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Gerade noch in London, jetzt schon bei den Löwen (MM)

MANNHEIM. Urlaub? Ein bisschen. Entspannung? Ein wenig. Hinter Gudmundur Gudmundsson liegt ein anstrengender Handball-Sommer. Als der Trainer mit den Rhein-Neckar Löwen Anfang Juni das letzte Bundesligaspiel der Saison 2011/2012 bestritten hatte, ging es für ihn weiter mit der isländischen Nationalmannschaft.

Zunächst waren die Nordmänner in der WM-Qualifikation gefordert, dann standen die Olympischen Spiele an. Nur zwei Wochen hatte Gudmundsson frei. Zwei Wochen, in denen er in seiner Heimat angeln ging und in der Toskana Sonne tankte. Zwei Wochen, in denen ihn aber auch ein Gedanke unentwegt beschäftige: Handball.

Über seine Heimatstadt Reykjavík kehrte der 51-Jährige am Montag aus London in die Kurpfalz zurück. Einer seiner ersten Wege führte ihn in die Kronauer Trainingshalle, um sich von seinen Löwen-Stars ein Bild zu machen. „Olympia ist abgehakt, auch wenn das Turnier für uns sehr unglücklich endete. Wir haben fünf von sechs Spielen gewonnen. Leider haben wir uns unsere einzige Niederlage im Viertelfinale gegen Ungarn erlaubt“, blickt er zurück und ergänzt: „Frankreich und Schweden bestritten das Finale, gegen die wir beide gewonnen hatten. Das ist doch unglaublich.“

Als Gudmundsson das sagt, kann er schon wieder lachen. Auch weil der Trainer weiß, dass er eine erfolgreiche Zeit mit der isländischen Auswahl hatte: „Wir gewannen 2008 Olympia-Silber und 2010 EM-Bronze. In meiner Amtszeit nahmen wir an elf von zwölf Turnieren teil.“

Bewusst spricht der 51-Jährige über das Kapitel Nationalmannschaft in der Vergangenheit, denn ab sofort wird er nur noch für die Löwen an der Seitenlinie stehen. Seit Montag steckt Gudmundsson schon wieder mitten drin im Trainingsalltag. „Das hilft mir, die Enttäuschung von London schnell zu vergessen“, meint der Coach. Bereits am übernächsten Wochenende steht dann der Saisonstart bei Frisch Auf Göppingen an. „Gudmi“ beschleicht ein leicht ungutes Gefühl, wenn er an die schwierige Saisonvorbereitung denkt. „Wir müssen zahlreiche Neuzugänge integrieren, viele Spieler waren in London. Bis Mitte September müssen wir uns durchbeißen, das wird eine Herausforderung für uns alle“, weiß der Trainer um die Herkulesaufgabe. Ihm bleibt nicht viel Zeit, um an Über- und Unterzahlverhalten, Abwehrformationen und Spielzügen zu arbeiten: „In eineinhalb Wochen startet die Liga, bis dahin kann gar nicht alles perfekt funktionieren. Wir werden ab sofort sehr viel im taktischen Bereich arbeiten, denn fit sind alle. Die Olympia-Fahrer stehen voll im Saft – und die anderen Spieler hat mein Assistent Tomas Svensson hier in Form gebracht.“

Keine Frage: Die Umstände sind schwierig, doch Gudmundsson will es wissen. „Wir haben eine der jüngsten Mannschaften in der Liga. Das ist eine ganz andere Ausgangssituation als früher. Aber gerade das macht die Aufgabe so interessant.“

Von Marc Stevermüer