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Das hatten sich die Löwen anders vorgestellt

Mannheim. Stand 31:31. Noch drei Sekunden zu spielen. Lemgo in Ballbesitz. Ein letzter Wurf – Löwen Torhüter Hennig Fritz hält. Hält den Punkt ganz fest. Aber ob es nun ein Punktgewinn oder eine gefühlte Niederlage war, das war in der SAP Arena sofort nach dem Schlusspfiff klar. Während die Gäste ausgelassen feierten, stand den Rhein-Neckar Löwen die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Ganz bitter war dieser nicht eingeplante Punktverlust gegen eine Mannschaft aus dem Mittelfeld der Handball-Bundesliga, die zudem auf ihren am Knie verletzten Halbrechten Holger Glandorf verzichten musste.

„Ein verschenkter Punkte“, befand daher auch Manager Thorsten Storm, „vor allem, wenn man zur Halbzeit mit fünf Toren geführt und gut gespielt hat. Lemgo hatte in der zweiten Halbzeit die bessere Chancenverwertung und die bessere Torwartleistung.“

Dabei hatte alles so gut angefangen. Mit Feuer, Rauch und Lasershow. Die Rhein-Neckar Löwen entfachten schon vor dem Anpfiff ein kleines Feuerwerk. Da hatten es die Spieler von Trainer Gudmundur Gudmundsson schwer, die Spannung weiter hoch zu halten. Vor 8.813 Zuschauern in der SAP Arena gegen Altmeister TBV Lemgo gelang dies zunächst eindrucksvoll.

Konzentriert und hochmotiviert gingen die Kurpfälzer ins Spiel und es war ihnen anzumerken, dass sie auf einen starken Gegner eingestellt waren – der deshalb schnell ins Hintertreffen geriet. Mit bis zu sechs Toren gingen die Löwen in ihrer Manege in Führung, stürmten mit einem 17:12 in die Halbzeit. Alles schien nur noch eine Formsache. Lemgos Keeper Galia hatte gerade einmal einen Ball abgewehrt, Henning Fritz dagegen bereits acht.

Doch gleich zu Beginn des zweiten Durchgangs wurde klar, dass die Begegnung keinesfalls ein Selbstläufer werden würde. Nun stand Nationalkeeper Carsten Lichtlein im Gästetor – und brachte die Löwen immer wieder zur Verzweiflung, wehrte im zweiten Durchgang 13 Würfe ab, darunter zwei Siebenmeter.

„Man kann viel an Lichtlein festmachen. Er war mit Rückenproblemen aus dem Bus gestiegen und hatte Schmerzen. Aber in der zweiten Halbzeit musste er ran und scheinbar hat es sich gelohnt“, sagte Lemgos Trainer Volker Mudrow. Unzufrieden war natürlich Gudmundur Gudmundsson. „In der zweiten Halbzeit war die Mannschaft unkonzentriert, obwohl wir Gas geben und aggressiv spielen wollten“, meinte der Löwen-Dompteur.

Rhein-Neckar Löwen: Szmal, Fritz _ Schmid 3, Gensheimer 6/2, Roggisch, Tkaczyk 2, Bielecki 5, Lund, Gunnarsson, Stefansson 8/3, Myrhol 4, Sigurdsson 1, Groetzki 2, Cupic. TBV Lemgo: Smoler 2, Ilyes 2, Preiß 5, Theuerkauf 2/1, Kehrmann 8, Strobel 4, Hermann 2, Liniger 6. Zuschauer: 8813. Stenogramm: 1:2, 4:3, 7:5, 9:6, 10:9, 14:10, 17:11, 17:12 (Halbzeit), 17:14, 19:15, 21:20, 23:25, 26:28, 29:29, 30:31, 31:31 (Endstand).

Von Hasso Waldschmidt

 22.12.2010