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Der Rückkehrer und der Neue

Apfel und Halil sind elementare Faktoren für den Löwen-Traumstart nach Maß

Mikael Appelgren und Halil Jaganjac klatschen sich ab

Der Rückkehrer und der Neue: Hätten sich die Löwen-Fans und Verantwortlichen einen Bundesligastart 2022/2023 malen dürfen – er hätte besser kaum ausgesehen als das, was die Gelbhemden am Samstagabend, beim 36:25-Heimsieg gegen die MT Melsungen, auf der Platte zeigten. Trotz zweier Neuzugänge sowie einem neuen Trainerteam erwecken die Löwen den Eindruck, als würden sie schon jahrelang in dieser Konstellation agieren. Größtenteils fehlerfrei agieren die Spieler auf dem Feld, harmonieren in der Offensive wie aus einem Guss und ackern im Verbund in der Defensive, gehen keinem körperbetonten Zweikampf mit den Gästen aus dem Weg.

Immer mittendrin: Halil Jaganjac. Der junge Kroate demonstriert von Beginn an, wie hervorragend er in das Spielsystem von Sebastian Hinze passt. Im Mittelblock ist Halil eine Bank. Trotz seines 2-Meter-Gardemaß agiert der Halblinke unglaublich agil, hinterlässt die namenhaften Gegenspieler um Julius Kühn, Kai Häfner und Ivan Martinovic, die ein ums andere Mal an ihm „abprallen“, ratlos. Und im Angriff? Da ist Halil ebenfalls sofort da, erzielt die ersten beiden Löwen-Tore der neuen Saison und beendet die Partie mit sieben Toren bei acht Wurfversuchen. Summa summarum ein extrem erfolgreiches für die Nummer 45. „Ich freue mich, dass wir heute ein tolles Spiel hinlegen konnten. Wir haben als Team gut zusammengespielt. Wir sind perfekt in die Saison gestartet und müssen jetzt genauso weitermachen. Die Stimmung hier in der Halle ist unglaublich und ich freue mich sehr, bei den Rhein-Neckar Löwen zu sein“, so Halil, der nach Abpfiff als REWE „Spieler des Spiels“ ausgezeichnet wurde.

Der Rückkehrer und der Neue: Endstation Apfel!

Große Emotionen bei Apfel und Kapitän Johnny

Und dann ist da ja auch noch Mikael Appelgren. Der schwedische Rückhalt, den eine Knieverletzung den Großteil der vergangenen Saison zum Zuschauen zwang, demonstriert von Beginn an, weshalb er so immens wichtig für das Spiel der Rhein-Neckar Löwen ist. Sechs Paraden nach 15 Minuten und eine Fangquote von zwischenzeitlich 55% sprechen für sich. Ob Würfe von den Außen, aus dem Rückraum oder freie Versuche der Melsunger vom Kreis oder im Tempogegenstoß – der Mann mit der Rückennummer 1 ist mit spektakulären Aktionen zur Stelle, begeistert die Fans in der SAP Arena und bringt zeitgleich die Spieler der MT zur Verzweiflung. On top leitet Apfel die Angriffe sowie Tempogegenstöße schnell ein und ist Wegbereiter mehrerer Tore über die erste und zweite Welle. Eine Leistung, die auch seinen ehemaligen Mitspieler und Löwen-Legende Alexander Petersson, der die letzte Saison noch in Diensten der Nordhessen aktiv war und das Duell seiner Ex-Vereine als Zuschauer in der Halle verfolgte, zum Staunen gebracht haben dürfte.

