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Erst die Einladung, dann die Strafe (MM)

Rhein-Neckar Löwen produzieren bei der Niederlage in Skopje ungewöhnlich viele Fehler / Groetzki hofft auf mehr Sicherheit im Überzahlspiel

SKOPJE. Frenetisch. Fanatisch. Enthusiastisch. 5500 heißblütige Fans machten am Sonntag aus der Arena Jane Sandanski genau das, was die Rhein-Neckar Löwen erwartet hatten: Die Handball-Hölle von Skopje. Es wurde gesungen, gegrölt, geschimpft und gefeiert. Im Prinzip fehlten in der hypermodernen Halle inklusive Nobelhotel, in dem die Badener residierten, nur noch die bengalischen Feuer.

Doch auch ohne Pyrotechnik auf den Rängen verfestigte sich bei den Löwen der Eindruck, dass es in Europa wohl keine Halle mit einer besseren Stimmung gibt. Auch nicht in Veszprém, wo der Bundesligist eine Woche zuvor in der Champions League verloren hatte. „Das war die beeindruckendste Atmosphäre, in der ich je gespielt habe“, staunte Löwe Mads Mensah Larsen nach der 25:28-Niederlage in der Champions League bei Vardar Skopje. Keine Frage: Was die Fans auf den Rängen veranstalteten, war Weltklasse. Die Leistung des Teams aus der mazedonischen Hauptstadt hingegen nicht – und genau das machte die Niederlage aus Sicht der Löwen so bitter.

„Wir haben zu viel falsch gemacht. So viele Fehler von uns in einem Spiel habe ich noch nicht gesehen“, ärgerte sich Trainer Nikolaj Jacobsen besonders über die zahlreichen leichtfertigen Ballverluste, die Skopje für leichte Tore nutzte: „Wir haben den Gegner eingeladen und wurden dann gnadenlos bestraft.“

„Zu viel falsch gemacht“

Bis zum 13:13 zur Pause war dennoch alles im Lot, aber dann folgte ein „beschissener Start“ in den zweiten Durchgang, wie es Jacobsen gleichermaßen drastisch wie treffend analysierte. Im Angriff ließen die Löwen reihenweise dicke Chancen aus, während Skopje seine Möglichkeiten nutzte. „Das ging ganz schnell: Wir haben verworfen, Vardar getroffen. Plötzlich lagen wir mit vier Treffern hinten – und dann kam auch noch die Halle“, hatte Teammanager Oliver Roggisch erkannt, dass Skopje nach dieser Schwächephase der Löwen von seinen Fans praktisch zum Sieg getragen wurde. Letztendlich reichten für die zwei Punkte fünf rabenschwarze badische Minuten, weshalb Roggisch das Gefühl nicht losbekam, etwas zu einfach den Sieg verschenkt zu haben: „Es war mehr drin.“

Trainer Jacobsen mochte dennoch nicht von einer unnötigen Niederlage sprechen, denn sein Team sei nicht gut genug für den Sieg gewesen. Zum Beispiel im Überzahlspiel, in dem die Löwen erneut große Schwächen offenbarten. In der ersten Halbzeit erzielten sie zwar reichlich Treffer mit einem Mann mehr auf dem Feld, mussten aber dafür auch jede Menge Tore schlucken. Genau umgekehrt verhielt es sich direkt nach dem Seitenwechsel. Als sich beim 15:19 in Überzahl die Chance zur Aufholjagd bot, blieben die Badener ohne Tor. Kurzum: Mal klemmt es in der Defensive, mal hakt es im Angriffsspiel. Eine schwierige Situation. „Es kann sein, dass wir uns im Überzahlspiel zu viele Gedanken machen, nachdem es zuletzt nicht so gut geklappt hat“, wollte Patrick Groetzki eine mentale Blockade nicht ausschließen: „Das müssen wir aus dem Kopf kriegen. Mit Training, Training, Training. Dann bekommen wir auch die nötige Sicherheit.“

Die werden die Löwen auch schnellstmöglich benötigen, sind sie doch am Mittwoch (20.15 Uhr) schon wieder in der Bundesliga bei HBW Balingen-Weilstetten gefordert. In der Arena auf der Schwäbischen Alb wird es gewiss nicht ganz so fanatisch zugehen wie zuletzt in Skopje, gegen die bisherige Überraschungsmannschaft der Bundesliga-Saison müssen sich die Gelbhemden dennoch steigern. Soll heißen: Weniger Ballverluste, mehr Konzentration in Überzahl – das würde die Chance auf den Sieg erheblich verbessern.

Von Marc Stevermüer