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Den Rhein-Neckar Löwen fehlte der nötige Biss (RNZ)

Die Rhein-Neckar Löwen kassieren in Szeged eine 24:30-Pleite

In Flensburg war’s ein Feiertag, ein Ausrufezeichen an die nationale Konkurrenz. Nur drei Tage später folgte ein Trauertag, ein Ärgernis in zwei Akten: Szeged war am Samstagabend eine Nummer zu groß für die Rhein-Neckar Löwen. In Ungarn gab es in der Gruppenphase der Champions League mit 24:30 (12:14) auf die Pfoten. Und das nicht etwa, weil die Heim-Sieben so überirdisch stark gewesen wäre, nein, die Löwen waren einfach zu schlampig. Kaum Biss, viele Fehler – das umschreibt die Leistung der Badener ganz gut. Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen sah es ähnlich. Restlos bedient war der: „Gewonnen hat die Mannschaft, die es mehr wollte. Wir waren leider nicht bereit, alles reinzulegen.“ Sagte es und legte nach: „Das“, zog er die Augenbrauen hoch, „das ärgert mich am meisten.“

Wer dachte, die Besten aus dem Südwesten könnten diesmal erneut eher wieder die zweite Reihe in der aufgeblähten Gruppenphase der Königsklasse aufbieten, der täuschte sich. Jacobsen schickte die Elite raus auf die Platte. Uwe Gensheimer und Co. sollten es richten. Was nicht wirklich überraschte: Denn die Steilvorlage hatte Kielce schon am Samstagnachmittag geleistet: Die Polen brachten das Kunststück fertig, sich mit 33:31 beim ruhmreichen FC Barcelona durchzusetzen. Im Klartext: Durch einen Sieg mit zwei Toren Differenz in Szeged hätten die Löwen die Tabellenführung übernehmen können. Und die wäre in der Endabrechnung bekanntlich Gold wert: Der Erste überspringt das Achtelfinale, steht sofort im Viertelfinale.

So viel zur Theorie, wenn da nur die Praxis nicht wäre. Szeged kann es nämlich auch. Mit angezogener Handbremse ist gegen den ungarischen Vize-Meister nichts zu holen. Vor allem nicht im Városi Sportcsarnok, der Heimspielhalle. Dort steppt der Bär. Man versteht sein eigenes Wort nicht. Jacobsen probierte es trotzdem. In der 15. Minute nahm er die erste Auszeit. Redete, dirigierte, analysierte. Er probierte alles, um seine Jungs wach zu bekommen. 4:7 stand es da. Besser wurde es aber zunächst nicht. Die zündenden Ideen fehlten. Was auch mit der Taktik von Szeged zusammenhing. Sie nahmen Löwen-Regisseur Andy Schmid an die kurze Leine, stellten ihm einen Sonderbewacher auf die Füße. Ein genialer Schachzug.

Trotzdem war der Bundesliga-Spitzenreiter bis zur Pause eigentlich noch dick im Geschäft. Mit einem 12:14-Rückstand ging’s in die Kabine. Also kein Grund zur Sorge, denn wenn die Löwen eines können, dann die zweite Halbzeit, da wird meist noch ein Gang höher geschaltet. Diesmal aber nicht. All das, was gegen Flensburg noch geklappt hatte, war beim ungarischen Vizemeister nicht mehr da. Gerade in der Abwehr fehlte es an der nötigen Aggressivität. Insbesondere Dejan Bombac, der Spielmacher der Ungarn, hatte Narrenfreiheit. Aus allen Lagen durfte er werfen. Und dass er das kann, zeigt sich bei einem kurzen Blick auf die Statistik. Sage und schreibe elf Tore steuerte der Mann mit den halblangen Haaren bei. Jacobsen schmeckte das gar nicht. Der Däne drehte draußen durch, stiefelte mit hochrotem Kopf die Seitenlinie auf und ab.

Wenig später war das Trauerspiel dann vorbei. Wie bitter die Pleite war, verdeutlicht auch der direkte Vergleich. Den haben die Löwen nach ihrem 30:25-Sieg im Hinspiel nämlich auch noch verloren.

Themenwechsel: Nach Informationen der RNZ ist momentan noch unklar, ob Goldgas die Löwen auch in der kommenden Saison als Hauptsponsor unterstützen wird.

Von Daniel Hund