Obwohl die Leistung von Halil und Apfel herausstechen, den Erfolg begründet Trainer Sebastian Hinze auf der gesamten Teamleistung: „Wir wussten, welche Qualität Halil hat, sowohl in der Defensive als auch in der Offensive, aber wir haben es als Mannschaft heute sehr gut gemacht. Jeder hat seinen Job erledigt und dabei ist dann ein sehr, sehr gutes Spiel herausgekommen. Wir können das gute Gefühl, welches wir nach der Vorbereitung schon hatten, weiterhin mitnehmen. Natürlich wissen wir aber auch, dass wir den Saisonstart erst bewerten dürfen, wenn wir fünf, sechs Spiele gemacht haben“, konstatiert der sichtlich erleichterte und zufriedene Coach nach Spielende.

Der Rückkehrer und der Neue: „Löwen-Lust“ und Melsunger „Desaster“

Absolutes Hochgefühl: Der Jubel mit den Fans nach dem Spiel

Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass der Sieg der Löwen gegen die MT Melsungen auf eine geschlossen, starke Mannschaftsleistung beruht. Vor allem der „hinze‘sche Kampf- und Tempohandball“, der auf einer stabilen, harten aber fairen Abwehrarbeit fußt und sich in der Offensive zu einem schnellen Umschaltspiel entwickelt, weiß Zuschauer und Fans zu begeistern. So ist es neben Halil auch der zweite Neuzugang, Olle Forsell Schefvert, der eine phänomenale Pflichtspiel-Premiere im Löwen-Trikot abliefert und, in Offensive wie Defensive, mit voller Überzeugung und eisernem Willen in jede Aktion geht. Nahezu jeder Spieler liefert ab und trägt zu dem unvergesslichen Saisonauftakt bei. Ob Joel Birlehm, der in der Schlussviertelstunde entscheidende Würfe der MT pariert, Juri Knorr, der eine gigantische Torgefahr ausstrahlt und zudem mit sehenswerten Anspielen an den Kreis und die besser positionierten Mitspieler überzeugen kann, oder Kapitän Patrick Groetzki, der gewohnt treffsicher von Rechtaußen abschließt – die Löwen gehen von Anpfiff an, ganz im Sinne ihres Namens, als geschlossenes Rudel auf die „Jagd“ nach Punkten. Dies ermöglicht es Sebastian Hinze zum Ende der Partie hin, allen Spielern ihre Einsatzminuten zu geben. So dürfen sich die (Jung-)Löwen und Talente Niklas Michalski, Philipp Ahouansou, der aufgrund einer Verletzung ebenfalls einen Großteil der vergangenen Saison verpasste, sowie Robert Timmermeister den Zuschauern in der SAP Arena präsentieren und sich, im Falle von Niklas und „Flipse“, noch in die Torschützenliste eintragen. Die Löwen machen richtig Lust auf mehr!

So groß die Euphorie nun auch sein mag und wie gut dieser Sieg der malträtierten Löwen-Seele auch tut – zur Wahrheit gehört allerdings ebenfalls, dass sich die MT Melsungen als „dankbarer Gast“ präsentierte. Das „Starensemble“ aus Nordhessen erwischte einen gebrauchten Tag, an dem lediglich Torhüter Morawski sowie die Feldspieler Agustin Casado und Rogério Moraes Ferreira ansatzweise zu ihrer Normalleistung finden konnten. Dementsprechend konsterniert sprach MT-Trainer Roberto García Parrondo anschließend von einem „Desaster“.

Und dennoch: Die MT mit einer solch dominanten Art und (Spiel-)Weise mit elf Toren zu besiegen, das muss und soll gar nicht klein geredet werden. Den Schwung und das Selbstvertrauen werden die Löwen, die durch den Erfolg vorübergehend die Tabellenspitze innehaben, mit in die nächste Partie nehmen. Bereits am Donnerstag geht es zu Aufsteiger ASV Hamm-Westfalen, die in ihrem ersten Saisonspiel eine 31:23-Niederlage gegen den amtierenden deutschen Meister aus Magdeburg hinnehmen mussten. Beim Wiedersehen mit Mait Patrail wird die Mannschaft mit Gewissheit alles daransetzen, ihre starke Leistung zu bestätigen und das nächste Erfolgserlebnis einzufahren.