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Der Kapitän geht voran

Uwe Gensheimer stellt sich nach der Enttäuschung von Göppingen und hofft am Dienstag in der EHF European League auf eine Reaktion

Der Kapitän geht voran: Uwe Gensheimer stellt sich nach der Göppingen-Enttäuschung den Fragen und vertraut auf eine Reaktion seines Teams.
Uwe Gensheimer scheut keine Konfrontation.

Der Kapitän geht voran: „Ja, wir waren schlechter heute als Göppingen“, sagte Uwe Gensheimer in die Kamera. Das 32:34 am Sonntag in der Hölle Süd, es sorgte allenthalben für Ernüchterung im Löwen-Lager. Es ehrt den gebürtigen Mannheimer, dass er sich direkt nach dem Spiel den Fragen stellte, ehrlich und schonungslos analysierte. Wer den Ehrgeiz und Siegeswillen des Linksaußen kennt, weiß, wie sehr ihn solche sportlichen Auftritte wurmen. Genauso sicher kann man sein, dass Uwe seine Jungs bestmöglich einschwören wird auf das Spiel am Dienstagabend in der EHF European League.

Grundfos Tatabanya KC heißt der Gegner der Löwen, den diese am Dienstag um 20.45 Uhr in der SAP Arena empfangen. Dann werden Uwe, sein Co-Kapitän Andy Schmid und Trainer Martin Schwalb eine ganz andere Löwen-Mannschaft aufs Feld führen wollen. Uwe war es auch, der in den Auszeiten in Göppingen immer wieder Stimmung machen, seine Jungs mitreißen, nach vorne peitschen wollte. „Wir schaffen das noch“, war sein Mantra, das in Zeiten von Corona und leeren Handball-Arenen über die TV-Mikrofone bestens vernehmbar war. Allein es wollte nicht fruchten. Dabei marschierte Uwe mit zehn Toren sowie je einem Assist und Steal vorweg, gab seinen Kollegen ein Beispiel dafür, wie man Verantwortung übernimmt in schwierigen Momenten.

Nachdem die Löwen erst nicht das nötige Feuer entfacht hatten, mühten sie sich hinterher vergeblich, den Funken aufs eigene Spiel überspringen zu lassen. Göppingen war erst heißer, am Ende dann cooler und nach 60 Minuten der verdiente Sieger. Uwes klare Worte dazu: „Wir haben viel zu wenig Aggressivität im Eins-gegen-eins gehabt und fast jeden Zweikampf verloren.“ Dass man es schon zwei Tage später im nächsten Spiel deutlich besser machen könne, ließ den „Lauser“ schon wieder ein wenig schmunzeln: „In dieser Woche geht es nach jedem Spiel Schlag auf Schlag weiter. Wir haben 5 Spiele in 10 Tagen. Lange nachdenken und grübeln werden wir über das Göppingen-Spiel nicht.“

Was anders werden muss? Eigentlich alles!

Der Kapitän geht voran: Uwe Gensheimer stellt sich nach der Göppingen-Enttäuschung den Fragen und vertraut auf eine Reaktion seines Teams.
Auf Ymir Örn Gislason und die Löwen-Abwehr wird es ankommen.

Was konkret anders werden muss im Duell mit den Ungarn aus Tatabanya? Eigentlich alles! Durch die schwächelnde Abwehr kamen die Löwen in Göppingen nicht in ihr Tempo-Spiel, durch die zahlreichen verlorenen Abpraller machte man die wenigen guten Abwehr-Momente sowie die starken Paraden von Andreas Palicka wertlos. Im Positionsspiel fehlten Tiefe und Zweikampf-Härte. Einzig Jannik Kohlbacher am Kreis kämpfte um sein Leben, stand gegen die Bullen Bagersted, Heymann und Kozina aber oft auf verlorenem Posten. Was deutlich zu sehen war: Anders als in den drei Euro-League-Spielen zuvor, aus denen die Löwen 5:1 Punkte geholt hatten, wurde gegen FRISCH AUF!, eine gestandene Bundesliga-Mannschaft, jeder Fehler bestraft, war die Gegenwehr um ein Vielfaches größer als bei den Partien gegen die Kadetten Schaffhausen und Trimo Trebnje.

Da mit Tatabanya nun das abgeschlagene Schlusslicht der Euro-League-Gruppe nach Mannheim kommt, sollte zumindest vom Ergebnis her die Wiedergutmachung für Sonntag möglich sein. Doch vor allem kämpferisch müssen Gensheimer & Co. einige Schippen drauflegen. Tatabanya kommt nach zwei Niederlagen gegen Eurofarm Pelister Bitola mit 0:12 Punkten in die Kurpfalz, die Löwen grüßen in Gruppe D mit 11:1 Zählern von der Spitze. Deutlicher verteilt könnten die Rollen nicht sein. Und umso größer sind die Erwartungen an die Leistung der RNL.

Ob Romain Lagarde nach seiner bei der WM erlittenen Verletzung wieder mittun können wird, scheint zumindest fraglich. Der restliche Kader ist fit und brennt darauf, ein anderes Gesicht als in Göppingen zu zeigen. Schließlich hat Uwe Gensheimer sicherlich keine Lust mehr auf Interviews, in denen er – wie auch schon bei der WM – erklären muss, warum man auf dem Feld nicht das zeigen konnte, was man sich vorgenommen hatte oder was, in Anbetracht der eigenen Qualität, möglich gewesen wäre.