Veröffentlichung:

Blaues Auge vor dem Fest (MM)

Festtagsmienen sehen anders aus, immer wieder musste die unschuldige Tür zum Kabinentrakt der Rhein-Neckar Löwen in der SAP Arena als Frustableiter herhalten. Den Abschied in die zweitägige Weihnachtspause hatten sich die Profis des Tabellenführers anders vorgestellt – und dabei kamen sie beim 26:26 (16:12) gegen Frisch Auf Göppingen noch mit einem blauen Auge davon. Schließlich gingen die Schwaben 35 Sekunden vor dem Abpfiff beim 25:26 erstmals in der gesamten Partie in Führung und es sah bereits nach der zweiten Saisonniederlage aus. Doch der wieder erstarkte Kim Ekdahl du Rietz schloss den folgenden Überzahl-Angriff der Löwen drei Sekunden vor dem Abpfiff mit seinem siebten Treffer zum 26:26-Endstand ab.

Mit seiner Leistung vor 13 200 Zuschauern in der ausverkauften Arena war der schwedische Nationalspieler nach seinen überwundenen Knieproblemen einverstanden, richtige Zufriedenheit wollte sich aber beim 23-jährigen Rechtshänder nicht einstellen. „Wenn das Spiel so ausgeht, kann man sich nicht so sehr über das letzte Tor freuen“, hätte Ekdahl du Rietz natürlich lieber den Siegtreffer erzielt – doch dafür war die Vorstellung der Gelbhemden in der zweiten Halbzeit zu fehlerhaft.

Der erste Durchgang lief dagegen wie erwartet für den Tabellenführer, der sich nach dem 5:5 (12.) auf 10:6 absetzen konnte (20.). Gegen die ersatzgeschwächten Schwaben, die nach dem Abschlusstraining kurzfristig auch noch auf Momir Rnic und Tim Kneule verzichten mussten, nahmen die Löwen diesen Vorsprung auch mit in die Pause. „Das war eine gute erste Halbzeit“, bilanzierte Trainer Gudmundur Gudmundsson, der nach dem Seitenwechsel und Patrick Groetzkis Tor zum 17:12 dann aber mit ansehen musste, wie seine Löwen in den kommenden zehn Minuten nur noch zwei Tore warfen und auch in der Abwehr mehr und mehr den Zugriff verloren. „Wir waren da nicht mehr offensiv genug, die Räume waren zu groß und wir haben zu viele Eins-gegen-Eins-Situationen verloren“, beschrieb Rechtsaußen Groetzki den schleichenden Niedergang der Kampfkraft in den Löwen-Reihen, die nun ebenfalls mit den Schiedsrichterentscheidungen zu kämpfen hatten. Das Gespann Colin Hartmann/Stefan Schneider ließ nun deutlich mehr zu, die Partie entwickelte sich zu einem reinen Kampfspiel, was vor allem Göppingen entgegenkam. Doch nicht nur, dass Frisch Auf nach manchem Pfiff noch eine zweite Chance bekam, machte den Löwen zu schaffen, sondern im weiteren Verlauf fanden immer mehr Abpraller den Weg zurück zu den Grün-Weißen. „Da waren wir nicht rechtzeitig zur Stelle“, monierte Coach Gudmundsson, der auch mit manchen Überzahlsituationen unzufrieden war. Die Folge: Beim 19:18 (44.) war Göppingen wieder auf Tuchfühlung und biss sich nun schmerzhaft fest. Mehr als zwei Tore Vorsprung wollten den Gelbhemden nicht mehr gelingen, Ex-Löwe Michael Haaß traf zum 24:24 (56.) und das 25:24 Peterssons beantwortete Göppingens Kreisläufer Manuel Späth mit einem Doppelpack, bevor Ekdahl du Rietz wenigstens noch den Punkt rettete.

„Wenn wir zuvor konsequenter mit unseren Möglichkeiten umgegangen wären, hätten wir sogar früher führen können“, trauerte Göppingens bester Werfer Haaß (6 Tore) einigen Chancen nach, am Ende waren die Schwaben mit dem Zähler beim Tabellenführer aber zufrieden. „Heute haben ganz wenige Leute gedacht, dass etwas möglich ist“, blickte Frisch-Auf-Trainer Velimir Petkovic auf die personelle Ausgangsposition seines Kaders. „Deshalb war das ein wichtiger Punkt für die Moral“, stellte Petkovic fest. Löwen-Geschäftsführer Thorsten Storm führte die Beinahe-Niederlage der Badener auf die „zu leichten Fehler in der Abwehr“ zurück, wollte sich die Festtagsstimmung allerdings nicht vermiesen lassen: „Kaum einer hätte uns doch im Sommer zugetraut, dass wir uns mit nur drei Minuspunkten unter den Christbaum setzen. Wir können sicher mit erhobenem Haupt aus diesem Spiel gehen.“

Löwen: Landin, Stojanovic (n.e.) – Schmid (5/2), Roggisch, Sesum (1), I. Guardiola, Sigurmannsson (2), Myrhol (3), Steinhauser (n.e.), Groetzki (4), G. Guardiola, Petersson (4), Bitz (n.e.), Ekdahl du Rietz (7).

Von Thorsten Hof