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Champions League: Löwen sind ausgeschieden (RNZ)

29:31 in Szeged: „Zwei Mal nicht unsere Topform erreicht“

Die Blicke leer, die Schultern hängend. Die Rhein-Neckar Löwen waren gestern Abend in ihrer eigenen Welt, als sie um kurz vor 19 Uhr von der Platte schlichen. Eine Welt aus Frust und Trauer, ohne Lichtblick. Denn nur Sekunden zuvor war ihr großer Traum geplatzt: Das Champions League Final Four 2015 wird ohne die Badener stattfinden. Die sind nämlich gescheitert, frühzeitig wohlgemerkt, schon im Achtelfinale. Der Varosi Sportcsarnok war Endstation. Im Rückspiel setzte es bei Pick Szeged eine 29:31 (13:16)-Pleite.

Zwei Spiele, zwei Niederlagen – das kann nicht reichen. So sah es auch der Löwen-Geschäftsführer. Lars Lamadé, der Enttäuschte: „Wir haben erneut zu viele Fehler begangen und die Chancen nicht genutzt, aber unter dem Strich sind wir über beide Partien verdient ausgeschieden.“ Ehrliche Worte, die gerade unmittelbar nach so einem Knockout richtig schwer fallen. Aber auch Co-Trainer Oliver Roggisch wählte sie: „Wir haben leider zwei Mal nicht unsere Topform erreicht. Die Enttäuschung ist natürlich riesig.“ Sagte der lange Blonde, der in seiner aktiven Karriere so manche Handball-Schlacht geschlagen hat.

Eine Reise ins Ungewisse war es nicht. Die Löwen wussten genau, was auf sie zu- kommt: Schwerstarbeit. 60 Handball-Minuten voller Kampf, Leidenschaft und spielerischer Klasse mussten her. Oder anders: Im Rückspiel war fast schon ein kleines Wunder gefragt. Es galt ein 30:34 aufzuholen. Und das in diesem Hexenkessel.

Doch es ging gut los. Anders als zuletzt traten sie auf, die Besten aus dem Südwesten. Deutlich defensiver. Rings um Abwehrkoloss Gedeon Guardiola, der in Mannheim noch verletzt fehlte, formierte sich das gelbe Bollwerk. Mit Erfolg. Nach sechs Minuten führten Uwe Gensheimer und Co. mit 4:2. Ein Tempogegenstoß nach dem anderen wurde gelaufen.

Wenig später waren es dann erstmals drei Tore (7:4/10.). Das anvisierte Wunder schien zum Spaziergang zu werden. Auch dank Keeper Niklas Landin. Der war sofort auf Betriebstemperatur. Doch Szeged schlug zurück, jubelte in der 17. Minute seinerseits über eine 9:8-Führung. Hin und her ging es nun. Mit viel Kampf und wenig Glanz.

Beim 10:10 (20.) hatte Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen dann fürs Erste genug gesehen. Der Däne holte seine Asse zusammen: Auszeit. Er sprach an, was ihm nicht passte. Besser wurde es aber auch danach nicht. Der Positionsangriff war zu statisch. Die Ideen fehlten. Die Ungarn hatten sie. Der Halbzeitstand: Szeged 16, Löwen 13.

War’s das bereits? Irgendwie schon. Schließlich hätte der deutsche Vize-Meister den zweiten Durchgang nun gar mit einer Differenz von acht Toren gewinnen müssen. Aber der Wille war da: Die 40. Minute war kaum angebrochen, da ballte Jacobsen am Spielfeldrand die Faust: 20:18. Für die Löwen, gegen Szeged. Allerdings brachten sie es nicht zu Ende. „Da fehlt uns eben auch etwas die Breite im Kader“, gab Roggisch zu bedenken: „Denn so ein Spiel geht schon sehr an die Substanz.“

Wie auch immer, der badische Tanz auf drei Hochzeiten ist beendet. Zwei sind ja aber auch nicht schlecht. Roggisch nickt: „Das Positive ist nun, dass wir uns voll auf den Pokal und die Meisterschaft konzentrieren können.“ Und weiter: „Da wollen wir nun das Bestmögliche rausholen.“

Hört sich gut an.

Von Daniel Hund