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Der Kapitän gibt den Kurs vor (MM)

Nach dem Umbruch bei den Rhein-Neckar Löwen übernimmt Uwe Gensheimer gerne noch mehr Verantwortung

MANNHEIM. Konstanz im Kader – das gab es bei den Rhein-Neckar Löwen in den vergangenen Jahren nur auf der Linksaußenposition. Während im Rückraum und am Kreis munter das Personalkarussell in Schwung gebracht wurde, war eines immer sicher: Für die Tore auf dem linken Flügel wird Uwe Gensheimer sorgen. Aus dem Talent, das 2003 vom TV Friedrichsfeld zur SG Kronau/Östringen wechselte, ist längst nicht nur ein Profi, sondern ein Ausnahmespieler geworden.

Der 25-Jährige führt das Löwen-Rudel an. Als Kapitän. Als Torjäger. Als Leistungsträger. „Ich übernehme gerne Verantwortung“, sagt der Mannheimer, dessen Rolle sich ein wenig verändert hat. Durch den neuen Kurs mit vielen Talenten ist der Rechtshänder mehr denn je als Führungsfigur gefragt.

„Ich gebe gerne Tipps“

Gestandenen Stars wie Ivan Cupic oder Krzysztof Lijewski musste er in der vergangenen Saison logischerweise nicht so viel helfen wie jetzt den aufstrebenden Talenten wie Denni Djozic, Marius Steinhauser oder Kevin Bitz. „Ich muss mich bei den Jungen mehr einbringen, das merke ich. Aber das macht mir auch Spaß. Ich gebe gerne Tipps, berichte von meinen Erfahrungen. Wichtig ist nur, dass die Jungs die Tipps annehmen und umsetzen. Bislang machen sie das hervorragend“, schildert der Torschützenkönig der vergangenen Bundesligasaison seine Trainingseindrücke.

Vor vier Wochen starteten die Löwen mit einem Rumpfkader in die Saison. Fünf Spieler (Gedeon Guardiola, Kim Ekdahl du Rietz, Alexander Petersson, Zarko Sesum, Niklas Landin) sowie Trainer Gudmundur Gudmundsson weilten bei den Olympischen Spielen, erst ab Mittwoch ist der Kader wieder komplett. Und dann steht schon nächste Woche der Saisonauftakt mit dem schwierigen Auswärtsspiel bei Frisch Auf Göppingen an.

„Das ist natürlich nicht optimal“, meint der Linksaußen, dem es im Augenblick schwer fällt, über die Ziele der Löwen zu sprechen. Schließlich habe der ganze Kader noch keine Trainingseinheit zusammen absolviert. „Unser Ziel kann nur sein, dass wir uns so schnell wie möglich einspielen und uns über den Saisonverlauf steigern. Ich gehe davon aus: Je länger die Runde dauert, je mehr Spiele wir machen, desto besser werden wir“, setzt der Publikumsliebling auf die Geduld und das Vertrauen der Fans.

Immerhin: Anders als in den vergangenen Jahren ging es in diesem Sommer bei den Löwen in der Außendarstellung nicht so hoch her. Keine flotten Sprüche, keine Kampfansagen. „Diese Ruhe tut uns gut, die Menschen im Umfeld wissen, dass es einen Umbruch gab – und dass wir nicht um die Meisterschaft spielen werden“, sagt Gensheimer und appelliert an den Anhang: „Ich hoffe, dass unsere neue Vereinsphilosophie angenommen wird. Wir wollen den Fans zeigen, dass wir alles geben. Man muss aber auch verstehen, dass es gerade zu Beginn nicht einfach werden wird.“

Doch es ist gerade diese spezielle Herausforderung, die der Mannheimer so liebt. Er möchte mit den Löwen etwas erreichen, seine Träume verwirklichen. „Ich bin jetzt seit neun Jahren hier. Klar ist mir da der Verein ans Herz gewachsen“, sagt der Modellathlet, der bis 2014 an den Bundesligisten vertraglich gebunden ist und es genießt, in seiner Heimatstadt seiner Leidenschaft nachzugehen. Ob die Liaison zwischen ihm und den Gelbhemden jedoch ewig hält, will er nicht versprechen: „Die vergangene Saison war die schwierigste, seit ich bei den Löwen bin. Irgendwann wird sich sicherlich auch für mich die Frage stellen, ob ich hier bleibe. Ich will Titel in meiner Karriere gewinnen. Ob ich das hier erreichen kann, wird man sehen. Jetzt ist aber nicht der Zeitpunkt, darüber nachzudenken. Ich freue mich auf die neue Saison – und in der wird man sehen, wo die Reise der Löwen hingeht.“

Von Marc Stevermüer