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Berliner Füchse können Spiel gegen Mannheim kaum erwarten (Berliner Morgenpost)

Bob Hanning will gegen Mannheim ein Zeichen setzen. Er hofft auf das beste Spiel der Saison. Die Löwen geben sich unterdessen realistisch.

Rauenberg ist eine kleine Stadt im Rhein-Neckar-Kreis. Gerade einmal 8049 Einwohner zählt der Ort, vier von ihnen tragen den Nachnamen Petersson und wohnen seit Juli in der Idylle. „Wir genießen die Ruhe in Rauenberg“, erzählt Familienvater Alexander Petersson, der im Sommer in der Handball-Bundesliga von den Füchsen Berlin zu den Rhein-Neckar Löwen gewechselt war, „es geht hier beschaulich zu, aber das mögen wir.“ Mit der Ruhe ist es heute Abend freilich vorbei, wenn die Löwen im Spitzenduell in Mannheim die Füchse empfangen. 

Die Begegnung des Tabellenzweiten mit dem -dritten ist zugleich auch das Duell der beiden besten Mannschaften hinter Liga-Primus THW Kiel. Dabei hat Linkshänder Petersson mit insgesamt 55 Toren großen Anteil daran, dass die Mannheimer als das Team der Stunde gehandelt werden. Alle elf Ligaspiele konnten sie gewinnen.

Die Herkunft nicht vergessen

Doch Löwen-Manager Thorsten Storm will die makellose Bilanz nicht überbewertet wissen. „Ich bin Realist und weiß, dass das nur eine schöne Momentaufnahme ist. Ich finde das toll, aber es ist nicht so, dass ich mich in irgendwelchen Träumereien verliere“, sagt er und fügt an: „Ich weiß, wo wir herkommen. Noch vor Saisonbeginn standen wir vor dem Aus. Und jetzt ist es nicht mehr als ein optimaler Start in die neue Saison.“

Vor zehn Jahren waren die Rhein-Neckar Löwen aus der Spielgemeinschaft SG Kronau/Östringen hervorgegangen, seither lenkt Storm die Geschicke des Vereins. Einst war der von SAP-Milliardär Dietmar Hopp unterstützte Verein angetreten, um rasch große Erfolge zu feiern. Titel, national und international, waren das erklärte Ziel. Nur, es wurde nichts draus.

„Wir haben in den letzten Jahren nur auf die Fresse bekommen. Über uns wurde viel gelacht“, räumt Storm ein, „wir haben viel verkehrt gemacht.“ Damit war im Sommer Schluss. Die Not machte den Klub bescheiden. Durch den Rückzug von Geldgeber und Mäzen Jesper Nielsen wurde der Etat um zwei Millionen Euro reduziert, die Verantwortlichen mussten umdenken.

Zwei Topspiele in 48 Stunden

„Wir haben die jüngste Mannschaft, die es bei uns je gab“, sagt Storm, der teure Spieler abgab und neue Verträge nur mit geringeren Bezügen unterschrieb. „Wenn wir die Mannschaft so zusammenhalten, dann ist vieles möglich.“

Für die Füchse ist die Partie nach dem Champions-League-Sieg über Croatia Zagreb am Donnerstagabend binnen 48 Stunden das nächste Topspiel. Bereits gestern reisten die Berliner an. „Wir haben richtig Lust auf das Spiel“, frohlockt Füchse-Trainer Dagur Sigurdsson. Und Geschäftsführer Bob Hanning sagt: „Um dort etwas zu holen, müssen wir das beste Spiel der Saison machen.“