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Champions League: Die Löwen gewinnen in St. Petersburg mit 32:23 (RNZ)

Zwar spulten die Mannheimer souverän ihr Pensum herunter, allerdings war diesmal vieles anders.

St. Petersburg. Schlösser, Prunkbauten, historische Gebäude an allen Ecken und Enden. St. Petersburg hat was, ist immer eine Reise wert. Das Weltkulturerbe zieht die Touristen in Scharen an. Täglich kommen sie, saugen das historische Ambiente auf. Am Wochenende traf nun auch eine badische Reisegruppe in der Zarenstadt ein. Mit Koffern und vor allem – ganz wichtig – mit Sporttaschen. Es war nämlich keine gewöhnliche Reisegruppe. Sightseeing gab’s nur am Rande, im Fokus stand der Job, der Sport, der Handball: Die Rhein-Neckar Löwen kamen um zu glänzen, um zwei weitere Punkte auf ihr Champions-League-Konto zu packen.

Und das gelang. Souverän spulten die Gelben ihr Pensum herunter, gewannen mit 32:23 (18:10). Allerdings war diesmal vieles anders. Insbesondere die Spieler, die da in den gelben Leibchen über die Platte rasten. Trainer Gudmundur Gudmundsson machte nämlich wahr, was er zuvor angekündigt hatte. Da es für die Löwen am vorletzten Tag der Gruppenphase eigentlich um nichts mehr ging, schickte der Isländer fast 60 Minuten lang den zweiten Anzug aufs Feld, schonte die Stars.

Der Manager fand’s klasse. Thorsten Storm: „Es war wichtig, dass alle gespielt haben, die nicht zur ersten Besetzung gehören. So konnten alle Spielpraxis und Selbstvertrauen sammeln.“ Denn auch der Nordmann weiß: „Wir werden alle Spieler brauchen, wenn wir etwas erreichen wollen.“ Und erreicht werden kann bekanntlich noch viel. In der Königsklasse, im DHB-Pokal, in der Meisterschaft. Der Tanz auf drei Hochzeiten also. In der Liga sind die Löwen nun gar Zweiter, denn Flensburg verlor gestern überraschend 26:27 in Hannover.

Erst gar nicht in St. Petersburg dabei waren Kreismann Bjarte Myrhol und Rechtaußen Rajko Prodanovic. Myrhol wurde geschont, weil er sich mit Nackenproblemen herumplagt, Prodanovic, weil ihn derzeit ein Faserriss in der Bauchmuskulatur außer Gefecht setzt.

Hervorheben wollte Storm beim Schaulaufen in St. Petersburg niemanden. Alle hätten es gut gemacht, gezeigt, warum sie Löwen sind. Trotzdem haben gerade Stefan Sigurmannsson, der diesmal den Platz von Uwe Gensheimer einnahm, und Zarko Sesum einen starken Eindruck hinterlassen. Sigurmannsson wirbelte auf der linken Außenbahn und bewies bei den Strafwürfen seinen Killerinstinkt. Insgesamt war der Isländer sieben Mal erfolgreich. Sesum brachte es auf sechs Treffer. Kaltschnäuzig, mit einer enormen Wucht, schlug der Serbe immer wieder aus der zweiten Reihe zu. Sigurmannsson und Sesum – zwei, die in Russland definitiv Selbstvertrauen gesammelt haben.

Doch bei all der Freude über die gewonnene Spielpraxis unter Wettbewerbsbedingungen: Machen solche Reisen wirklich Sinn? Gegen Gegner, die eher gehobenes Zweitligaformat haben? Eher nicht. Storm beurteilt die Lage ähnlich, umschreibt sie nur anders, diplomatischer. Er sagt: „Ich fände eine schlankere Champions League besser. Allerdings ist die vierte deutsche Mannschaft sicher auch stärker als St. Petersburg, Celje oder Zaporozhye.“ Und weiter: „Sportlich ist das alles nicht so einfach mit dem Handball in Europa.“

Wie auch immer, schon am Donnerstag ab 19 Uhr wartet im Harres in St. Leon-Rot mit dem RK Celje die nächste „Hürde“ in der europäischen Königsklasse. Der nächste Spaziergang? Nicht ganz. Celje ist stärker als St. Petersburg. Das hat die Gudmundsson-Sieben im Hinspiel bereits zu spüren bekommen. Beim slowenischen Rekordmeister reichte es „nur“ zu einem 28:25-Erfolg, nachdem die Löwen zur Halbzeit eigentlich schon deutlich mit 13:7 geführt hatten.

Rhein-Neckar Löwen: Sigurmannsson 7/2, Sesum 6, Gorbok 5, Groetzki 4, Ekdahl du Rietz 3, Isaias Guardiola 2, Schmid 2, Gedeon Guardiola 1, Roggisch 1, Petersson 1.

Von Daniel Hund