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Bei den Löwen herrscht jetzt Katzenjammer

Magdeburg. In den ersten Minuten nach der bitteren 29:33-Niederlage beim SC Magdeburg herrschte Schweigen. Dann setzte bei den Rhein-Neckar Löwen die Flucht der Funktionäre ein. Manager Thorsten Storm war verschwunden, vom Erdboden verschluckt. Auch der Sportliche Leiter Gudmundur Gudmundsson wurde nicht mehr gesichtet. Und der eigentlich stets mitteilungsfreudige Gesellschafter Jesper Nielsen stand zwar noch auf dem Parkett in der Bördelandhalle, nur reden wollte selbst der Däne nicht: „Ich sage nichts.“

Enttäuschter Groetzki

Immerhin konnten sich die Badener bei ihrer Öffentlichkeitsarbeit mal wieder auf ihren Jüngsten verlassen: Patrick Groetzki, der Sekunden zuvor noch auf der Platte gestanden hatte, stellte sich. Dem Rechtsaußen lief der Schweiß von der Stirn, als er Rede und Antwort stand. Der Linkshänder war enttäuscht, aber verhielt sich wie ein echter Profi: „Wir haben es dem Gegner zu einfach gemacht. Mit solch einer Leistung kann man in Magdeburg nicht bestehen.“

Keine Frage: Der Auftritt in der Bördelandhalle hatte den Handball-Bundesligisten schwer getroffen. Die Löwen schenkten eine deutliche Führung her, sie ließen klare Torchancen aus, erlaubten sich krasse individuelle Fehler und agierten in Überzahl meist überhastet. Insofern war die Begegnung nur eine Kopie der bisherigen Saisonpartien. Mit einer Ausnahme: Diesmal nutzte der Gegner die Nachlässigkeiten der Badener und bestrafte sie.

„Wir haben Magdeburg zurück ins Spiel geholt. In den Partien zuvor konnten wir noch kontern, aber diesmal sind wir auf eine stärkere Mannschaft getroffen“, sagte Torwart Henning Fritz, als er aus der Kabine kam und zum Mannschaftsbus eilte. Er konnte es nicht begreifen, dass sein Team aus den Fehlern der Vergangenheit nichts gelernt hatte. Eine Lösung des Problems hatte aber auch der Routinier nicht parat: „Wir nehmen uns die Schwächephasen ja nicht vor. Aber klar ist, dass wir das schnellstens ändern müssen. Wir müssen vor allem unsere klaren Tormöglichkeiten nutzen.“

Mit einer besseren Chancenverwertung hätten die Gelbhemden gewiss ein viel leichteres Leben. Trainer Ola Lindgren monierte die mangelnde Konsequenz im Torabschluss. Doch der fehlende Killerinstinkt ist nicht das einzige große Problem des Champions-League-Teilnehmers, der in dieser Saison aus seinen Überzahlsituationen wenig bis gar nichts macht. Meistens kommen die Gegner eher zum Torerfolg, wenn die Badener einen Mann mehr auf dem Feld stehen haben. „Wir schenken die Bälle in Überzahl zu einfach her“, sagte Fritz und erhielt Zustimmung von Trainer Lindgren: „Wir spielen in diesen Situationen nicht gut, daran gibt es nichts zu beschönigen.“

Nach drei Siegen zu Saisonbeginn war die Euphorie groß, nun ist vor dem Auswärtsspiel am Samstag in Wetzlar (19 Uhr) Ernüchterung eingekehrt. Die wurde noch größer, als gestern die Diagnose von Michael Müllers in Magdeburg erlittener Verletzung klar war: Im rechten Knie ist das vordere Kreuzband gerissen – das hatte gerade noch gefehlt.

Von Marc Stevermüer

 17.09.2010