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Das Fest vor Augen, Kiel im Kopf

Die Rhein-Neckar Löwen treten am 27. Dezember beim THW Kiel an / Wegweisendes Duell in der Bundesliga

Mads Mensah nimmt es mit den Herren Bilyk und Wiencek auf.Es klingt nach einem Drahtseilakt: Erst wollen die Spieler der Rhein-Neckar Löwen komplett abschalten, mit ihren Liebsten in aller Ruhe das Weihnachtsfest begehen, den Handball Handball sein lassen. Dann wiederum heißt es, Spannung und Konzentration allmählich wieder hochzufahren und sich bestmöglich vorzubereiten auf die denkbar schwerste Aufgabe in der DKB Handball-Bundesliga: das Gastspiel beim THW Kiel am 27. Dezember.

Die Lage in der Liga ist eindeutig: Nach 18 von 34 Spielen steht der THW mit 32:4 Punkten als erster Verfolger der noch verlustpunktfreien Flensburger auf Rang zwei. Einen Punkt dahinter können sich die Löwen immer noch Chancen auf den Titel ausrechnen. Diese würden deutlich sinken, wenn man aus Kiel nichts Zählbares mitnimmt. Die Statistik spricht dabei ganz klar gegen die Truppe von Nikolaj Jacobsen. In dieser Spielzeit haben die Zebras zuhause noch überhaupt keinen Punkt abgegeben. Zwölf Heimspiele, zwölf Siege, so die beeindruckende THW-Bilanz in der heimischen Arena.

Ausgeglichene Bilanz in den letzten fünf Duellen

Gudjon Valur Sigurdsson spielte auch schon für den THW.Gegen die Löwen wiederum sieht das schon ein bisschen anders aus. Die Bilanz der letzten fünf Duelle in Kiel weist je zwei Siege auf beiden Seiten sowie ein Unentschieden aus. Die Löwen können es in Kiel – und das ist sicherlich ein Gedanke, den man gerne mit auf die Reise in den hohen Norden nimmt. Klar ist, dass sich beide Teams über die Jahre immer weiter angenähert, durch zahlreiche bedeutsame und teils hochdramatische Begegnungen eine eigene Historie aufgebaut haben, die man als emotionalen Hintergrund mit in jeden weiteren Vergleich nimmt.

Dazu kommen die Geschichten einzelner Spieler. Die Löwen Gudjon Valur Sigurdsson und Andreas Palicka haben lange für den THW gespielt, die Zebras Hendrik Pekeler und Harald Reinkind lange für die RNL. Löwen-Coach Nikolaj Jacobsen hat in Kiel tiefe Spuren hinterlassen. Und so kann niemand ernsthaft behaupten, dass dieses Spiel „zwischen den Jahren“ eine ganz normale Bundesliga-Partie darstellt. Darum machen auch die Kieler kein Geheimnis. Nach dem 32:21-Erfolg in Bietigheim am Samstag auf das Spiel gegen die Löwen angesprochen, sagte Steffen Weinhold, dass man jetzt erst einmal zwei freie Tage genießen werde: „Und dann freuen wir uns alle auf den 27. Dezember.“

Entscheidet wieder die Tagesform?

Hinter Alex Peterssons Einsatz steht noch ein Fragezeichen.Die Vorfreude ist das eine. Die taktische Ausrichtung das andere. Beide Teams werden sich am ersten Weihnachtstag nach Heiligabend treffen, das Training wiederaufnehmen. Zwei Tage intensive Vorbereitung haben beide Lager angesetzt, um sich den Feinschliff für den letzten Handball-Kracher im Jahr 2018 zu verschaffen. Dabei wird sich die Frage stellen, ob man sich gegenseitig noch überraschen kann. Oder ob es am Ende, ähnlich wie im Hinspiel, das Kiel mit 27:24 für sich entschied, auf die Tagesform ankommen wird. Die sprach im Oktober dieses Jahres in der SAP Arena klar für den THW.

Während die Kieler in Bietigheim wettbewerbsübergreifend den 17. Sieg in Folge einfuhren, geht es bei den Löwen in dieser Saison immer wieder auf und ab. In Sachen Tagesform spricht also zumindest das Gesetz der Wahrscheinlichkeit für die Weiß-Schwarzen. Die Gelben wiederum erleben nahezu in jedem Spiel eine kleine Achterbahnfahrt. Und so wird vor allem spannend zu sehen sein, ob sich die Jacobsen-Schützlinge gegen Kiel stabiler zeigen als über weite Strecken der bisherigen Saison. Größere Schwächephasen, so viel steht fest, dürfen sie sich gegen die abgebrühte Truppe von Alfred Gislason nicht erlauben.

Abzuwarten bleibt, ob Alex Petersson bis zum 27. Dezember wieder fit wird. Der Isländer hatte sich im Heimspiel am vergangenen Donnerstag gegen Stuttgart einen Finger der Wurfhand ausgekugelt. Für die Löwen wäre sein Ausfall kaum zu kompensieren.