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Champions-League Viertelfinale der Löwen: „Diese Woche wird der Wahnsinn“ (RNZ)

Die Rhein-Neckar-Löwen treffen am Osterwochenende auf den FC Barcelona

Heidelberg. Es war exakt 18.20 Uhr, als es am Montagabend in der SAP Arena erstmals richtig laut wurde: Da kam Talant Dujshebaev, 45, der Trainer von Vive Kielce, gerade um die Ecke. Die Hände lässig in den Hosentaschen vergraben, mit einem verlegenen Lächeln auf den Lippen. Begrüßt wurde er unschön: Mit Pfiffen, mit abfälligen Gesten. Und er stiefelte nicht alleine ins „Ufo“: Der Kirgise hatte Begleitschutz. Zwei Ordner, ganz in schwarz gekleidet, folgten ihm auf Schritt und Tritt. Eine Vorsichtsmaßnahme, die er rund zehn Tage zuvor selbst ausgelöst hatte: Mit seinem unschönen Tiefschlag gegen Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson.

Der Abgang war dann unspektakulärer. Heimlich, still und leise schlich Dujshebaev nach der 23:27-Pleite und dem damit verbundenen Scheitern in der Champions League zur Pressekonferenz. Und dabei wählte er einen ungewöhnlichen Weg. Nicht etwa den Katzensprung über die Löwen-Platte, sondern die umständliche und abgeschiedene Route durch die Katakomben. Die Schultern hingen, das Lächeln war weg. Sorgenfalten hatten es verdrängt. Auf dem Pressepodium gab er sich dann versöhnlich: „Wir haben ein Spiel zweier Spitzenteams gesehen, das am Ende mit Niklas Landin ein Torhüter entschieden hat.“

Löwen-Manager Thorsten Storm verfolgte die Pressekonferenz im Stehen. Gut gelaunt natürlich. Auch einen kleinen Seitenhieb auf Dujshebaev konnte er sich nicht verkneifen. Der Nordmann: „Sein Verhalten nach dem Hinspiel war ein Riesen-Motivationsschub. Für unsere Spieler und die Zuschauer.“

Plötzlich schlug der Stormsche Frohsinn dann aber um. In Hektik. „Entschuldigung“, rief er in die Presserunde, „Entschuldigung, aber jetzt muss ich weg.“ Storm hatte nämlich ein Problem: Er sollte gestern gegen 11 Uhr bei der Viertelfinal-Auslosung in Wien sein, hatte am späten Montagabend aber noch kein Flugticket. Doch es darf kein falscher Eindruck entstehen, Storm glaubte immer ans Weiterkommen. Die Last-minute-Buchung war eher seinem Aberglauben geschuldet. Sein Vertrauen in die Mannschaft ist riesig: „Das ist eine tolle Truppe, die immer mit viel Herz und Leidenschaft spielt.“

Und diese Vorzüge soll nun auch der ruhmreiche FC Barcelona zu spüren bekommen. So heißt er nämlich, der Gegner im Viertelfinale. Das ergab die Auslosung im Wiener Gartenhotel Altmannsdorf. Der nächste Kracher also. Barca, das ist die aktuell vielleicht stärkste Sieben der Welt. Der Respekt bei den Löwen ist groß. „Barcelona hat eine unglaubliche Mannschaft beisammen“, sagt Gudmundsson und beginnt zu schmunzeln: „Trotzdem freuen wir uns natürlich sehr auf diese Aufgabe.“

Angst wäre sowieso fehl am Platz. Denn diese Löwen brauchen sich vor niemanden zu verstecken. Gudmi nickt: „Auch wir sind eine große Mannschaft und können jeden schlagen – selbst Barcelona.“

Das Hinspiel gegen die Weltauswahl aus Katalonien wird am Osterwochenende in Mannheim steigen. Entweder am 19. oder 20. April. Gudmundsson hofft auf Sonntag, den 20. April. Und das aus gutem Grund. Das „Vorprogramm“ zum Königsklassen-Kracher hat es nämlich in sich: Am Wochenende zuvor müssen die Badener beim Pokal-Final-Four in Hamburg (12./13. April) ran, mittwochs folgt dann das Bundesliga-Heimduell gegen Kiel (9. April) – ein Tag mehr Pause kann da Wunder bewirken. „Diese Woche wird so oder so der Wahnsinn“, grübelt Gudmundsson.

Und auf die kann sich der Trainerfuchs nun in Ruhe vorbereiten: Bis zum Final Four in der Hansestadt sind die Löwen spielfrei.

Von Daniel Hund