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Bei den Rhein-Neckar Löwen Echte Kerle sind gefragt (RNZ)

Am Sonntag müssen die Löwen in der Königsklasse in Szeged ran

Eigentlich war er für die Rhein-Neckar Löwen ja wie gemalt, dieser Mittwochabend. Ein Heimspiel, gegen Minden, gegen ein verunsichertes Kellerkind. Richtig viel Selbstvertrauen konnte man da tanken. Also sich das Selbstverständnis zurückholen, das die Gelben bei der 30:34-Heimpleite im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Szeged verloren hatten. So viel zur Theorie – wenn da nur die Praxis nicht wäre. Die sah nämlich anders aus. Trister: Starke und schwache Phasen wechselten sich ab. Ein Mix aus Weltklasse und unterem Bundesliga-Durchschnitt, das war’s, was die Badener auf die Platte brachten. Der Trainer sagte es nach dem 28:23-Erfolg über Minden so: „Wir waren zwei Mal zehn Minuten super, um dann stark nachzulassen.“ Ehrliche Worte von Nikolaj Jacobsen, die ihm sicher nicht leicht gefallen sind. Ihm, dem Perfektionisten, der die Handball-Welt am liebsten im Sturm erobern würde.

Intern wählte der Däne sicher andere Worte. Deutlich kritischere. Schon während des Spiels schien sich beim Ex-Kieler einiges zusammenzubrauen. Zunächst polterte Jacobsen vor der Trainerbank auf und ab, kommentierte jeden Fehler. Mit knallrotem Kopf und hektischen Armbewegungen. Ehe er gegen Ende der Partie plötzlich lammfromm war. Fast anteilnahmslos saß er da, ohne Körperspannung.

Wobei er in dieser Phase gedanklich möglicherweise schon ganz woanders war. In Ungarn, beim K.o.-Modus in der Königsklasse. Also dem Wettbewerb, in dem die Löwen kurz vor dem Knockout stehen. Ein Sieg mit fünf Toren Unterschied muss in Szeged am Sonntag ab 17.15 Uhr her. Klar ist: Im dortigen Hexenkessel sind echte Kerle gefragt. Gelbe Helden, keine Ergebnisverwalter. Ein Himmelfahrtskommando ist es aber nicht. Die Löwen können das packen, wenn jeder einzelne am Optimum kratzt. Jacobsen nickt und mahnt zugleich: „Spielen wir so wie gegen Minden, wird Szeged uns bestrafen.“

Sagte es und grinste. Fast so, als wüsste er, dass es bei den Ungarn ohnehin anders laufen wird. Besser. Konzentrierter. Einfach erfolgreicher. Der Masterplan steht bereits. Vor allem der Spaßfaktor ist wichtig. Jacobsen erklärt: „Wenn die Jungs sich im Training amüsieren, ist vieles möglich. Und den werde ich nun reinbringen.“

Der Ungarn-Trip beginnt für Uwe Gensheimer und Co. übrigens erst am Samstagnachmittag. „Mir war wichtig, dass wir bis einschließlich Samstagvormittag noch in Kronau trainieren können“, verrät Jacobsen. Und bis dahin dürfte vor allem eines ganz oben auf der Agenda stehen: die Abwehrarbeit. Gerade die 6:0-Variante kann nach der Rückkehr von Gedeon Guardiola nochmals ein Feintuning vertragen. Sie könnte der Schlüssel zum Viertelfinale sein. Auch wegen Guardiola. Jacobsen: „Er wird uns die nötige Sicherheit geben.“

Von Daniel Hund