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Dem Titel so nah

MANNHEIM. Der HSV Hamburg strebt ungebremst seinem ersten Titel als deutscher Handball-Meister entgegen. Mit dem 31:27 (19:14) gestern Abend bei den Rhein-Neckar-Löwen beendeten die Hamburger wohl die Träume der Gastgeber von Platz zwei und den Nimbus der Unbesiegbarkeit in der SAP-Arena.

„Der HSV war konzentriert und konsequent und hat verdient gewonnen”, befand Olafur Stefansson. Den Unterschied gestern Abend vor 11.482 Zuschauern machte eindeutig Johannes Bitter, der mit 21 Paraden glänzte. Auf der Gegenseite konnte Slawomir Szmal nicht an seine jüngsten Klasseleistungen anknüpfen. Henning Fritz, nach Hexenschuss wieder fit, löste ihn ab, hielt zwei Lindberg-Siebenmeter, sonst aber nicht viel. Torwart Bitters guter Abend wurde allerdings begünstigt von zahlreichen schwachen Versuchen der Löwen, die mit der offensiven und aggressiven HSV-Deckung zu oft zu wenig anzufangen wussten.

Bezeichnend für den verkorksten Löwen-Abend war eine Szene beim Stand von 13:14. Zarko Sesum fing den HSV-Angriff ab, Robert Gunnarsson startete zum Tempogegenstoß, rutschte aus, verlor den Ball, Henning Fritz parierte, das Spielgerät aber landete bei Hans Lindberg, der zum 13:15 vollendete. Dann zog der HSV bis zur Pause auf 14:19 davon.

„Wir haben in der ersten Halbzeit schlecht in der Abwehr gespielt”, urteilte Löwen-Trainer Gundmundur Gudmundsson, „in der zweiten wurde das besser, aber die Chancenverwertung und die Torhüterleistung stimmten nicht.” Gudmundsson versuchte mehrere Abwehrvarianten, sie halfen wenig, weil Kreismann Igor Vori, aber vor allem auch Domagoj Duvnjak aus dem Rückraum immer noch trafen, wenn das württembergische Schiedsrichtergespann Fleisch/Rieber den „Zeitspiel-Arm” schon oben hatte. Die Löwen trafen in ähnlicher Situation vorwiegend die Deckung oder eben Bitter. So blieb der Abstand mehr oder weniger konstant, der Fast-Meister beantwortete alle Bemühungen der Löwen mit einem Treffer. Oft resultierend aus der zweiten oder dritten Welle, die den Löwen nur äußerst selten überhaupt geboten wurde. Zahlreiche Fehlwürfe und die Paraden Bitters waren einfach zu viel, um den HSV in Verlegenheit zu bringen.

„Man möge mir nachsehen, dass ich mich gefreut habe”, meinte HSV-Trainer Martin Schwalb schmunzelnd, „wir haben nach anfänglicher Nervosität das Spiel gekippt und beeindruckend als Team gearbeitet.” Schlicht: Der HSV hatte zur richtigen Zeit viele tolle Ideen. Und setzte sie in schöne Tore um.

Rhein-Neckar-Löwen: Szmal, Fritz (19. – 47.) – Stefansson (4), Sesum (2), Tkaczyk (6) – Groetzki (1), Gensheimer (5/5) – Gunnarsson (2) – Roggisch, Schmid, Cupic (4), Sigurdsson (2), Bielecki (1), Lund (n.e.)

HSV Hamburg: Bitter, Sandström (ein Siebenmeter) – Marcin Lijewski (4), Duvnjak (6), Lackovic (5) – Lindberg (6/1), Jansen (4) – Vori (5) – Guillaume Gille, Betrand Gille, Krzystof Lijewski, Schröder (1), Hens, Flohr, Kraus (n.e.)

Spielfilm: 4:2 (8.), 10:8 (17.), 13:13 (23.), 14:19 (Halbzeit), 17:21 (37.), 21:27 (50.), 24:28 (54.), 25:30 (56.) – Zeitstrafen: 2/1 – Siebenmeter: 6/5 – 3/1 – Beste Spieler: Tkaczyk, Gensheimer – Bitter, Duvnjak, Vori – Zuschauer: 11.482 – Schiedsrichter: Fleisch/Rieber (Ostfildern/Nürtingen).

Von Dietmar Einzmann

 04.05.2011