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Blackout nach der Pause kostet Sieg-Chance in Kiel

Löwen spielen 30 Minuten richtig gut – und verlieren dann den Faden

Löwe Niclas Kirkeløkke legte furios los.

Überragende 30 Minuten haben den Rhein-Neckar Löwen nicht gereicht, um beim THW Kiel etwas mitzunehmen. Im Topspiel der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga unterlagen die Gelben bei den Weißen am Ende deutlich mit 21:27 (15:13) und müssen sich in der Tabelle weiter mit einem Platz hinter den beiden Topteams aus Kiel und Flensburg anstellen.

„Wir haben zu Beginn der zweiten Halbzeit unsere Chancen nicht genutzt und auch in den defensiven Zweikämpfen nicht richtig dagegengehalten“, analysierte Löwen-Trainer Martin Schwalb im Interview bei HBL-Medienpartner Sky und ergänzte: „Das ist super ärgerlich, weil wir uns so selbst unter Druck bringen. Aber auch Kompliment an Kiel!“ Der THW steigerte sich nach der Pause deutlich, hielt die Löwen in 15 Minuten bei zwei Toren und ließ in der gesamten zweiten Hälfte nur sechs Löwen-Treffer zu.

Kiel beginnt mit einem Paukenschlag. Niklas Landin pariert den ersten Löwen-Wurf, Domagoj Duvnjak schließt den Gegenstoß mit dem 1:0 ab (1.). Mads Mensah antwortet umgehend mit dem 1:1 (2.). Schnell ist absehbar: Die Löwen sind voll drin in der Partie, bieten den Zebras direkt die Stirn. Zwar legen die Weißen weiter vor, zuletzt mit dem 5:4 des stark beginnenden Harald Reinkind (7.). Jerry Tollbring bringt nach schöner Ballstafette dann aber die Gelben das erste Mal nach vorne (6:5, 10.). Auch weil Torwart Mikael Appelgren ein paar spektakuläre Paraden landet, unter anderem dem so sicheren Schützen Niclas Ekberg einen Siebenmeter abkauft (4.)

Löwen drehen nach zehn Minuten voll auf

Ymir Örn Gislason hat sich den Ball geklaut.

Mit starker Arbeit am Kreis bringen die Löwen Stabilität in die Defensive. Kiel tut sich immer schwerer, in gute Schusspositionen zu kommen. Bei den Löwen trumpft Niclas Kirkeløkke auf. Nachdem der bestens aufgelegte Patrick Groetzki beim 6:8 die erste Zwei-Tore-Führung erzielt (14.), schleudert der Däne zum Tor der ersten Halbzeit ein. Sein Hüftwurf, von unten nach oben gezogen, schlägt im Winkel neben Landin ein, bringt das 8:10 (18.). Kirkeløkkes vierter Treffer erhöht auf 8:11 – da sind es drei Tore Vorsprung für die Löwen (19.), beenden die Kieler den kurzen Versuch mit der 3-2-1-Abwehr.

Eine Zeitstrafe gegen Mads Mensah holt die Kieler zurück. Binnen drei Minuten gleichen sie zum 11:11 aus (22.). Zwei Paraden von Weltklasse-Torwart Landin sind dafür mitverantwortlich. Doch die Löwen berappeln sich sofort, schlagen zurück mit dem ersten Feldtor von Andy Schmid zum 11:12 (24.). Zur hatte der Schweizer vier Siebenmeter eiskalt verwandelt. Bis zur Pause behalten die Löwen die Struktur in Angriff und Abwehr und gehen mit einer Zwei-Tore-Führung (13:15) in die Kabine.  

Dass der schöne Vorsprung innerhalb von acht Minuten komplett verfliegt, sich gar in einen Drei-Tore-Rückstand verkehrt, haben die Löwen selbst zu verantworten. Beim 14:15 bekommen sie einen Siebenmeter samt Zwei-Minuten-Strafe. Schmid tritt gegen Landin an, scheitert an dem Dänen und kommt auch mit dem Abpraller nicht am Ex-Kameraden vorbei (33.). Es ist ein Schlüsselmoment. Für die weiteren ist Ex-Welthandballer Duvnjak zuständig. Neben dem 14:15 erzielt er das 15:15, bereitet das 16:15 durch Patrick Wiencek vor, erzielt das 18:15 wieder selbst (38.).

Kieler Blitz-Comeback bringt die Vorentscheidung

Steffen Weinhold stellt Andy Schmid.

Zehn Löwen-Minuten ohne Tor und fünf THW-Buden: Davon müssen sich die Gelben erst einmal erholen. Wichtig die sechste Granate von Kirkeløkke und die beiden Paraden des ins Tor zurückgekehrten Appelgren (18:16, 39.). Nach dem 19:16 durch Magnus Landin reagiert Martin Schwalb: Der Löwen-Coach bringt Ilija Abutovic für Ymir Gislason im Innenblock, offensiv den siebten Feldspieler (43.). Ein Impuls, ein richtig guter: Appelgren hält, Gedeón Guardiola versenkt den Gegenstoß zum 20:18. Block gegen Duvnjak, Gegenstoß Schmid: Beim 20:19 sind die Löwen wieder dran (47.).

Stark die Reaktion der Kieler: Magnus Landin schließt seinen klugen Einläufer zum 21:19 ab. Nach einer nervösen Phase mit Fehlern auf beiden Seiten behält Niclas Ekberg vom Siebenmeter-Strich die Nerven, macht das 22:19 (50.). Den Löwen nimmt das den noch einmal gewonnenen Wind aus den Segeln. Näher als auf zwei Tore kommen sie, trotz beherzten Kampfes, nicht mehr heran (23:21, 53.). Am Ende geht es ein wenig dahin, ziehen die Zebras deutlich davon – auch weil den Löwen offensiv gar nichts mehr gelingt. Den Schlusspunkt setzt der vor allem defensiv überragende Patrick Wiencek mit dem 27:21 (59.).

THW Kiel – Rhein-Neckar Löwen 27:21 (13:15)

Kiel: N. Landin, Quenstedt – Duvnjak (6), Reinkind (4), M. Landin (4), Weinhold, Wiencek (3), Ekberg (5/3), Rahmel, Dahmke, Zarabec (1), Horak, Bilyk (3), Pekeler, Nilsson (1)

Löwen: Appelgren, Palicka (31.-39.) – Schmid (6/4), Kirkeløkke (6), Lagarde, Tollbring (1), Abutovic, Mensah (1), Fäth, Groetzki (4), Guardiola (1), Gislason, Ganz, Kohlbacher (2), Kessler

Trainer: Filip Jicha – Martin Schwalb

Schiedsrichter: Jörg Loppaschewski / Nils Blümel

Strafminuten: N. Landin (2), Wiencek (2), Weinhold (2) – Mensah (4), Kohlbacher (2), Kirkeløkke

Siebenmeter: 3/4 – 4/5

Kiel: Ekberg scheitert an Appelgren (4.)

Löwen: Schmid scheitert an N. Landin (33.)

Spielfilm: 1:0, 1:1, 5:4, 5:6, 6:6, 6:8, 8:9, 8:11, 11:11, 12:12, 13:13, 13:15 (HZ), 18:15, 18:16, 20:16, 20:19, 22:19, 23:21, 27:21 (EN)

Bilder: Michaela Kösegi