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Den ganzen Weg gehen (RNZ)

Zwei Tore, das ist nicht die Welt. Im Handball schon gar nicht. Hin und her geht’s da, hoch und runter in Sekundenbruchteilen. Thorsten Storm sah man das am Samstagabend an. Angespannt war er, der Manager der Rhein-Neckar Löwen. Das Viertelfinal-Rückspiel im EHF-Cup gegen Gorenje Velenje verfolgte der Nordmann hinter der Spielerbank. 60 Minuten stand er dort, zitternd und bibbernd. Wie versteinert wirkte er. Regungslos, ohne Gestik und Mimik. Geändert hat sich das nur ab und an. Wenn er klatschte, wenn er jubelte, wenn er die Fäuste ballte.

Später lachte Storm dann. Mit den anderen, dem kompletten Löwen-Rudel. Betreuer und medizinische Abteilung inklusive. Die Stimmung in den Katakomben war super, bereits finalwürdig. Und Strom brachte auf den Punkt, was bei allen im Hinterkopf herumspukte: „Nun“, schmunzelte er, „nun wollen wir auch den ganzen Weg gehen.“ Im Klartext: Der Pott soll her, nach Mannheim, in die Geschäftsstellen-Vitrine. Dort hin, wo ihn jeder sehen kann. Die Sehnsucht nach etwas, das bleibt, ist groß.

Drei Mannschaften können den Traum der Gelben noch durchkreuzen: Göppingen, Magdeburg und Dünkirchen. Kein Kanonenfutter, aber eben auch keine Giganten. Die Auslosung findet morgen in Wien statt. Es ist übrigens das vierte Mal, dass drei deutsche Mannschaften imHalbfinaledesEHF-Cupsstehen.2005, 2006 und 2011 war das auch schon so. Was die Dominanz des deutschen Vereins-Handballs einmal mehr unterstreicht: Bislang hat nämlich keine andere Nation drei Teams unter den Top vier des EHF Cups gehabt. Und das wird sich auch nicht mehr ändern: Nach dieser Saison ist der EHF-Cup Geschichte! Er wird mit dem Cupsieger-Wettbewerb zusammen gelegt. Die Löwen können in diesem Jahr also ebenfalls Geschichte schreiben: Mit ihrem ersten Titel im letzten EHF-Cup-Jahr.

Einen Wunschgegner haben sie nicht. Die Badener nehmen es wie es kommt. Storm tippt jedenfalls schon im Halbfinale auf einen deutschen Gegner: „Ich habe das irgendwie im Gefühl“, sagt er, „wir freuen uns aufs Halbfinale.“

Doch bei all der Vorfreude: Unmittelbar nach der Schluss-Sirene war da am Samstag auch noch ein bisschen Frust. Die Unparteiischen hatten ihn entfacht. Storm: „Das waren heute zwei Mannschaften, die sich ein Spiel auf Champions-League-Niveau geliefert haben. Nur die Schiedsrichter konnten auf diesem Level leider nicht mithalten.“

Widerspruch zwecklos. Arturas Malasinskas und Andrius Grigalionis, zwei Litauer, verfolgten keine klare Linie. Es hagelte Konzessionsentscheidungen. Storm glaubt den Grund zu kennen. „Sie waren völlig überfordert“, meinte er und grinste: „Heute darf ich das ja sagen. Es war ja ein Spiel der EHF, nicht der HBL.“

Von Daniel Hund