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Bielecki kämpft um seine Karriere

Kronau/Östringen. Die Diagnose ist niederschmetternd, doch Karol Bielecki will mit aller Macht um die Fortsetzung seiner Karriere als Handballprofi kämpfen. „Ich weiß, dass ich eine Chance habe – und die will ich auch ergreifen“, sagt der polnische Nationalspieler in Diensten der Rhein-Neckar Löwen. Der 2,02 Meter große Rückraumschütze hatte sich bei einem Freundschaftsländerspiel gegen Kroatien eine schwere Verletzung am linken Auge zugezogen und hat mittlerweile die Gewissheit, dass er auf diesem Auge blind bleiben wird.

„Natürlich war das ein Schock für mich. Da hatte ich elf Jahre lang gar keine Verletzung, und nun das“, sagt Bielecki, der sich nach Vereinsangaben allerdings in einer „sehr stabilen Verfassung“ befindet und nach vorne schaut. „Wir werden Karol mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln helfen“, betont Löwen-Manager Thorsten Storm und ergänzt: „Karol steht vor seiner größten Aufgabe und es wird kein leichter Weg zurück aufs Handball-Spielfeld. Aber ich weiß, dass Karol kämpfen wird.“

Der 28 Jahre alte Rechtshänder, der seit Dezember 2007 für den badischen Bundesligisten auf Torejagd geht und erst vor wenigen Tagen seinen Vertrag vorzeitig bis Sommer 2015 verlängert hat, soll heute mit dem Reha-Programm beginnen. Zudem wird Bielecki eine Spezial-Brille angepasst. Wann oder ob der wurfgewaltige Pole überhaupt wieder auf dem Parkett stehen wird, steht derzeit in den Sternen. In der vergangenen Woche war Bielecki in Tübingen ein zweites Mal operiert worden, nachdem bereits unmittelbar nach der Verletzung im polnischen Lublin ein erster Eingriff vorgenommen worden war. „Über einen Ersatz machen wir uns keine Gedanken. Für uns steht im Moment der Mensch Karol Bielecki im Mittelpunkt, seine Gesundheit steht ganz oben“, erklärt die Pressesprecherin der Löwen, Ute Krebs. Mit den beiden Neuzugängen Börge Lund und Andy Schmid würden die Badener über zwei Spieler verfügen, die auch im linken Rückraum eingesetzt werden können, so Krebs. Zudem kann Spielmacher Grzegorz Tkaczyk, der Trainer Ola Lindgren nach einer langwierigen Knieverletzung erst seit März wieder zur Verfügung steht, auf dieser Position ebenfalls auflaufen.

Dennoch wird bereits wild darüber spekuliert, wer als künftiger linker Rückraum-Scharfschütze das gelbe Löwen-Trikot überstreifen wird. Die naheliegendste Lösung wäre ein vorzeitiger Wechsel von Zarko Sesum vom ungarischen Top-Club MKB Veszprem. Der 23-jährige serbische Nationalspieler besitzt bei den Löwen bereits einen Kontrakt ab Sommer 2011, könnte bei Zahlung einer entsprechenden Ablöse wohl aber schon zur kommenden Runde wechseln.

Ein weiterer Kandidat wäre Mikkel Hansen, der im Moment noch beim Löwen-Kooperationspartner AG Handbold in Dänemark spielt, aber als Wunschspieler vom Aufsichtsratschef der Badener, Jesper Nielsen, gilt.

Von Christof Bindschädel

 21.06.2010