Veröffentlichung:

„Balingen wird schwieriger als Skopje“

Bastian Rutschmann im Interview

Bastian Rutschmann ist zurück bei den Löwen. Seit dieser Saison ist der Torhüter, der bereits von 2002-2005 das Trikot der Löwen trug, der zweite Mann im Tor beim Vizemeister.  Im Interview spricht Rutschmann über den bisherigen Saisonverlauf, sein Verhältnis zu Niklas Landin, sowie über die kommende Partie in Balingen.

Bastian Rutschmann, eine Englische Woche jagt zurzeit die nächste. Wie gehst du mit dem Reisestress um?

Es ist natürlich anstrengend. Aber es macht auch mehr Spaß in der Champions League durch ganz Europa zu fliegen, als in der Bundesliga sieben oder acht Stunden im Bus zu sitzen. Deshalb genieße ich es auch ein wenig, wenn wir wie jetzt am Wochenende nach Skopje fliegen.

Mit dem Thema „Kilometerfressen“ kennst du dich ja aus…

Ja das stimmt, ich war in der vergangenen Saison von Göppingen nach Balingen ausgeliehen und bin praktisch täglich zum Training gependelt. In vier Monaten kamen da über 22.000km zusammen.

Bei Auswärtsfahrten teilst du das Zimmer mit Stefan Kneer, einem weiteren Neuzugang der Löwen. Kommt ihr klar miteinander?

Ich kann mich nicht beschweren, und ich hoffe Stefan auch nicht. Wir schnarchen jedenfalls beide nicht, deshalb gibt es da schon mal keine Probleme. Und auch beim Fernsehprogramm wurden wir uns bisher immer einig.

Nach dem Spiel in Skopje geht es im Mittwoch nach Balingen, du kennst den Verein und die Halle bestens, was erwartet die Löwen?

Ich glaube die Partie in Balingen wird schwieriger für uns als das Spiel in Skopje. In der Champions League brennt jeder auf die Partie, es war eine Premiere für alle von uns in Mazedonien. Aber auch in Balingen wird uns ein Hexenkessel erwarten, vielleicht etwas fairer von den Fans als in Skopje. Aber der HBW wird nach dem erfolgreichen Saisonstart sicher alles daran setzen die nächste Spitzenmannschaft zu ärgern. Wenn wir Balingen nur etwas unterschätzen wird es extrem schwer für uns werden.

Als Neuzugang gehst du in deine zweite Zeit im Löwen-Trikot. Was hat sich geändert seit deiner ersten Zeit. Von 2002-2005 hast du damals noch für die SG Kronau-Östringen gespielt.

Es ist alles viel professioneller geworden. Natürlich haben wir mit der SAP Arena eine neue Halle und auch einen neuen Namen. Auch das Trainingszentrum in Kronau gab es zu meiner ersten Zeit damals noch nicht. Wir haben in der Mehrzweckhalle in Kronau trainiert, in Eppelheim, in Östringen… Damals war der Club ein Aufsteiger in die Bundesliga, heute spielen wir um die Deutsche Meisterschaft.  Es hat sich wirklich einiges getan. Nur eine Sache ist gleich geblieben: Unser Betreuer Konrad Hoffmann ist der wichtigste Mann für uns Spieler, und er ist immer noch dabei.

Niklas Landin ist die klare Nr.1 bei den Löwen zwischen den Pfosten.  Wie gehst du mit dieser Situation um, die dir schon bekannt war, als du die Entscheidung gefällt hast wieder zu den Löwen zu kommen.

Ich glaube Niklas wäre in jedem Verein der Welt die Nr.1. Für mich ist er der beste Torhüter der Welt, und ich profitiere in jedem Training von ihm. Auch mit 31 Jahren lerne ich immer noch dazu. Natürlich will auch ich meine Spielanteile bekommen. Ich bin sicher nicht zu den Löwen gekommen um 12 Monate auf der Bank zu sitzen. Ich wusste, dass ich natürlich weniger Spielanteile haben werde als bei meinen letzten Clubs, aber bei ca. 60 Spielen im Jahr werde auch ich meine Zeit bekommen. Und wenn ich gebraucht werde möchte ich da sein. Da ist es sicher von Vorteil, dass ich mit meinem Alter vielleicht nicht mehr so nervös in eine Partie gehe, da ich eben schon einiges miterlebt habe.

Du hast es bereits angesprochen, für die kommende Saison hast du bereits einen Vertrag bei Frisch Auf Göppingen unterschrieben, Niklas Landin wird dann zum THW Kiel wechseln. Die Löwen suchen also zwei Torhüter. Könntest du dir vielleicht sogar einen Verbleib vorstellen?

Grundsätzlich bin ich jemand, der seine Verträge einhält. Ich habe mich ganz bewusst für Göppingen entschieden, und gehe, stand heute, auch davon aus dort im nächsten Jahr wieder zu spielen. Natürlich verlaufen im Sport manche Sachen anders als geplant. Ich würde mir sicher alles anhören, aber grundsätzlich müssen alle beteiligten Partien mit einer Lösung zufrieden sein.

Wie bist du überhaupt Torhüter geworden, hat es für die Feldspielerkarriere nicht gereicht?

Meine Tante und mein Onkel waren beide Torhüter, mein Vater steht noch heute bei den Alten Herren im Tor. Ich wollte nie etwas anderes werden. In der Jugend habe ich mal im Feld gespielt, aber ich glaube mein Vater hätte mich enterbt, wenn ich nicht ins Tor gegangen wäre.

Hattest du ein Vorbild in der Jugend?

Ganz klar, Andreas Thiel. Ich bin ja schon etwas älter, er war zu meiner Jugend einfach der Beste. Weiterhin gefällt mir die Einstellung von Thierry Omeyer. Viele Leute werten das immer als arrogant. Ich finde es sehr beeindruckend, wie jemand der bereits alles gewonnen hat immer noch verbissen jede Partie gewinnen möchte.

Mit dem bisherigen Saisonverlauf bist du sicher sehr zufrieden?

Wir sind Tabellenführer der Bundesliga, haben allerdings eine Niederlage kassiert die niemals hätte passieren müssen. Vielleicht war das für uns auch ein Warnschuss zur richtigen Zeit. In der Champions League haben wir jetzt innerhalb von einer Woche die wohl beiden schwersten  Auswärtsspiele mit Skopje und Veszprém hinter uns.  Wir haben zwar beide Spiele verloren, aber ich glaube im Rückspiel können wir beide Teams schlagen.

DHB Pokal, Meisterschaft, Champions League. Gibt es einen Wettbewerb auf den du besonderen Fokus legst?

Das ich mit 31 Jahren noch mal in der Champions League spielen darf ist für mich natürlich ein riesiges Erlebnis und eine tolle Erfahrung. Natürlich möchten wir hier alle soweit wie möglich kommen und am liebsten die Endrunde in Köln erreichen. Die Bundesliga ist aber unser Tagesgeschäft, wenn wir hier nicht erfolgreich sind gibt es auch keine Champions League. Ich möchte einfach jedes Spiel gewinnen, egal gegen wen, und das nächste Spiel ist am Mittwoch in Balingen.