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Bis der Löwenkäfig bebt…

Rückblick-Ausblick: Der Anwurf in der SAP Arena – eine Punktlandung

Die Saison 2012/13 ist im Ziel. Damit liegt die erfolgreichste Spielzeit hinter den Rhein-Neckar Löwen. Und wir drehen den Scheinwerfer gerne noch einmal auf die verschiedenen Protagonisten und die einzelnen Eckdaten eines tollen Handball-Jahres für den badischen Bundesligisten und blicken auch schon mal Richtung neue Runde 2013/14. Das alles in loser Reihenfolge unter „Rückblick-Ausblick“.

Es ist Dienstagabend,  20.08 Uhr. Die „Hells Bells“ von AC/DC klingen im weiten Rund der SAP Arena, die Halle wird dunkler. Gänsehautstimmung pur. Jedes Mal aufs Neue. Der Blick wandert zur Uhr. 20.10 Uhr. Aus den Boxen dröhnt „Insomnia“, die Fanklatschen nehmen den Rhythmus auf. Go!

Im gleißenden Licht der blau-gelben Neonröhren laufen die Profis der Rhein-Neckar Löwen ein. Langsam wird die Halle wieder hell. 20.13 Uhr. Die  Daumen des Aufnahmeleiters von Sport 1 und des Offiziellen am Zeitnehmertisch gehen nach oben. 20.15 Uhr.  Anwurf zum Heimspiel. Eine Punktlandung.  Für alle Helfer im Hintergrund.

Nur, wenn ein Rädchen ins andere greift, klappt es auch mit dem pünktlichen Anpfiff eines Handball-Duells in der Mannheimer SAP Arena. Ein Blick hinter die Kulissen.

Rückblende. In der Vorbereitung auf eine neue Spielzeit werden bereits die Anlieferungs- und Abholpläne für das Transportunternehmen Köhler mit der SAP Arena abgestimmt. Über 100Veranstaltungen in der Multifunktionshalle pro Jahr lassen diesen Plan für alle zur Pflichtaufgabe werden. Mit LKW und Anhänger (Traglast rund 40 Tonnen) werden SMD Bande, Prallschutzkissen, Spielerbänke und  Bodenwerbung zu jedem Spiel gekarrt.

Auch die Umbauarbeiten nach Konzerten bis hin zu einem Handballspiel werden Wochen vor der Saison mit der Umbau-Crew von HS Eventservice festgezurrt. Dabei bleibt die eisige Spielfläche der Adler bei jeder Veranstaltung unter den Bodenplatten der Arena bestehen. Zehn Stunden liegen dazwischen. Dann hat sich der glatte Untergrund der Kufen-Cracks zur blauen „Platte“ der  Rhein-Neckar Löwen verwandelt. Zunächst verschwinden die Banden, wird die Untereiswerbung entfernt. Danach entsteht ein Sandwich der besonderen Art: Dämmschicht – Linoleumplatten – Handballboden. Die Verankerung der beiden Tore schürt die Gewissheit: Hier kreuzen demnächst die Löwen (auf).

Vor der Praxis liegt die Theorie: Zwei oder drei Tage zuvor ist in der SAP Arena eine Vorbesprechung anberaumt. Am runden Tisch tauschen alle Beteiligten die neuesten Infos aus. „Trockenschwimmen“ vor dem Auftritt: Das Heimspiel der Löwen wird Punkt für Punkt chronologisch abgearbeitet. Event- und Facility Management, Marketing, Presse, Gastronomie und IT – nichts wird dem Zufall überlassen! „Oftmals ist solch ein Jour fixe in weniger als 15 Minuten abgehandelt – dank der Gewissenhaftigkeit in der Vorbereitung,  aber auch der Routine aller Beteiligten“, berichtet Corinna Börschig, bei den Löwen für die Organisation des Heimspiels verantwortlich. 

Heimspieltag. 14.38 Uhr.  Die Übertragungswagen von Sport 1 fahren an der Arena vor. Livespiel.  Während Reinigungskräfte im  Wohnzimmer der Löwen die restlichen Spuren der zurückliegenden  Veranstaltung beseitigen, werden von den Helfern  des TV-Senders die ersten Verbindungskabel gezogen.

Die Hauptkamera-Plattform ist auf Höhe der Mittellinie, die Hintertorkamera befindet sich oberhalb der Stehtribünen. Weitere Übertragungskabel werden zur hauseigenen Technik in den Regieraum gelegt,  die mobilen Kameras sowie der Zeitnehmertisch und der Pressekonferenzraum angeschlossen. 25 Mitglieder umfasst die Crew von Sport 1 bei einem Livespiel, 21 sind es bei einem Internetspiel. Bei der Hauptkamera werden zusätzliche Monitore aufgestellt, damit der Moderator und sein Co-Kommentator sich Spielszenen in der Wiederholung ansehen oder sich mit den Statistiken aus dem Übertragungswagen versorgen lassen können.

