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Den Löwen fehlt ein Wimpernschlag

Badener unterliegen im Pokalendspiel unglücklich mit 33:34 nach Verlängerung gegen Hamburg

Ein Wimpernschlag hat den Rhein-Neckar Löwen zum ersten Titel in der Vereinsgeschichte gefehlt. In einem dramatischen Finale des DHB-Pokals unterlagen die Badener dem HSV Hamburg mit 33:34 (30:30, 15:15) nach Verlängerung. Vor 13.104 Zuschauern in der Color Line Arena in Hamburg erzielte Krzysztof Lijewski den entscheidenden Treffer 50 Sekunden vor dem Ende der Extrazeit. Beim letzten Angriff der gesamten Partie fand das Anspiel von Ólafur Stefánsson keinen Mitspieler, so dass der erste Titel der Saison nach Hamburg ging. Eine starke Vorstellung der Löwen über 70 Minuten reichte nicht, weil das Glück in den entscheidenden Momenten nicht auf der Seite der Truppe von Ola Lindgren war.

Einen Titel ging doch noch nach Baden, Bjarte Myrhol wurde zum besten Spieler der Veranstaltung gekürt, doch das konnte den Norweger nicht trösten. Und auch bei Lindgren überwog die Enttäuschung: „Wir haben an diesem Wochenende auf einem sehr hohen Level gespielt, deshalb ist es bitter, dass wir ohne Pokal nach Hause fahren.“

„Das ist ein Scheißgefühl“, sagte Guðjón Valur Sigurðsson unmittelbar nach Spielende. Der verletzte Kapitän der Löwen fügte an: „Am Ende entscheiden Kleinigkeiten. Und wir hatten nicht das Glück, das wir gebraucht hätten.“ Trotz einer herausragenden Leistung an beiden Tagen des Lufthansa Final Four reichte es für die Badener nicht zum ersehnten ersten Titel.

Die Löwen starteten mit der gleichen Formation wie 24 Stunden zuvor gegen den VfL Gummersbach. Nach der Galaleistung des Vortages bestand auch kein Bedarf für personelle Wechsel. Es dauerte allerdings ein paar Minuten, ehe die Deckung wieder auf dem Niveau wie gegen die Oberbergischen war. Deshalb führten die Hamburger nach zehn Minuten mit zwei Treffern – 5:3.

Auch im Angriff mussten die Löwen zunächst ihre Nervosität ablegen, um gegen die offensive 5:1-Formation des HSV zu klaren Wurfgelegenheiten zu kommen. Die Hanseaten reagierten auf die starke Form von Karol Bielecki und deckten sehr aggressiv gegen den Polen. Nach der schwierigen Anfangsphase kamen die Badener damit aber immer besser zurecht und hatten nach 14 Minuten zum 6:6 ausgeglichen. Beim 10:9 führten die Löwen zum ersten Mal und hielten diesen knappen Vorsprung bis 10 Sekunden vor dem Ende, als Patrick Groetzki zum 15:14 traf. Ärgerlich war allerdings, dass Krzysztof Lijewski mit der Halbzeitsirene noch zum Ausgleich traf.

Der Halbrechte des HSV war mit fünf Toren ohnehin der auffälligste Feldspieler der ersten Hälfte. Ausgestochen wurde er aber noch von Henning Fritz, der nach 19 Minuten für Slawomir Szmal ins Tor rückte und in der Schlussphase der ersten 30 Minuten zwei Mal gegen Betrand Gille und ein Mal gegen Torsten Jansen sensationell parierte.

Zu Beginn der zweiten Hälfte waren zunächst wieder die Hamburger das bessere Team und zogen auf 20:18 davon (40.). Die Löwen hatten in dieser Phase schwierige Momente in Unterzahl zu überstehen, blieben aber dran und glichen zehn Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit zum 26:26 aus. Nach dem 27:26-Führungstreffer von Manojlović kurz danach nahm Martin Schwalb eine Auszeit, um den guten Lauf der Löwen zu unterbrechen. Anschließend hielten die Badener den knappen Vorsprung bis zwei Minuten vor dem Ende, hätten aber sogar höher führen können, wenn Stefánsson nicht zwei Siebenmeter-Chancen ausgelassen hätte.

