Veröffentlichung:

Bleibt Nielsen den Löwen 15 Millionen schuldig? (MM)

Nach seinem Rückzug beim Bundesligisten wirft der Geldgeber auch in Kopenhagen hin / Spekulationen über ausstehende Zahlungen

MANNHEIM. Schnelle Autos, flotte Sprüche, große Investitionen: Jesper Nielsen hatte jahrelang den Fuß nur auf dem Gaspedal. Doch jetzt hat der Däne zum zweiten Mal binnen weniger Monate auf die Bremse getreten. Nach seinem Ausstieg als Geldgeber und Aufsichtrats-Vorsitzender beim Handball-Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen warf der streitbare Däne nun auch bei AG Kopenhagen hin. Offizielle Begründung: die Medien. Die Zeit bei seinem Heimatklub sei eine „fantastische Reise zurück in die Kindheit“ gewesen, sagte der Unternehmer, der den Verein aus den Niederungen des Amateur-Handballs ins Halbfinale der Champions League führte. Eine Schmutzkampagne gegen ihn erschwere jedoch die Geschäftsmöglichkeiten seines Klubs, weshalb er sich umgehend zurückziehe.

„AG Kopenhagen ist entstanden, um zu bleiben. Persönlich bin ich es allerdings leid, in den Medien immer wieder aufgehängt zu werden, weil irgendeine Zeitung ihre Auflage aufbessern möchte“, erklärte Nielsen, der vor allem das „Ekstra Bladet“ beschuldigt, ihn persönlich zu verfolgen. Klar ist: Der „Sonnenkönig aus Kopenhagen“ konnte Kritik an seiner Person schon zu Zeiten bei den Löwen nur schwerlich ertragen.

Pandora schwächelt an der Börse

Doch lässt man deshalb seine große Liebe, seinen Heimatverein, in den er so viel Geld, Zeit und Herzblut investiert hat, einfach zurück? Kaum vorstellbar. Seinen Ausstieg bei den Löwen begründete er immer damit, dass dies die Europäische Handball-Föderation (EHF) von ihm verlange, weil niemand bei zwei Klubs aktiv sein dürfte. Der Verband habe ihm gar die Pistole auf die Brust gesetzt – was nicht stimmte, wie EHF-Generalsekretär Michael Wiederer dieser Zeitung sagte: „Wir als Verband verbieten kein finanzielles Engagement von Herrn Nielsen bei den Löwen.“ Ein Sponsoring bei mehreren Vereinen sei möglich und zulässig.

Steckt also etwas anderes hinter dem doppelten Rückzug des Blondschopfes? Dänische Medien berichten zumindest seit Monaten von einem schwindenden Vermögen eines Lebemannes. Von „Geschäftsabenteuern“ und einem „leeren Geldschrank“ ist die Rede, AG Kopenhagen machte durch Investitionen in teure Stars im vergangenen Geschäftsjahr ein Minus von sechs Millionen Euro. Fakt ist zudem: Nielsen erwartete durch den Verkauf seiner Anteile an Pandora deutlich mehr Einnahmen als es nun tatsächlich geschehen ist. Der Aktienkurs der Schmuckmarke stürzte in den vergangenen zwölf Monaten um mehr als 65 Prozent ab.

Hinter dem Ausstieg Nielsens in Kopenhagen und seinem angeblichen finanziellen Engpass werden Forderungen der Löwen vermutet. Angeblich schuldet der Däne dem Bundesligisten aufgrund vertraglicher Vereinbarungen bis 2015 noch rund 15 Millionen Euro. Seine Villa auf Mallorca soll schon verpfändet worden sein.

Thorsten Storm, Geschäftsführer des Bundesligisten, wollte sich dazu ebenso wenig äußern wie zu der Frage, ob der Däne mit Zahlungen im Rückstand sei und wie sich das gegebenenfalls auf den aktuellen Spielbetrieb auswirke.

Der Manager räumte lediglich ein, dass Nielsens überraschender Rückzug den Löwen weiterhin Probleme bereite. Um knapp zwei Millionen Euro wurde der Etat reduziert, schon im Juni erklärte Storm: „Wir haben den Etatplan unter schwierigsten Umständen für die nächsten Jahre komplett auf den Kopf gestellt.“ Und in Richtung Nielsen sagte er: „Wir haben unsere vertraglichen Vereinbarungen immer eingehalten und gehen davon aus, dass dies der andere Vertragspartner auch tut.“

Anfragen dieser Zeitung ignoriert Nielsen seit Monaten, nun teilte er in einer persönlichen Erklärung mit, sich überhaupt nicht mehr öffentlich zu äußern – was wohl nicht von Dauer sein wird. Denn vorsichtshalber kündigte er schon einmal zwei Interviews an.