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Bielecki schüttelt Pfiffe wie Fliegen ab: Sieben auf einen Streich (SOAK)

In Magdeburg musste Karol Bielecki wieder mit einem Pfeifkonzert zurechtkommen. Doch der Löwen-„Shooter“ antwortete auf seine Art und Weise: Siebenmal schlug es im Kasten des SCM ein.

Als mit dem 29:24 beim SC Magdeburg zwei ganz wichtige Punkte für die Rhein-Neckar Löwen unter Dach und Fach waren, dürfte Karol Bielecki das Bierchen auf einer der unteren Tribünenstufen in der Bördelandhalle ganz besonders geschmeckt haben. Schließlich ist die Rückkehr nach Sachsen-Anhalt kein x-beliebiges Auswärtsspiel für den gebürtigen Polen. „Magdeburg war meine erste Bundesliga-Station“, sagt Bielecki – und dann sind da schließlich noch diese leidigen Pfiffe.

Einige SCM-Fans tragen dem Rechtshänder noch immer seinen Wechsel ins Badische nach, aber auch damit kann Bielecki mittlerweile umgehen. „Ich kann das verstehen, wir mussten 2007 mitten in der Saison gehen“, erinnert sich der 29-Jährige an den damaligen Blitz-Transfer im Doppelpack mit Grzegorz Tkaczyk. „Das gehört zum Sport“, versucht Karol Bielecki diese negativen Begleiterscheinungen auszublenden. Und wenn ihm dies immer so gelänge wie am Freitagabend, dürfte es den Löwen nicht unrecht sein. Siebenmal netzte der Rotschopf auf der Königsposition knallhart ein, allein mit Blick auf die Torschützenliste machte neben Uwe Gensheimer (9/4 Tore) nicht zuletzt Bielecki den Unterschied zwischen beiden Mannschaften aus.

„Überragend“, zollte deshalb auch Gensheimer seinem Nebenmann Respekt. „Brutal, wie er die Dinger reingeschrubbt hat“, staunte der Löwen-Kapitän. „Vielleicht hat er noch einen oder zwei zu früh genommen. Aber wenn er so einen Lauf hat, kann er sich das rausnehmen“, meinte Gensheimer.

Schließlich war das zuletzt nicht immer so. Vor allem gegen offensive Abwehrreihen hatte Bielecki immer wieder Probleme mit dem Timing und dem Abschluss, Trainer Gudmundur Gudmundsson vertraute deshalb hauptsächlich dem eher spielerisch agierenden Zarko Sesum im linken Rückraum. Dass „Kola“ nun aber in Magdeburg von Beginn an auf Torejagd gehen würde war für Gudmundsson gar keine Frage. „Er hat die Woche zuvor unheimlich fokussiert und hart im Training gearbeitet“, betrachtete der Isländer der Startplatz für den „Shooter“ als logische Konsequenz und sah sich nach der Partie bestätigt: „Karol hat heute nicht nur wegen seiner sieben Tore ein sehr gutes Spiel gemacht.“

Auch Bielecki selbst war mit seiner Vorstellung einverstanden. „Es macht mich glücklich, wenn ich der Mannschaft auf diese Weise helfen kann. Wir hatten schließlich schwere Tage hinter uns“, blickte der 2,02-Hüne auf seine Ausbeute an der Elbe, bei der er es aber nicht belassen möchte und auch eine Antwort für Trainer Gudmundsson parat hatte. „Ich arbeite immer hart im Training und bin froh, dass ich gegen Magdeburg meine Chance von Beginn an bekommen habe. Ich möchte aber auch weiter zeigen, was ich kann“, will Bielecki nicht die ganze Kritik der vergangenen Wochen allein auf seine breiten Schultern nehmen. „Ich habe gegen Hamburg und in Lemgo auch keine schlechten Spiele gemacht“, wünscht sich der Rechtshänder weitere Anteile in der Löwen-Offensive.

Sein Bewerbungsschreiben aus Magdeburg hatte jedenfalls Gewicht, nun gilt es für den sensiblen Riesen, diese Leistung am Samstag gegen FrischAuf Göppingen (15 Uhr, SAP Arena) zu bestätigen, damit das Bierchen nach dem Abpfiff wieder dementsprechend mundet.

Von Thorsten Hof