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Das doppelte Löwengesicht

Mannheim. Mal fantastisch, mal fürchterlich, in der Schlussphase dann aber fehlerlos: Nach dem umkämpften 31:28 (16:13)-Erfolg über Verfolger VfL Gummersbach – dem sechsten Sieg in Serie – können die Rhein-Neckar-Löwen weiterhin ihre Krallen nach dem für die Champions-League berechtigten dritten Tabellenplatz ausfahren.

Die Löwen starteten furios, nach 91 Sekunden lagen sie durch Treffer von Michael Müller und Karol Bielecki 2:0 in Führung. Der Beginn eines Abend-Sparziergangs? Von wegen!

Gummersbach fing sich und ließ sich nicht abschütteln. Wie kleine Raubkätzchen, die den großen Löwen nacheifern wollen. Die Löwen taten ihnen diesen Gefallen sich ärgern zu lassen. Auf den fantastischen Beginn folgten nämlich zwei verschossene Siebenmeter und ein schlechtes erstes Überzahlspiel. Gummersbach konnte trotz eines Spielers weniger auf dem Parkett auf 4:5 durch Robert Gunnarsson, der ab der kommenden Saison bei Löwen spielen wird, verkürzen (10.). Der VfL ließ sich auch in der Folge (vorerst) nicht abschütteln.

Erst in den letzten fünf Minuten vor der Pause gelang es den Löwen sich erstmals auf drei Treffer (15:12./27.) davon zu stehlen. Einen maßgeblichen Anteil daran ist Torwart Slawomir Szmal zuzuschreiben, der mit drei Paraden zwei erfolgreiche Tempogegenstöße von Uwe Gensheimer und Patrick Groetzki einleitete. Als ein furioses Löwen-Rudel Anfangs der zweiten Hälfte die Gäste förmlich zermalmte, schien die Gummersbacher zu Raubkätzchen gezähmt. Am hungrigsten zeigte sich dabei Karel Bielecki, der den Gästen fünf der ersten sieben Gegentreffer der zweiten Halbzeit ins Netz jagte.

Was dann jedoch folgte, „darf nicht passieren“, wie es Mittelmann Snorri Gudjonsson ausdrückte, passierte jedoch. Und könnte ein Vorgeschmack auf das in neun Tagen folgende Pokal-Halbfinale der Beiden im Rahmen des Final-Four-Turniers in Hamburg gewesen sein. Der VfL Gummersbach bastelte nämlich an der Deckung, stellte auf eine offensive Abwehrreihe um, Grundlage der Siege über Spitzenreiter HSV Hamburg und Serienmeister THW Kiel (im Pokal). Auch die Löwen fanden (noch) keine rechte Antwort darauf – was sich bis zum 10. April ändern sollte.

„Jeder hat im Angriff plötzlich gemacht, was er will“, moserte Rechtsaußen Patrick Groetzki. Damit spielten sie den Gästen in die Karten, die innerhalb weniger Minuten zum 25:25 ausglichen (49.). Sollten die Kätzchen den Löwen den eigentlich schon sicheren Fraß, sprich die zwei Punkte, noch wegschnappen? Gespeist wurde dann jedoch in Mannheim, weil sich die Löwen in den letzten zehn Minuten zusammenrissen und auf Grund einer konzentrierten Abwehrarbeit und einigen gelungen Angriffen auf 31:28 davonzogen. „Wir haben nochmal auf den richtigen Weg zurückgefunden“, lobte Trainer Ola Lindgren.

Rhein-Neckar-Löwen: Szmal, Fritz (für sieben Siebemeter) – Müller (1), Gudjonsson (6/3), Bielecki (8) – Groetzki (3), Gensheimer (4) – Myrhol (3) – Roggisch, Klimovets (1),Stefansson (3/1), Manojlovic (2), Harbok, Bruhn, Prieto (beide n.e.)
VfL Gummersbach: Stojanovic – Pfahl (6/2), Krantz (1), Schindler – Zrnic (2), Lützelberger (2) – Gunnarsson (5) – Vukovic (1), Szilagyi (7/4), Rahmel (2), Teppich, Fäth (2)
Spielfilm: 2:0 (2.), 6:4 (11.), 9:7 (18.), 15:12 (27.), 16:13 (HZ), 19:14 (33.), 25:20 (42.), 25:25 (49.), 28:25 (52.), 28:27 (54.), 31:28 (Ende) – Zeitstrafen: 4/4 – Rote Karte: Krantz (60.) – Siebenmeter: 6/8 – Beste Spieler: Bielecki, Gudjonsson – Pfahl, Szilagyi – Zuschauer: 10.189 – Schiedsrichter: Fleisch (Ostfildern)/Rieber (Nürtingen).

Von Thorsten Eisenhofer

 01.04.2010