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Der Bomber aus Bensheim

Jannik Kohlbacher gilt als die Zukunft der Nationalmannschaft und der Rhein-Neckar Löwen, glänzt aber schon jetzt mit Weltklasse-Werten und -Aktionen

Jannik Kohlbacher: mit dem Kopf durch die Menschenwand.

Ein Doppeltür-Kühlschrank mit der Beweglichkeit einer Ballerina. Auch wenn dieser Vergleich geklaut ist von American-Football-Experte Patrick Esume. Er trifft ziemlich genau das, was Jannik Kohlbacher darstellt. Den Kreisläufer der Rhein-Neckar Löwen zeichnet die ungewöhnliche Kombination von Wucht und Raffinesse aus. Dabei hat die Entwicklung des gebürtigen Bensheimers seit seinem Wechsel aus Wetzlar nach Mannheim noch einmal neue Dimensionen erreicht und nicht nur die Löwen-Fans in Verzückung versetzt.

Zuletzt war es ARD-Experte Florian Naß, der beim finalen EM-Test der deutschen Handball-Nationalmannschaft in Österreich beim Anblick einer Kohlbacher-Pirouette ins Schwärmen geriet. Verständlicherweise. Wenn sich ein Koloss wie Kohlbacher geschmeidig bewegt wie eine Katze, dann nötigt das Respekt ab. Zumal er dies meistens unter größter Bedrängnis tut. So hängen an dem Pfundskerl nicht selten zwei, manchmal sogar drei Gegenspieler – und können ihn trotzdem nicht stoppen.

Kraftpaket mit Prädikat Weltklasse

Jannik Kohlbacher mit seinem Vorgänger bei den Löwen, Hendrik Pekeler.

Es ist diese Eigenschaft, die die Löwen an ihrer Nummer 80 in der Offensive schätzen. Gleiches gilt für die Sperren, die der 24-Jährige stellen und halten kann wie kaum ein Zweiter. In der Abwehr hat das Bewegungstalent hingegen noch das meiste Entwicklungspotenzial, wobei er sich auch da deutlich verbessert hat in jüngster Zeit. Auch hier fällt die starke Beinarbeit auf, die Jannik Kohlbacher trotz stattlichen Gewichts auf die Platte zaubert. Gegen die richtig schnellen Jungs auf halb kommt er allerdings hier und da noch einen Tick zu spät.

Dennoch ist schon jetzt absehbar: Dass die Löwen mit „Kohli“ bis 2023 verlängert haben, war ganz sicher die richtige Entscheidung. Und eine wegweisende noch dazu. Das Kraftpaket steht nicht nur für das Prädikat Weltklasse, sondern mit seinen jungen Jahren auch für die Zukunft des zweifachen Deutschen Handball-Meisters. Um ihn herum wollen Oliver Roggisch und Co. die nächste erfolgshungrige Löwen-Truppe bauen. Mit wem könnte man dies besser als mit dem vor Ehrgeiz nur so strotzenden Jannik Kohlbacher?

Faktor bei den Löwen und beim DHB

Jannik Kohlbacher trifft aus allen Lagen.

Nicht nur die Löwen setzen auf den „Bomber aus Bensheim“. Auch für Bundestrainer Christian Prokop spielt er ganz klar eine Hauptrolle. In den beiden letzten Tests vor der EHF EURO 2020 bekam Kohlbacher vorne wie hinten viel Einsatzzeit – und zahlte dies mit starken Leistungen zurück. Vor allem in der Offensive ist er eine zentrale Figur und für das Spiel seiner Mannschaft von immenser Bedeutung. Bekommen die Deutschen Kohlbacher ins Rollen, wird es für jeden Gegner schwer. Umgekehrt kann ein starker Kohlbacher eine ganze Mannschaft mitreißen.

„Jannik zählt für mich heute schon zu den besten Kreisläufern der Bundesliga. Er ist noch lange nicht am Ende seiner Entwicklung und wir können durchaus stolz sein, dass sich ein Spieler seiner Qualitäten langfristig zu unserem Verein bekennt“, sagte Oliver Roggisch zur Vertragsverlängerung, welche die Löwen mit einem kleinen, aber feinen Video verkündeten. Diese Qualitäten zu verfeinern, haben sich neben „The Rogg“ auch Bundestrainer Prokop und Löwen-Coach Kristjan Andresson auf die Fahnen geschrieben.

Vergleich mit Ludovic Fabregas

Ein Mann alleine kann Kohli nicht stoppen.

Kaum auszumalen, wie es aussieht, wenn Jannik Kohlbacher eines Tages sein komplettes Potenzial ausschöpft. Ob man dann als Gegner alle Feldspieler braucht, um ihn aufzuhalten? Oder ob man es erst gar nicht mehr versucht, ihn zum Stoppen zu bringen? Klar ist: Bleibt Kohli seiner Einstellung treu und gibt im Training wie im Spiel weiter alles für den Erfolg, dann wird sein Weg an die absolute Weltspitze nicht aufzuhalten sein. Oder wie es sein Ex-Coach Nikolaj Jacobsen formulierte: Er und Ludovic Fabregas, aktuell in Diensten des FC Barcelona, werden das Kreisläufer-Spiel der nächsten Jahre prägen und dort die Maßstäbe für alle anderen setzen.

Um den erneuten Leistungssprung des Herrn Kohlbacher seit seinem Löwen-Wechsel mit Zahlen zu dokumentieren: Bei der HSG Wetzlar erzielte er in drei Bundesliga-Spielzeiten von 2015 bis 2018 84, 129 und 87 Tore. In seiner ersten Löwen-Saison kam Kohli gleich auf 150 Treffer bei einer Quote von über 76 Prozent.  Hinzu kamen in der Champions League 79 und im DHB-Pokal 14 Tore. Aktuell liegt er in der Bundesliga schon wieder auf persönlichem Rekordkurs. In 20 Spielen versenkte er die Kugel 83 Mal und kommt damit auf eine überragende Quote von fast 84 Prozent. Noch Fragen?