Veröffentlichung:

Dem Kraftakt folgt die Selbstkritik (MM)

Das Ergebnis stimmt, das Erlebnis nicht – Löwen wissen um ihren durchwachsenen Auftritt gegen Medwedi Tschechow / Mittwoch Pokalspiel in Heilbronn

MANNHEIM. Die Rhein-Neckar Löwen wussten, dass sie nicht brilliert hatten. Doch Selbstkritik ist bekanntermaßen der erste Schritt zur Besserung. „Wir sind das Spiel zu locker angegangen“, räumte Torwart Niklas Landin nach dem 34:29-Arbeitssieg in der Champions League gegen Medwedi Tschechow ein. Nach zwischenzeitlichem Fünf-Tore-Rückstand und einem 16:16 zur Pause war der Handball-Bundesligist erst dank einer Leistungssteigerung im zweiten Durchgang noch zum erwarteten – und letztendlich ungefährdeten – Erfolg gegen den russischen Außenseiter gekommen.

„Mir wäre es lieber gewesen, wir hätten die Begegnung früher entschieden und sie dann kontrolliert“, gewann Kim Ekdahl du Rietz dem Kraftakt ebenfalls nichts Positives ab. Schließlich mussten die Löwen an ihre Grenzen gehen, weshalb die personellen Planspiele von Trainer Nikolaj Jacobsen nach einer Viertelstunde über den Haufen geworfen wurden. Nichts wurde es mit der Spielpraxis für Harald Reinkind und Stefan Sigurmannsson, beide mussten nach 15 Minuten für Alexander Petersson und Uwe Gensheimer weichen. Allerdings hätte der Trainer zu diesem Zeitpunkt auch jeden anderen aus diesem seltsam behäbigen Löwen-Rudel austauschen können.

Rotation misslingt

„Wir müssen das besser hinbekommen, wenn wir rotieren“, missfiel Jacobsen der Auftritt vor dem Seitenwechsel: „Wir müssen in der Abwehr besser stehen. Insgesamt war alles viel zu langsam bei uns.“ Der immer größer werdende Rückstand und die Umstellung auf eine 5:1-Abwehr war dann aber doch der erhoffte Weckruf zur rechten Zeit. Die Löwen steigerten sich minütlich und dominierten in weiten Teilen der zweiten Halbzeit, was den Trainer dann doch noch ein wenig versöhnlich stimmte: „Da haben wir auf einem Niveau gespielt, das wir zeigen müssen, wenn wir unsere Spiele gewinnen wollen. Ich habe zu meiner Mannschaft gesagt: Wenn wir alle zusammenarbeiten, spielen wir sehr guten Handball. Aber auch nur dann. Letztendlich müssen wir Partien wie dieses einfacher gewinnen.“ Eine Meinung, die Rechtsaußen Patrick Groetzki teilte. Zu wenig habe seine Mannschaft zu Spielbeginn gezeigt. In der Abwehr. Im Angriff. Es passte nichts. „Dabei standen wir schon unter Druck“, meinte der Linkshänder mit Blick auf die Auswärtsniederlagen in Veszprém und Skopje.

Kurze Anreise

Der Sieg gegen Tschechow war fest eingeplant – das Gleiche gilt für die Pokal-Begegnung bei der TSB Heilbronn-Horkheim am Mittwoch (19.30 Uhr). „Eine kurze Anreise, eine lösbare Aufgabe. Es hätte uns bei der Auslosung schlimmer treffen können“, sagte Groetzki. An ein Weiterkommen gegen den Drittligisten zweifelt er ebenso wenig wie alle anderen im Löwen-Lager: „Wir wollen von Beginn an deutlich machen, dass wir die bessere Mannschaft sind.“ Gegen Tschechow ging das noch schief, jetzt bietet sich rechtzeitig eine zweite Chance.

Von Marc Stevermüer