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Flügelflitzer mit Feingefühl

MANNHEIM. Ungestört macht er sich auf den Weg. Patrick Groetzki nimmt Tempo auf, sprintet Richtung Tor. Kein kurzer Blick nach links, kein kurzer Blick nach rechts – die Augen richten sich nur auf Torwart Matthias Puhle. Der Rechtsaußen der Rhein-Neckar Löwen visiert das Tor an, springt energisch ab. Sein Gesichtsausdruck entschlossen, seine Gedanken schnell. Sanft legt er den Ball über den Schlussmann der HBW Balingen-Weilstetten, im Zeitlupentempo landet das Spielgerät zum 11:8 im Netz. Groetzki, der Flügelflitzer mit Feingefühl, jubelt – und macht sich 30 Sekunden später erneut auf die Reise. Wieder gibt es weit und breit keinen Gegner, wieder fokussiert er seinen Blick aufs Tor. Die gleiche Szenerie, das gleiche Ergebnis, ein anderer Abschluss: Der Linkshänder donnert den Ball mit Wucht zum 12:8 ins Tor.

„Patrick gibt stets 180 Prozent“

Nun ist es aber nicht so, dass der 22- Jährige nach Belieben trifft. Beim 29:22-Sieg der Löwen in der Handball- Bundesliga über Balingen schießt er auch zwei Fahrkarten, vier Treffer stehen am Ende zu Buche. „Bei meinem beiden Fehlversuchen bin ich zu weit und nicht hoch genug gesprungen. Aber hinterher ist man immer schlauer“, bleibt der gebürtige Pforzheimer gelassen. Und das kann er auch sein, denn zuletzt war er zuverlässiger Torgarant. „Es fällt auf, wenn Patrick mal einen Ball verwirft“, erkennt Manager Thorsten Storm die Leistungen des Jungstars an: „Er hat einen guten Lauf, obwohl Patrick auf seiner Position nach dem Ausfall von Ivan Cupic alles allein stemmen muss. Umso bemerkenswerter ist seine Leistung, weil er nie ein Mitläufer ist, sondern stets 180 Prozent gibt.“

Zusammen mit Cupic bildet Groetzki eines der stärksten Rechtsaußen- Gespanne in Europa. Den Löwen wäre wohler, wenn sie auf anderen Positionen ähnlich wenig Sorgen hätten. Auch gegen Balingen wurde deutlich, dass im Rückraum zurzeit viele Spieler ihre Form und ihren Rhythmus suchen. Børge Lund, Michael Müller – Storm erwartet mehr von diesem Duo, gerade weil es am Mittwoch (19 Uhr/SAP Arena) gegen den HSV Hamburg geht.

An Kleinigkeiten gearbeitet

„Wir treffen auf den Meister, mehr muss man über die Klasse dieses Gegners wohl nicht sagen. In der Vorbereitung haben wir zweimal gegen den HSV gespielt und einmal gewonnen. Bei einer ähnlichen Leistung könnte uns das erneut gelingen“, meint Groetzki, der gemeinsam mit Uwe Gensheimer den Löwen ein Gesicht gibt. Er verkörpert die Zukunft des Klubs und zählt auch zu den großen Hoffnungsträgern der deutschen Nationalmannschaft. Bei der WM in diesem Jahr war er bereits dabei, die arrivierten Rivalen von einst wie Stefan Schröder oder Christian Schöne hat der Linkshänder längst hinter sich gelassen.

„Ich bin in meiner Entwicklung einen Schritt weitergekommen, habe an Kleinigkeiten gearbeitet“, berichtet der Rechtsaußen. Körperlich stärker und konstanter in seiner Leistung sei er geworden, auch in der Abwehr habe er zugelegt, sagt Groetzki: „Und ich bin variabler bei meinen Würfen, treffe aus kleineren Winkeln. Trotzdem steckt in mir noch mehr Potenzial, ich will mich weiterhin verbessern.“

Von Marc Stevermüer