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Das Ende des „Abwehr-Ausbildungsvereins“

Sarajevo. Immer wieder landete der Ball in der Deckung. Und dann ging sofort die Post ab. Ruckzuck schwärmten die Rhein-Neckar Löwen aus, schalteten blitzschnell von Abwehr auf Angriff um. Und meistens war es dann Uwe Gensheimer, der den Ball im Tor von Bosna Sarajevo beim 39:24-Auswärtssieg in der Champions League versenkte.

„Wir sind abhängig von unserer Abwehr, denn wird sind eine gute Gegenstoß-Mannschaft“, sagte Ólafur Stefánsson: „Und momentan steht unsere Deckung super.“ Lobende Worte, die besonders Abwehrchef Oliver Roggisch gerne vernommen haben dürfte. Der Weltmeister von 2007 hatte in den vergangenen zwei Jahren allzu oft Kopf und Kragen riskieren müssen, um die Lücken in der Defensive zu schließen. Fast schon verzweifelt nannte er seinen Klub einmal „Abwehr-Ausbilungsverein“. Doch aus der einstigen Schwäche scheint langsam eine Stärke zu werden. „Wir arbeiten im Training viel daran“, sagte Roggisch: „Es ist ein Vorteil, dass wir nicht mehr so oft wechseln. Ich spiele im Innenblock nur noch mit Bjarte Myrhol oder Nikola Manojlovic zusammen. Das passt ganz gut.“ Der Abräumer in der Deckung versäumte es allerdings nicht, das Lob auch an den in Sarajevo bärenstarken Slawomir Szmal weiterzugeben: „Er war überragend.“

„Mit solch einer Torhüterleistung kann man nicht verlieren“, meinte der Löwen-Aufsichtsratsvorsitzende Jesper Nielsen, der offenbar den nächsten Transfercoup eingefädelt hat. Joachim Boldsen zieht es zurück in seine dänische Heimat und steht zur neuen Saison vor einem Wechsel vom FC Barcelona zum Löwen-Partner AG Handball. Der Klub wird ebenfalls von Nielsen unterstützt.

Vielleicht trägt Boldsen in der nächsten Runde aber doch das Trikot der Badener. Schließlich sollte auch Stefánsson erst zur AG Handball wechseln und kam dann zu den Gelbhemden. Intensiv bemühen sich die Löwen weiter um Kreisläufer Michael Knudsen von der SG Flensburg-Handewitt, wie Nielsen bestätigte. Er ist zuversichtlich, den 31-Jährigen in den Südwesten locken zu können: „Michael will in der Champions League spielen und Titel gewinnen.“ Einziges Hindernis: Knudsen schätzt in Flensburg die Nähe zu seiner Heimat Dänemark.

Während sich Nielsen mit der Zukunft befasst, muss die Mannschaft den Fokus auf die Gegenwart richten. Und in der ist heute (19 Uhr) der TSV Hannover-Burgdorf der Gegner im DHB-Pokal. Es ist für die Löwen der dritte Gastauftritt innerhalb einer Woche, zuletzt gelang in der Bundesliga ein 34:24-Sieg in Hannover. „Wir haben einen Lauf. Die Auswärtspartien sind kein Problem“, sagte Roggisch, der sein Team auf einem guten Weg sieht: „100 Prozent haben wir aber erst erreicht, wenn wir Hamburg oder Kiel schlagen.“

Doch momentan greifen die Rädchen immer besser ineinander. Die Löwen sind variabler geworden. „Am Kreis profitierte ich nicht mehr nur von Stefánssons Anspielen“, freute sich etwa Myrhol: „Auch Karol Bielecki setzt mich gut in Szene.“

Von Marc Stevermüer

 20.10.2009