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Der Mann für die magischen Momente

Mannheim. Dieser Mann wird einfach nicht müde. Er läuft, er wirft, er dribbelt und dirigiert. Wenn es eng wird, wenn eine Partie zu kippen droht, wenn viel auf dem Spiel steht – dann schaut die Handball-Welt auf Ólafur Stefánsson. Der Isländer liebt die Herausforderung – und auf ihn ist Verlass. Immer. So auch am Sonntag. Für die Rhein-Neckar Löwen ging es gegen BM Valladolid um den Einzug ins Viertelfinale der Champions League. Und Stefánsson tat das, was er immer macht, wenn es um alles geht. Der 36-Jährige führte seine Mannschaft, lief zur Höchstform auf. Sieben Treffer steuerte er zum 37:33 (21:15)-Erfolg über die Spanier bei.

Mehr Konstanz gefordert

„Es ist super, dass ich mit meinem neuen Verein gleich im ersten Jahr das Viertelfinale erreicht habe“, freute sich der Linkshänder, der 2006, 2007 und 2009 die Champions League mit Ciudad Real gewann. Ganz so weit wie das spanische Topteam sind die Badener auf ihrem Weg zwar noch nicht, aber irgendwann möchten auch sie Europas Thron erklimmen. Immerhin: Die Stimmung in der mit 13 200 Zuschauern ausverkauften SAP Arena war schon titelverdächtig.

„Wir wollen hier eine Tradition aufbauen, damit uns die Zuschauer auch toll unterstützen, wenn es nicht so gut läuft“, weiß Weltstar Stefánsson, dass die Gala der Löwen gegen Valladolid keine Eintagsfliege bleiben darf: „Wir müssen uns alles hart erarbeiten. Das kenne ich aus meiner Zeit bei Ciudad Real. Aber das Erfolgsrezept ist relativ einfach: Wir müssen gut spielen und Konstanz in unsere Leistungen bringen. Irgendwann wird die SAP Arena immer ein Hexenkessel sein. Dieser Moment wird kommen. Da bin ich mir absolut sicher.“

Gegen Valladolid reichte eine überragende erste Halbzeit, um die Weichen vorzeitig auf Sieg zu stellen. „Wir haben vor dem Seitenwechsel sehr gut in der Abwehr gestanden“, lobte Stefánsson die Defensive. Im Mittelblock begann Nikola Manojlovic erneut neben Bjarte Myrhol, Oliver Roggisch kam erst später zum Zug. „Ich muss Manojlovic hervorheben, er ist ein richtig guter Malocher in der Abwehr und hat im Verbund mit den anderen sehr clever verteidigt“, gefiel Manager Thorsten Storm der engagierte Auftritt des Serben, der allerdings nach seiner dritten Zeitstrafe wie schon im Hinspiel vorzeitig vom Feld musste.

Als Entscheidung gegen Roggisch wollte Storm das Vertrauen in Manojlovic allerdings nicht verstanden wissen: „Roggisch ist nicht raus, er ist ein Kämpfer mit einem großen Herz. Aber er tut sich momentan schwer und agiert manchmal ein wenig unglücklich. Bei ihm ist noch Luft nach oben, das weiß er selbst.“ Auch Trainer Ola Lindgren mochte das Thema nicht allzu hoch hängen: „Ich muss immer schauen, auf welchen Gegner wir treffen. Gegen Gummersbach und Valladolid habe ich auf Manojlovic gesetzt, weil er sehr beweglich ist. Er war gegen diese Teams der richtige Mann.“ Von einer Wachablösung bei der Besetzung des Abwehrchefs wollte der Schwede deshalb nicht sprechen, zumal Roggisch mit Rückenproblemen zu kämpfen hatte. Allerdings räumte der Trainer ein, dass ihm das Duo Manojlovic/Myrhol zuletzt am besten im Mittelblock gefallen habe.

Keine Rolle in der Abwehr spielt dagegen zurzeit Carlos Prieto, der in beiden Partien gegen seinen spanischen Ex-Klub nur zuschauen durfte. „Es gab keinen Grund, etwas zu ändern. Wir arbeiten im Profisport, da geht es nicht um Einzelschicksale“, erklärte Lindgren diese Entscheidung. Er fährt einen klaren Kurs, die heißeste Saisonphase steht an. Schon am Wochenende können die Löwen beim Final Four in Hamburg den ersten Titel ihrer Vereinsgeschichte gewinnen. „Wir dürfen nicht nachlassen“, sagte Stefánsson. Der 36-Jährige ist ein Perfektionist: „Wir haben gegen Valladolid hoch geführt und am Ende nur mit vier Toren Unterschied gewonnen. Das müssen wir in Zukunft besser machen.“ Nach Möglichkeit schon beim Finalturnier um den DHB-Pokal. In der Hansestadt ruhen wieder alle Hoffnungen auf dem Rückraumstar. Der Isländer kann eben den Unterschied ausmachen – er ist der Mann für die magischen Momente.

Von Marc Stevermüer

 06.04.2010