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Ein ungleiches Duell für die Rhein-Neckar Löwen (RNZ)

Nach dem Champions League-Sieg geht es nun im Pokal gegen Horkheim

Mannheim. Als alles vorbei war, stand Nikolaj Jacobsen im Presseraum der SAP Arena. Lässig lehnte der Trainer der Rhein-Neckar Löwen mit dem Rücken an der Wand. Mit verschränkten Armen redete er über das, was er zuvor gesehen hatte. Und das war nicht das, was er eigentlich sehen wollte. Zumindest nicht über 60 Minuten: „In der ersten Halbzeit war unsere Abwehrarbeit richtig schlecht.“ Sagte es und kaute sichtlich angefressen auf seinem Kaugummi herum. Seine Backen bewegten sich dabei hektisch hin und her. Dann grummelte er: „Wenn wir künftig nicht besser in der Champions League spielen, werden wir noch ein paar Punkte lassen.“

Am Samstag reichte es jedenfalls. Gegen Medwedi Tschechow sprang ein Sieg heraus. Ein 34:29, bei dem die Badener mal wieder ihre zwei Gesichter zeigten. Wurde der Tabellenletzte von einigen etwa unterschätzt? Nicht für voll genommen? Jacobsen zuckte mit den Schultern: „Das weiß ich nicht, glaube es aber auch nicht.“ Der Däne formulierte es anders, geschickter: „Vielleicht hat heute zunächst nicht jeder die vollen hundert Prozent gegeben.“

Andererseits: Medwedi spielte stark. Und das mit einer ganz jungen Mannschaft, mit Spielern, die international (noch) kaum jemand kennt. Jacobsen nickte: „Die haben richtig schnellen und modernen Handball bei uns gespielt.“ Eben völlig anders als in den ersten drei Gruppenspielen, wo sie förmlich von der Platte geschossen wurden. Die Leistung der Russen bestätigte demnach einmal mehr, dass die Löwen in einer echten Hammergruppe gelandet sind, der schwersten überhaupt. Jeder kann jeden schlagen. Ein Beispiel gefällig? So trotzte Montpellier am Wochenende Skopje zuhause ein 34:34-Remis ab. Richtig, das Montpellier, das im „Ufo“ von den Löwen schwindelig gespielt wurde und zwischen Rhein und Neckar mit 24:35 unterging. Skopje wiederum watschte die Löwen mit 28:25 ab.

Total verrückt? Eher nicht. In Gruppe C bewegt man sich vielmehr auf Augenhöhe. Die Tagesform ist entscheidend. Jacobsen, der Nachdenkliche: „Letztlich kommen die ersten vier Teams weiter, wir sollten schauen, dass wir da dazu gehören.“ Und weiter: „Über mehr, also über Platz eins oder zwei, sollten wir aktuell nicht reden.“

Das nächste Pokalspiel wartet am Mittwoch bei der TSB Heilbronn-Horkheim. Dann heißt es DHB-Pokal statt Königsklasse, Drittligist statt russischer Meister. Heute beginnt die Vorbereitung auf das ungleiche Duell. Jacobsen sagt: „Dieser Gegner spielt in der gleichen Liga wie unsere zweite Mannschaft, an Videomaterial zu kommen, ist also kein Problem.“

Die größte Herausforderung dürfte es aber ohnehin sein, den eigenen Kopf freizubekommen. Denn das Gipfeltreffen gegen den THW Kiel wirft schon seinen Schatten voraus: Am Samstag ab 16.15 Uhr gastiert der Titelhamster von der Ostsee im „Ufo“, das restlos ausverkauft ist.

Ein echtes Handball-Fest steht an.

Von Daniel Hund