Die letzten 30 Sekunden der regulären Spielzeit waren an Dramatik nicht zu überbieten. Der HSV hatte Ballbesitz und war in Überzahl. Nachdem Domagoj Duvnjak den Ball fast schon vertändelt hatte, kam die Kugel zu Jansen, der 18 Sekunden vor Schluss zum 30:29 traf. Doch die Löwen waren noch nicht geschlagen: Bielecki passte auf Gensheimer und der erzielte drei Sekunden vor dem Ende das 30:30 – Verlängerung.

Nach einer fünfminütigen Pause fanden die Lindgren-Schützlinge in der ersten Halbzeit der Verlängerung nicht mehr ins Spiel zurück und gerieten 30:33 in Rückstand. Grund dafür war auch Johannes Bitter, der nicht nur vier Bälle hintereinander abwehrte, sondern zu Beginn der zweiten Hälfte auch noch einen Siebenmeter von Uwe Gensheimer parierte. Zu diesem Zeitpunkt schienen die Löwen geschlagen, kämpften sich aber noch ein letztes Mal ins Spiel zurück und glichen zum 33:33 aus. Die Zuschauer hielt es schon längst nicht mehr auf ihren Sitzen, als Lijewski in der letzten Minute zum 34:33 für den HSV Hamburg traf. „Auf der anderen Seite wird gegen Michael Müller in einer vergleichbaren Situation auf Offensivfoul entschieden, aber Lijewskis Tor zählt“, ärgerte sich Guðjón Valur Sigurðsson. Der Halbrechte der Norddeutschen war stürmisch in die Deckung der Badener gesprungen, wurde jedoch nicht zurückgepfiffen.

Nachdem Stefánsson die letzte Chance der Partie vergeben hatte und seine Teamkollegen enttäuscht zu Boden sanken, stürmte HSV-Coach Martin Schwalb wie ein Irrwisch durch die Arena. „Wir haben gezeigt, dass die Löwen in der richtigen Spur sind“, kommentierte Aufsichtsratsvorsitzender Jesper Nielsen die dramatischen 70 Minuten in der Color Line Arena. Stefánsson reagierte ebenfalls gefasst auf die bittere Niederlage: „Ich bin froh, dass ich die Fehler in der Schlussphase gemacht habe und nicht ein junger Spieler.“

Rhein-Neckar Löwen: Szmal, Fritz (19.-42.) – Stefánsson (8/5), Guðjónsson (2), Bielecki (4) – Groetzki (3), Gensheimer (6) – Myrhol (6) – Roggisch, Tkaczyk (2), Müller (1), Harbok (n.e.), Manojlović (1), Klimovets.
HSV Hamburg:
Bitter, Sandström (27.-50.) – M. Lijewski (1), G. Gille (1), Lackovic (2) – Lindberg (3/1), Jansen (7) – Vori (3) – Schröder (n.e.), Duvnjak (5), Flohr, B. Gille (2), K. Lijewski (9), Hens (1), Schulze (n.e.), Schliedermann (n.e.).
Strafminuten:
Manojlović (4), Bielecki (4), Stefánsson (2), Myrhol (2), Tkaczyk (2) – Flohr (2), G. Gille (2), Bertrand Gille (2), Jansen (2).
Trainer:
Ola Lindgren – Martin Schwalb.
Zuschauer:
13.104.
Schiedsrichter:
Holger Fleisch / Jürgen Rieber (Ostfildern/Nürtingen).
Spielfilm:
2:3 (5.), 3:5 (10.), 6:6 (14.), 10:9 (21.), 12:11 (25.), 15:15 (HZ), 18:20 (40.), 26:26 (50.), 29:28 (55.), 29:29 (59.), 30:30 (60.), 30:33 (65.), 33:33 (69.), 33:34 (Ende).
Zeitstrafen:
7/4.
Siebenmeter:
8/5 – 2/1.
Rhein-Neckar Löwen: Stefánsson wirft an den Pfosten.
Rhein-Neckar Löwen: Stefánsson scheitert an Bitter.
Rhein-Neckar Löwen: Gensheimer scheitert an Bitter.
HSV Hamburg: Lindberg scheitert an Szmal.
Beste Spieler:
Myrhol, Stefánsson, Gensheimer – K. Lijewski, Bitter, Jansen.