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Das hausgemachte Zittern
KARLSRUHE. Nach der 26:33 (13:14)-Heimpleite am Sonntag gegen die Füchse Berlin bangen die Rhein-Neckar-Löwen um die Teilnahme an der Champions-League-Qualifikation.
Für einen Handballer stellt die Champions League so etwas wie das Schlaraffenland dar. In atemberaubenden Arenen geht es gegen die allerbesten Akteure um die kontinentale Krone. Die Rhein-Neckar-Löwen fühlten sich in den vergangenen beiden Spielzeiten in der Königsklasse durchaus wohl, zogen 2009 ins Halbfinale ein, erreichten diese Spielzeit das Viertelfinale. Nun setzen sie eine weitere Teilnahme allerdings leichtfertig aufs Spiel. Die direkte Qualifikation ist ihnen bereits aus den Tatzen geglitten, nun droht auch der Verlust des für die Champions-League-Qualifikation berechtigten vierten Tabellenplatzes. Der direkte Konkurrent Frisch Auf Göppingen, ein Spiel im Rückstand, weist zwei Spieltage vor Saisonende einen Minuspunkt weniger auf. „Wir haben womöglich in einem Spiel die gesamte Saison kaputt gemacht“, schimpft Löwen-Manager Thorsten Storm.
Storms Aussage „Wir bieten den Spielern einiges, verlangen dafür aber auch viel“ lässt sich durchaus so interpretieren, dass einige es schon als (finanzielles) Schlaraffenland empfinden, für die Löwen zu spielen. Ein Geben und Nehmen gab es laut Storm diese Saison nicht immer. Das dürfte für den einen oder anderen zur Konsequenz haben, nächstes Jahr nicht mehr das Löwen-Trikot zu tragen. Storm erläutert nämlich: „Für die Leistung sind die Spieler und der Trainer zuständig.“
Die Löwen agierten gegen Berlin ohne ihre verletzten Führungsspieler Olafur Stefánsson und Gudjon Valur Sigurdsson wie ein Haufen einzelner Löwchen anstatt wie ein gefestigtes Rudel. Sie zogen die Köpfe ein, lieferten eine kämpferisch ganz schwache Vorstellung ab. „Wir wollten den Preis für eine hohe Einsatzbereitschaft nicht bezahlen“, fauchte Trainer Ola Lindgren. In der Abwehr packten sie zu zaghaft zu. „Im Angriff haben wir ohne Spielfluss und klare Ideen gespielt“, monierte Patrick Groetzki. Durch enorm viele Ballverluste luden sie die Gäste immer wieder zu Tempogegenstößen ein. Bis zur Halbzeit konnten die Löwen das Spiel noch offen gestalten (13:14). Zu Beginn des zweiten Spielabschnitts setzten sich die Füchse durch einen 6:0-Zwischenspurt auf 21:15 (39.) ab, zu den Problemen des ersten Durchgangs gesellte sich noch ein glänzend aufgelegter Füchse-Torwart Silvio Heinevetter.
Von Thorsten Eisenhofer
25.05.2010