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Corona-Update: Geteilte Abneigung gegen Geisterspiele und die Hoffnung auf den 1. September

Handball-Klubs und Liga-Verband arbeiten an unterschiedlichen Szenarien, kämpfen mit den Folgen der Krise und nehmen ihre Fans mit ins Boot

Wann wird die SAP Arena wieder so voll sein?

Seit bald zwei Monaten ruht der Handball-Sport. In allen Klubs, von der ersten bis zur letzten Liga, steht aktuell vor allem eines auf der Tagesordnung: Schäden, die durch die Corona-Krise verursacht wurden und noch werden, abzuschätzen, einzuordnen, zu minimieren – und, wo möglich, Pläne zu schmieden für die Zukunft. Dass diese mindestens so ungewiss ist wie es sämtliche Folgen der Pandemie sind, bedeutet eine Herausforderung für alle Beteiligten. Insbesondere für die Bundesliga-Klubs und die HBL.

Andreas Wäschenbach, „Herr der Spielpläne“ bei der Handball-Bundesliga, hat derzeit einen der anspruchsvollsten Jobs. Er arbeitet parallel an mehreren Spielplan-Modellen – je nach dem, wann die Saison 2020/21 beginnen wird. Absehbar ist das nämlich noch nicht, wenngleich die HBL-Verantwortlichen aktuell vom 1. September als Saisonbeginn ausgehen. Bis zum 31. August gilt – Stand heute – das bundesweite Verbot von Großveranstaltungen. Ab dann, so der optimistische Ansatz, besteht zumindest die Möglichkeit, Großveranstaltungen, unter die auch Spiele in der Handball-Bundesliga fallen, wieder über die Bühne gehen zu lassen.

Gleichzeitig zum Modell für den Stichtag 1. September arbeitet Wäschenbach auch an Alternativen, die sich mit Startterminen jenseits des aktuellen Optimums beschäftigen. In einem der am wenigsten prickelnden Fälle, bei dem man von einem Saisonstart im Jahr 2021 ausgeht, sei sogar ein Szenario vorstellbar, in dem man über das Kalenderjahr hinweg spiele – inklusive Sommerpause. Dies sagte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann im Podcast „Kreis ab“.

Geisterspiele: lieber keines als eines

In einer leeren Arena will keiner spielen.

In einem sind sich alle einig: Geisterspiele, sofern man sie verhindern kann, soll es keine geben. Sollte es sie geben müssen, ist der Wille der HBL groß, diese auf ein Minimum zu beschränken. Ohne die Vereine, die Geisterspielen – gelinde gesagt – skeptisch gegenüberstehen, habe der Liga-Verband schließlich keine Funktion mehr und müsse entsprechend auch in deren Interesse handeln, sagte Bohmann bei „Kreis ab“. So gesehen müssen sich unter anderem die Fans der Rhein-Neckar Löwen keine Sorgen machen, einen Großteil der Heimspiele der kommenden Saison höchstens am Fernseher verfolgen zu können.

Die Handball-Bundesligisten versuchen derweil, ihre Fans so gut es geht bei Laune zu halten beziehungsweise Geld in die sich zunehmend leerenden Kassen zu spülen. So verkauft der SC DHfK Leipzig „Helden-Tickets“, die Eulen Ludwigshafen versuchen, „Flügel-Verleiher“ zu mobilisieren. Beim THW Kiel ruft man genauso wie bei den Löwen die Fans dazu auf, von der Erstattung des Preises für gekaufte und verfallene Heimspiel-Tickets abzusehen. In Sachen Unterhaltung haben sich die Löwen mittlerweile sehr breit aufgestellt und bieten neben der Löwen-Quiz-Zeit (donnerstags und sonntags) noch ein eigenes Fitness-Programm (dienstags), eine kleine Sprachschule (mittwochs) und die äußerst beliebte „HandballHomeChallenge“ (montags und freitags) an. Letztere ging Dank Uwe Gensheimers berühmtem Dreher viral und erreichte alleine auf Facebook einen sensationellen Reichweiten-Wert.

Bei allem kreativen und solidarischen Input: Der Handball selbst fehlt natürlich an allen Ecken und Enden. Und so bleibt vor allem eines: die Hoffnung, dass es am 1. September wieder losgeht. Die HBL und alle Klubs werden jedenfalls alles dafür tun, dass es so kommen kann.