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Der Sieg gegen Minden ist ein Präsent ohne Schleifchen (RNZ)

Mannheim. Beschenkt hatten sie ihre Fans schon vorher. Da gibt es dieses Video, diesen rund vierminütigen Weihnachtsgruß der Rhein-Neckar Löwen. Auf der eigenen Homepage kann man die Hobby-Sänger seit Tagen anklicken. Und auch wenn nicht jeder Ton getroffen wurde ist der Spaßfaktor hoch. Der sollte auch gestern hoch sein. Diesmal ohne Mikrofon, dafür mit Ball. Und mit dem, wen wundert’s, können die Gelben noch besser umgehen. Minden bekam das zu spüren. Die Gäste waren letztlich das zweite große Geschenk der Löwen an die Anhänger. Allerdings ein Präsent ohne Schleifchen. Denn beim 33:29 (19:15)-Heimsieg taten sich die Gelben lange schwer.

Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson: „Ich bin mit unserer Leistung zufrieden, auch, wenn sie etwas wechselhaft war.“ Manager Thorsten Storm, der direkt daneben saß, zog derweil ein Fazit, blickte zurück, aber auch voraus: „Wir sind nach wie vor in allen drei Wettbewerben dabei. Nun liegt es an uns, das nach der EM-Pause fortzusetzen.“

Dass es für die Löwen kein Feiertags-Spaziergang werden würde, deutete sich früh an. Minden packte gerade in der Abwehr kompromisslos zu. Hart war das, aber nicht unfair. Im Zahlen: Nach acht Minuten lagen die Badener mit 4:6 hinten. Gudmundsson gefiel das nicht. Der tobte vor der Spielerbank, schüttelte permanent den Kopf. War die Zeit etwa schon reif für die erste Auszeit? Manch ungeduldiger Fan sah das so, „Gudmi“ jedoch nicht. Der Isländer blieb cool – bis zur 14. Minute. Da hatte dann auch er genug gesehen: 8:10 stand es, als er die Grüne Karte auf den Zeitnehmertisch knallte und zum einminütigen Krisengipfel bat. Um seine Spieler wach zurütteln, um seinen Lösungsansatz zu präsentieren.

Aber die Gäste hatten auch darauf die passende Antwort. Irgendwie machten sie es ähnlich, wie die Löwen beim Pokal-Coup in Kiel. Mit viel Übersicht in der Offensive. Ohne Hektik, mit jeder Menge Selbstvertrauen. Geschickt spielten sie die Sekunden runter, um dann den finalen Wurf abzufeuern. Angriff für Angriff, Spielzug für Spielzug. Dass die Gelben trotzdem mit einer 19:15-Führung in die Pause stiefelten, lag an einer Schlussphase, die jeden der 7.805 Zuschauer begeisterte.

Genauso sollte es weitergehen. Geklappt hat das dann nicht ganz. Unterhaltsam war’s dennoch. Was auch mit dem letzten Mann zusammenhing. Einer der Hauptdarsteller stand diesmal nämlich im Tor. Nein, es war nicht Niklas Landin, sondern Goran Stojanovic. Der Montenegriner rückte Mitte der ersten Halbzeit zwischen die Pfosten. Wo es ihm offenbar so gut gefiel, dass er blieb. Er hexte auf so einem hohen Level, dass Gudmundsson ihn einfach auf dem Feld lassen musste. Weltstar Landin hin oder her.

Gestern wurde übrigens auch im hohen Norden Handball gespielt. Dort stand der Kampf der Giganten an: Der THW Kiel empfing den HSV Hamburg. Deutscher Meister gegen Champions-League-Sieger, mehr geht nicht. Kiel überrannte die Hansestädter, gewann souverän mit 35:24. Die Löwen hat’s gefreut. Sie ziehen dank des besseren Torverhältnisses am HSV vorbei und überwintern als Dritter in der stärksten Liga der Welt. Wenn das mal kein versöhnlicher Jahresabschluss ist …

Löwen: Schmid 5/3, Gensheimer 8/1, Myrhol 2, Groetzki 4, G. Guardiola 4, Petersson 4, Ekdahl du Rietz 6.

Spielfilm: 3:1, 3:4, 4:6, 9:11, 15:14, 19:15 (Halbzeit), 21:16, 24:18, 26:21, 28:25, 32:28, 33:29 (Endstand).

Von Daniel Hund