15.47 Uhr. Die Timeout-Karten, der Schutz für den Laptop der Zeitnehmer und das Bedienpult für die Uhr auf dem 16,89m² großen und 14,9 Tonnen schweren Videowürfel finden ihren Platz auf dem Tisch am Spielfeldrand.  Die Fanklatschen und Heimspielmagazine werden auf den Rängen verteilt. Der hauseigene Caterer der SAP Arena, Eurest Sports & Food, stellt Getränke im Presseraum, am Zeitnehmertisch und in den Räumen der Zeitnehmer und der Schiedsrichter bereit. Hektische Betriebsamkeit. Aber alles im grünen Bereich. Routine.

Der Blick auf die Armbanduhr: Es ist es kurz nach 16 Uhr. Das Aufbauteam der Rhein-Neckar Löwen betritt den Innenraum der Arena. Diese eingeschworene Mannschaft besteht aus 21 freiwilligen Helfern. Das Team beginnt mit dem Heranfahren der Schutzcases, in denen die Einzelteile der SMD Bande aufbewahrt werden.  Stück für Stück entsteht das Werbe-Medium am Spielfeldrand. Parallel dazu werden die wuchtigen Auswechselbänke neben den Zeitnehmertisch transportiert. Dieser wird obendrein mit einer Werbetafel ummantelt. Hinter beiden Toren sortieren die Helfer unterdessen die Prallschutzkissen, bringen das DKB Logo im Fangnetz an.

Bodenaufkleber der diversen Werbepartner werden auf dem Hallenboden verlegt – auch hier nach einer festgelegten Reihenfolge: Erst ausmessen –  damit die Regularien der DKB Handball-Bundesliga eingehalten werden – dann ankleben.  Ein letzter prüfender Blick. Schließlich walzen. 

Der letzte Kontrollgang führt vorbei an den Presseplätzen in Richtung der Katakomben. Die Fotografen finden hinter den Ballfangnetzen Platz, die Sitzplätze für die schreibende Presse sind entsprechend namentlich gekennzeichnet. Ein kurzes Nicken an die Aufbauhelfer, die die letzten Tische hinter der SMD Bande aufstellen. Dann der Check der Spielerkabinen, der Räume der Zeitnehmer und der Schiedsrichter.

Der Blick in das „Allerheiligste“ der Löwen macht deutlich, auch hier ist alles im Lot. Die Wasserkisten stehen bereit. Teambetreuer Conny Hoffmann räumt den letzten Trikotsatz aus der zweiten Alukiste. Auf jedem Platz hängt ein Spielertrikot. Hose und Socken liegen ordentlich zusammen gefaltet auf der Bank.  Auch die Physiotherapeuten Sven Raab und Sascha Pander haben ihre Vorbereitungen für das kommende Spiel so gut wie beendet: Die Massageliegen sind präpariert, die Elektrolytgetränke stehen bereit. 

Weiter geht‘s in Richtung Zeitnehmerraum. Der Laptop wird ein letztes Mal getestet: Das benötigte Programm läuft fehlerfrei, die Internetverbindung ist stabil und funktionsfähig. Das Surren des Druckers lässt uns wissen, dass auch hier alles funktioniert.

Langsam füllen sich die Ränge in der SAP Arena. Noch knapp 90 Minuten. Dann gilt‘s: Anpfiff der Partie.  Trainer Gudmundur Gudmundsson ist Richtung Kabine unterwegs. Auf dem Rücken: den Rucksack, in der Hand: die Taktiktafel, im Kopf: den nächsten Gegner. Der Mannschaftsbus des Konkurrenten spuckt die Spieler aus, während die Protagonisten der Löwen bereits auf dem Parkplatz vorgefahren sind.  Manager Thorsten Storm begrüßt die Moderatoren von Sport 1. „Bitte in der Halbzeit fürs Interview bereithalten.“ Parallel zu den Abstimmungsgesprächen mit den Fernsehsendern wirft der DJ die Musik an, der Hallensprecher steigt in die Moderation ein.

Ein Moment, um Luft zu holen.  Noch einige Telefonate.  Läuft!

20.08 Uhr: „Hells Bells“. Gänsehautstimmung. 20.10 Uhr: „Insomnia“. Einlauf. 20.13 Uhr: Daumen hoch. 20.15 Uhr: Anwurf. Handball live in der SAP Arena.