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Bei Löwen soll endlich der Korken knallen

Kronau. Sie sind die Macht aus dem Osten, waren in der ehemaligen DDR ein echter Titelhamster: Zwölf Mal Meister, sechs Mal Pokalsieger – der SC Magdeburg räumte dort kräftig ab. Und auch nach der Wende konnte die Erfolgsgeschichte durchaus weiter geschrieben werden. Vor allem anno 2002 setzte man ein ganz dickes Ausrufezeichen. Die „Gladiators“ stemmten den Champions-League-Pott. Mittlerweile ist es um den einstigen Vorzeigeklub ruhiger geworden.

Wegen finanzieller Probleme spielt man im Konzert der Großen derzeit keine Rolle. Viele gute Spieler mussten verkauft werden. Doch der Ruf ist noch längst nicht ruiniert. Das bekamen nun auch die Rhein-Neckar Löwen zu spüren. Der Vorverkauf für das morgige Bundesliga-Duell (SAP Arena, 20.15 Uhr) lief sehr gut. Bis gestern wurden bereits rund 10.000 Tickets abgesetzt.

Warum gerade die Magdeburger, die momentan auf dem zehnten Tabellenplatz rangieren, nach wie vor ein echter Publikumsmagnet sind, glaubt Löwen_ Manager Thorsten Storm zu wissen: „Das ist ein echter Traditionsverein“, er_ klärt er und beginnt zu schmunzeln: „Aber vielleicht denken viele auch, dass bei ihnen noch immer Stefan Kretzschmar mitspielt.“

Aber Handball spielen können seine Erben auch. Kent-Harry Andersson, der Sportliche Berater der Löwen, kann ein Lied davon singen. Bereits drei Mal spionierte er den Altmeister in dieser Saison schon aus, nahm ihn ganz genau unter die Lupe. Und was er sah, beeindruckte ihn. „Gegen Kiel haben sie ein sehr gutes Spiel gemacht, hätten einen Punkt verdient gehabt.“

Gerade Stian Tönnesen flößt Respekt ein. Er zieht auf der Mitte die Fäden, sorgt für die genialen Momente beim SCM. „Tönnesen ist der Kopf der Mannschaft“, betont Andersson, „ihn müssen wir in den Griff bekommen, besonders seine Zuspiele auf Kreisläufer Bartosz Jurecki gilt es zu unterbinden.“

Für Karol Bielecki und Co. sicher eine lösbare Aufgabe.Wobei die eine oder andere Sorgenfalte durchaus angebracht ist. Schließlich handelt es sich um ein Heimspiel, sprich ein Spiel in der Mannheimer SAP Arena. Und die war bislang alles andere als eine Festung: Zwei Siegen (Nettelstedt, Großwallstadt) stehen zwei Niederlagen (Hamburg, Flensburg) gegenüber. Richtig überzeugt hat man im „Ufo“ in der Saison ohnehin nicht. Man wirkte gehemmt, ängstlich. Auch Storm ist das nicht entgangen. Er sagt: „Wir haben es bislang noch nicht geschafft, die nötige Atmosphäre zu entfachen. Das ist wie bei einer Sektflasche, bei der man einfach mal den Korken knallen lassen muss.“

Hört sich gut an. Nun sollen Taten folgen. Wobei die Vorzeichen nicht rosig sind. Denn gerade Oliver Roggisch, der Abwehrchef, der Fels in der Brandung, macht Sorgen. Aufgrund eines grippalen Infekts lag er die ganze Woche flach. An Trainieren war nicht zu denken. Aber Andersson ist zuversichtlich, dass der Nationalspieler gegen Magdeburg wieder die Zähne zeigen kann. Wichtig wäre seine Rückkehr allemal. Insbesondere gegen den SCM: „Dieser Gegner lebt vom Einsatz, kämpft, läuft und arbeitet“, sagt Storm. Tugenden, die auch Roggisch nicht fremd sind.

Am Rande des Magdeburg-Spiels wird übrigens für einen guten Zweck gesammelt. Die Baden-Lions, der Löwen-Fanclub, bittet um finanzielle Hilfe für die Körperbehinderten-Schule Kronau. „Wir werden diese Aktion auch von Vereinsseite aus unterstützen“, verspricht Storm.

Von Daniel Hund

 11.12.2009