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Der nächste Schritt ist das Ziel

Heidelberg. Es ist das dritte direkte Duell innerhalb von zehn Tagen. Mittlerweile kennen sich die Rhein-Neckar Löwen und der THW Kiel in- und auswendig. Schwächen, Stärken, einfach alles. Am letzten Freitag befand man sich auf Augenhöhe, bot ein Handball-Fest in der Mannheimer SAP Arena. Eines mit einem unglücklichen, einem ärgerlichen Ausgang für die Badener. Sie verspielten den Sieg, schenkten ihn her. Morgen ab 20.45 Uhr soll im Bösfelder Ufo nun alles anders werden. Erfolgreicher, fröhlicher. Gudmundur Gudmundsson, der Trainer, hätte jedenfalls nichts dagegen. Er sagt: „Ein Sieg wäre eine Super-Sache für uns. Dass wir mit den Kielern mithalten können, wissen wir mittlerweile ja.“

Der nächste Schritt soll also her. Überraschend wäre er nicht. Schließlich zeigt die Formkurve deutlich nach oben. Eigentlich schon seit dem 21. November, dem Auftakt des Dreierpacks: Damals muss es in der Halbzeitpause klick gemacht haben. Denn plötzlich waren sie da, glänzten, sprühten förmlich vor Selbstvertrauen. Gudmundsson erinnert sich gerne daran zurück: „Dort haben wir die zweite Halbzeit mit einem Fünf-Tore-Vorsprung gewonnen“, schmunzelt Gudmundsson: „Und das nicht gegen irgendwen, sondern gegen Kiel in Kiel.“

Diese 30 Minuten will der kleine Isländer mit den großen Plänen heute nochmals aufarbeiten. Er lädt zum kollektiven Sehvergnügen, bittet zum Videostudium. Aber ist das wirklich nötig? Oder leidet sein Personal an akutem Gedächtnisverlust? Gudmundsson schmunzelt schon wieder: „Nein, natürlich nicht.

Aber ich will ihnen einfach wieder verdeutlichen, was gut war und was nicht.“ Wobei „Gudmi“ diesmal wohl auch eine ältere Kassette herauskramen wird. Eine, auf der Christian Zeitz, der Halbrechte, wirft und trifft, passt und fängt. Denn sein Comeback bei seiner Rückkehr in die alte Heimat scheint beschlossene Sache zu sein. Mit dabei war der Ex-Krösti auch schon am Freitag. Allerdings im feinen, schwarzen Anzug, nicht in kurzer Hose und Kiel-Trikot. „Morgen wird das nicht so sein“, prognostiziert Gudmundsson, „der THW wird durch ihn von beiden Seiten richtig Dampf machen können.“

Doch auch bei den Löwen gibt es einen Lichtblick. Und der strahlt hell: Gudjon Valur Sigurdsson ist wieder da, zurück in der Manege: „Er ist unsere Leitfigur, der Kapitän“, freut sich Gudmundsson: „Toll, dass er wieder zur Verfügung steht.“ Manager Thorsten Storm nickt: „Goggi ist ein ganz wichtiger Mann für uns – auf und abseits des Feldes.“

Sein Kieler Gegenpart muss am Mittwoch hingegen definitiv zuschauen. THW-Kapitän Marcus Ahlm, der sich am Freitag in Mannheim einen mehrfachen Mittelhandbruch zugezogen hatte, fällt bis Ende des Jahres aus. Mindestens. Ein leichter Beutezug ist dennoch nicht zu erwarten. Storm sieht’s ähnlich. Er warnt: „Kiel ist immer der Favorit, aber trotzdem werden auch wir wieder die Chance zum Sieg haben, wenn wir an die Leistung von Freitag anknüpfen können.“ Ein Fragezeichen steht noch hinter Christian Sprenger. Kiels Rechtsaußen zog sich beim letzten Duell einen gequetschten Schleimbeutel zu, will aber alles probieren, um dabei sein zu können.

Kasa Szmal könnte morgen übrigens besonders motiviert sein. Der sympathische Pole wird eine Stunde vor Spielbeginn geehrt, (endlich) offiziell ausgezeichnet als Welt-Handballer 2009. IHF-Präsident Dr. Hassan Moustafa wird den „Ritterschlag“ durchführen.

Den Fans wird’s gefallen. Und die könnten morgen zum entscheidenden Faktor werden. Was gehen kann, haben die Anhänger nämlich am letzten Freitag bewiesen. Phasenweise brandete ein Höllen-Lärm auf. Wobei die Betonung auf phasenweise liegt. Denn so richtig laut war es nur in der Endphase und nach der Schluss-Sirene, als sich die Löwen-Fans die Schiedsrichter vorknöpften, sich die Finger wund pfiffen.

In der Ostseehalle, sprich der Kieler Sparkassen Arena, ist das anders. Dort bebt die Halle 60 Minuten lang. Egal wie es steht, egal wie gut oder schlecht die „Zebras“ auch spielen. An den Baden-Lions liegt es nicht, die geben immer Vollgas, brauchen aber auch die Unterstützung der restlichen Zuschauer. Nur so kann man das atemberaubende, und riesige Arena-Oval zum Kochen bringen.

Von Daniel Hund

 30.11.2010