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Coole Löwen im Hexenkessel (SOAK)

Heißblütige Fans, emotionale Gesänge, lautstarke Pfiffe – und ganz coole Rhein-Neckar Löwen: Im Hexenkessel von Velenje gewinnt der Handball-Bundesligist das Viertelfinal-Hinspiel im EHF-Cup mit 27:25 (14:13) und steht vor dem zweiten Duell am Samstag (19 Uhr) in der Mannheimer MWS Halle mit einem Bein im Halbfinale. Goran Stojanovic wird zum Erfolgsgaranten und Ivan Cupic gefeiert.

Die slowenischen Fans feierten ihn, riefen seinen Namen. Der verlorene Sohn, er war zurückgekehrt – wenn auch nur im Trikot des Gegners. Doch die Verdienste von Ivan Cupic haben die Anhänger von RK Gorenje Velenje nicht vergessen. Meister wurde der Rechtsaußen der Rhein-Neckar Löwen mit seinem Ex-Verein, gegen den er sich besonders viel vorgenommen hatte. Möglicherweise zu viel. Der Linkshänder wirkte verkrampft und übermotiviert, vor dem Tor fehlten Lockerheit und Kaltschnäuzigkeit. Nach 30 Minuten standen zwei Treffer auf seinem Konto bei sechs Versuchen. „Torwart Ivan Gajic kennt mich einfach zu gut. Und vielleicht habe ich mir auch ein wenig zu viel Druck gemacht“, meinte Cupic, der in der zweiten Halbzeit für Patrick Groetzki weichen musste und erst in der Schlussphase zurückkehrte, als sein Ersatz angeschlagen vom Feld humpelte. Einen Treffer steuerte Cupic noch zum 27:25-Sieg im Viertelfinal-Hinspiel des EHF-Cups bei. „Ich habe vor dieser Halle und diesem Gegner gewarnt“, meinte der Kroate, der sich über den „tollen Empfang wahnsinnig freute“.

Zu Beginn nahm bei den Löwen Michael Müller das Heft in die Hand: Mit seinem vierten Treffer besorgte er nicht nur die 8:6-Führung (14.) gegen die ungemein aggressive und bewegliche slowenische Deckung, sondern zog auch noch eine Zeitstrafe gegen Niko Medved. In Überzahl legte Uwe Gensheimer das 9:6 (15.) nach.

Bis dahin lief für die Badener alles nach Plan, doch mehr und mehr ging der Spielfluss verloren, die vom Ex-Löwen Nikola Manojlovic organisierte Abwehr brachte Velenje zurück ins Spiel. Der Serbe lieferte sich packende Duelle mit Kreisläufer Bjarte Myrhol, der kaum zum Zug kam. Mehrmals rettete Torwart Goran Stojanovic in Weltklasse-Manier und verteidigte den Vorsprung der Badener, nach 22 Minuten war dann aber doch der 10:10-Ausgleich gefallen. Längst war das spielerische Niveau überschaubar, beide Mannschaften lieferten sich einen packenden Kampf um jeden Ball, um jeden Zentimeter. „Wir hätten zur Pause höher als 14:13 führen müssen, haben aber den Faden verloren“, monierte Trainer Gudmundur Gudmundsson.

War die Stimmung auf den Rängen in der ersten Halbzeit schon emotional, so wurde es nach dem Seitenwechsel heißblütig. Bei jeder Schiedsrichter-Entscheidung gegen ihre Mannschaft sprangen die slowenischen Anhänger wütend von ihren Sitzen, die Hektik übertrug sich auf das Spielfeld. Es ging hin und her, kein Team konnte sich entscheidend absetzen. Müller traf zum 16:14 (33.), vier Minuten später lagen die Löwen bereits wieder zurück (16:17/37.). Beide Mannschaften suchten ihre Linie, bis Manojlovic bei Velenje das Kommando übernahm. Mit seinem sechsten Treffer bescherte der Ex-Löwe seinem Team das 22:20 (47.), während der badische Rückraum Mitte der zweiten Halbzeit nahezu gar keine Torgefahr mehr ausstrahlte. „Das war eine ganz kritische Phase, aber meine Mannschaft hat Charakter gezeigt“, lobte Gudmundsson sein Team, in dem Stojanovic mit 19 Paraden zum Matchwinner wurde. Er blieb sogar ganz cool, als ihm Niko Medved einen Siebenmeter genau ins Gesicht warf und die Rote Karte sah. „Ich lebe noch“, konnte der Torwart trotz knallroter Wange schon wieder lachen, denn in den Schlussminuten behielt nicht nur er einen kühlen Kopf. Nach dem 23:23 durch Karol Bielecki (54.) zogen die Löwen bis zum Abpfiff auf 27:25 davon.

Von Marc Stevermüer