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Löwen zittern sich ins Halbfinale (RNZ)

Mannheim. Die Handballer der Rhein-Neckar Löwen dürfen weiter von ihrem ersten Titel träumen. Der Weg ins Halbfinale des EHF-Pokals war allerdings steiniger, als nach dem 27:25-Sieg im Hinspiel in der slowenischen Steiermark bei RK Gorenje Velenje gedacht, denn nach konzentriertem Start ins Spiel führten die Löwen schnell mit 8:4, was dann in der Gesamtrechnung einem Sechs-Tore-Vorsprung entsprach – und den Spielern von Trainer Gudmundur Gudmundsson eine trügerische Sicherheit vorgaukelte.

„Wir waren uns schon zu sicher“, analysierte Linkshänder Michael Müller, „da kam dann Schlendrian ins Spiel. Meinetwegen muss es nicht so knapp zugehen.“ Die Slowenen jedenfalls dachten gar nicht daran zurück- oder den Kopf in den Sand zu stecken und kämpften sich wieder heran, brachten Spannung in die mit 1.600 Zuschauern ausverkaufte MWS-Halle in Mannheim.

„Es wurde mit zu viel Risiko gespielt“, beschrieb „Gudmi“ diese Phase, „und Velenje konnte einfache Tore werfen.“ Hektik kam ins Spiel, nichts lief mehr zusammen und die Gäste lagen plötzlich, kurz vor der Halbzeit mit 12:15 vorne, ehe Michael Müller und Uwe Gensheimer kurz vor dem Seitenwechsel noch auf 14:15 verkürzen konnten.

Im zweiten Durchgang dann das gleiche Spiel noch einmal: Die Löwen gingen konzentriert ins Spiel, übernahmen die Führung – und verdaddelten erneut den Vorsprung. Die Löwen wurden immer nervöser und trafen einfach nicht mehr ins Tor von Velenjes Keeper Ivan Gajic. Was fast ins Auge gegangen wäre, denn knapp fünf Minuten vor dem Ende führten die Slowenen bereits mit 28:29, es fehlte ihnen also nur noch ein einziges Tor. Doch das ließ Löwen-Torhüter Goran Stojanovic nichtmehrzu, parierte den Wurf beim letzten Angriff von RK Gorenje Velenje. „Man muss bereit sein für den letzten Ball“, erklärte der Routinier.

Der überragende Spielmacher Andy Schmid, zusammen mit Uwe Gensheimer mit je sieben Treffern erfolgreichster Torschütze, glich 80 Sekunden vor dem Abpfiff aus, womit das Weiterkommen – nach dem Hinspielsieg – schon fast gesichert war, und der schnelle Rechtsaußen Ivan Cupic, der den verletzten Patrick Groetzki glänzend vertrat, warf in letzter Sekunde zum 30:29-Sieg ein. „Velenje hat an die Chance geglaubt und mit seiner offensiven Deckung Fehler provoziert, das haben sie gut gemacht“, meinte Linksaußen Uwe Gensheimer. Und Michael Müller glaubte erkannt zu haben, warum die Löwen wieder einmal ein knappes Spiel für sich entscheiden konnten: „Vielleicht hat es uns geholfen, dass wir schon viele enge Spiele hatten, da gewöhnt man sich dran.“

„Das war ein schwieriges Spielende“, sagte der Schweizer Andy Schmid, „das stand immer auf der Kippe, wir haben vorne viele Bälle verloren, Gegenstöße bekommen und damit unsere Sicherheit verloren.“

Wieder mit dabei war der lange am Auge verletzte Zarko Sesum, der in der Nacht zuvor glücklicher Vater einer Tochter geworden war. „Die Mannschaft hat mir mit dem Sieg ein schönes Geschenk gemacht“, freute sich der Serbe.

Weiter geht es für die Rhein-Neckar Löwen wieder im Liga-Alltag am Dienstag (20.15 Uhr) mit einem Heimspiel in der SAP Arena gegen die HSG Wetzlar mit ihrem neuen Trainer Kai Wandschneider. „Wetzlar ist ein schwerer Gegner, der steht unter Druck“, meint Gudmundur Gudmundsson.

Von Hasso Waldschmidt