Premiere als Trainer in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga feiert. Entsprechend lautet das Motto aus Löwen-Sicht: Ausnahmezustand als Normalfall.

Am 20. November kam die Meldung: Wetzlar reagiert auf die sportliche Krise und trennt sich von Benjamin Matschke. Im Sommer 2021 war Matschke von den Eulen Ludwigshafen nach Wetzlar gewechselt, führte die HSG direkt auf Rang sieben und erzielte damit das zweitbeste Ergebnis der Vereinsgeschichte. Allerdings wurden bereits in dieser Spielzeit die ersten Krisensymptome sichtbar. Mit stetig schlechter werdenden Ergebnissen verpassten die Hessen ein noch deutlich besseres Abschneiden sowie die zwischenzeitlich greifbare Qualifikation für den Europapokal. In dieser Saison setzte sich der Abwärtstrend fort. Wetzlar verlor die ersten vier Spiele. Nach zwei Siegen und einem Remis setzte es die nächste vierfache Niederlagen-Serie. Zu viel aus Sicht der Klub-Führung.

Ausnahmezustand als Normalfall: Horvat folgt auf Matschke und Duo Camdzic/Mirkulovski

Ausnahmezustand als Normalfall. Zum dritten Mal in dieser Saison geht es gegen ein Team, das ganz frisch den Trainer gewechselt hat.
Ex-Löwe Vladan Lipovina hebt ab zum Sprungwurf.

Nach einer Übergangslösung mit den Co-Trainern Jasmin Camdzic und Filip Mirkulovski, die einen Sieg in Hannover und zwei Niederlagen gegen Kiel und in Lemgo verzeichneten, gab die HSG nun die Verpflichtung des kroatischen Nationaltrainers bekannt. Das kann als Coup gewertet werden. Löwen-Trainer Sebastian Hinze reagiert auf seine Weise auf die besondere Konstellation – mit einer Mischung aus Gelassenheit und Fokus: „Das ist eine Situation, die wir jetzt schon zweimal hatten, und in der es gilt, den Fokus auf uns zu richten. Die Dinge, die wir wissen, werden wir seriös vorbereiten.“ Zu erwarten sei auf jeden Fall eine kämpferisch eingestellte Wetzlarer Mannschaft, die, egal unter welchem Trainer, immer mit Leidenschaft, einem schussstarken Rückraum, gutem Tempospiel und einer kompakten Abwehr mit gutem Torwart dahinter agieren könne.

Unterschätzen – das wird einmal mehr deutlich – werden die Löwen den Gegner auf keinen Fall. Zumal es in Sachen Kader nach wie vor Baustellen gibt. Das Trio Jaganjac (Schulter), Gensheimer (Oberschenkel) und Michalski (Sprunggelenk) fehlt sicher. Hinter Albin Lagergren steht weiterhin ein Fragezeichen. Nach Zeh und Oberschenkel macht dem Halbrechten aktuell eine Erkältung zu schaffen. So wie einigen seiner Löwen-Kollegen auch. Wer genau betroffen ist, wollte Sebastian Hinze am Tag vor dem Abschlusstraining nicht verraten. Klar ist: So langsam gehen die Löwen auf dem Zahnfleisch am Ende dieser kräftezehrenden Hinrunde. Das Spiel in Wetzlar gehört zum letzten Hinrunden-Spieltag. Mit einem Sieg würden die Löwen auf 27:7 Punkte gehen und damit eine mehr als ordentliche Bilanz mit in die zweite Saisonhälfte nehmen.

Ausnahmezustand als Normalfall: Learning by Doing

Ausnahmezustand als Normalfall. Zum dritten Mal in dieser Saison geht es gegen ein Team, das ganz frisch den Trainer gewechselt hat.
Juri Knorr nimmt es mit dem Wetzlarer Innenblock auf.

In Wetzlar muss die Truppe noch einmal all ihr Können aufbieten. Das Motto lautet bis zu einem gewissen Grad „Learning by Doing“: „Wie sie auf die Dinge, die wir offensiv gerne spielen wollen, reagieren, das werden wir erst auf dem Feld sehen und das dann aus unserem System heraus zu lösen versuchen. In unserer Abwehr ist das Ganze ein bisschen komplexer. Wetzlar wird im Angriff sicher nicht gleich am Anfang alles raushauen, was sie vorbereitet haben. Da geht es darum: Was wollen wir verteidigen? Was machen wir gegen welchen Spieler?“ Mit Blick auf das, was Kollege Horvat mit der kroatischen Nationalmannschaft spielen lässt, rechnet Sebastian Hinze mit relativ vielen Zwei-gegen-zwei-Situationen und verstärkter Kooperation mit dem Kreis. Ob das dann wirklich so kommt, wisse er nicht: „Deshalb ist es umso wichtiger, flexibel zu bleiben, und unsere Idee von Handball auf die Platte zu bringen.“

Die knapp 170 Kilometer nach Wetzlar werden die Löwen als Tagesreise mit dem Bus bestreiten. Nach einem gemeinsamen Frühstück ist um 9.30 Uhr Abfahrt. Geplante Ankunft an der Arena: 12 Uhr. Anwurf 14 Uhr. Rückfahrt ca. 16.30 Uhr – hoffentlich mit zwei HBL-Punkten im Gepäck.