Veröffentlichung:

Der Spätstarter rennt die Aufregung einfach weg

Linkshänder Marius Steinhauser im Interview vor der Pokalpartie gegen den SC Magdeburg

Marius Steinhauser spricht vor dem DHB-Pokal-Achtelfinale der Rhein-Neckar Löwen gegen den SC Magdeburg am heutigen Mittwoch (19 Uhr)über die ersten Schritte in der Bundesliga, Gänsehaut bei der Nationalhymne, persönliche Ziele und Pleiten gegen Uwe Gensheimer an der PlayStation. Die Halle öffnet heute um 18 Uhr, Tickets sind noch an der Abendkasse erhältlich.

Marius, vor einigen Monaten bist Du noch mit der HG Oftersheim/Schwetzingen durch die Oberliga-Hallen getingelt. Jetzt reist Du mit den Löwen durch Europa: Muss man Dich kneifen?

MARIUS STEINHAUSER: Nein, das nicht mehr unbedingt. Aber es ist immer noch etwas Besonderes, bei den Löwen zu sein. Ich lebe meinen Traum, weil ich meine Leidenschaft zum Beruf gemacht habe. Ich darf jeden Tag meinen Sport ausüben und das dazu in einem Super-Team. Das ist einfach ein wunderschönes Gefühl, Teil des Erfolgs zu sein. 

Hättest Du Dir den Sprung in die Bundesliga rückblickend schwieriger vorgestellt?

STEINHAUSER: Natürlich hatte ich mir Gedanken gemacht, wie das wohl sein mag, wenn ich ins kalte Wasser geworfen werde. Ich musste ja sofort spielen, weil Patrick Groetzki noch verletzt war. Aber irgendwie hatte ich keine richtige Angst, sondern nur Respekt. Ich gehe jedes Training mit 100 Prozent Aufmerksamkeit und Konzentration an. Und im Spiel ist es dann mein Ziel, die mir gestellten Aufgaben zu erfüllen. Ich hoffe, dass ich die Vorgaben unseres Trainers Gudmundur Gudmundsson bislang ganz gut umgesetzt habe und der Mannschaft helfen konnte. Ich lerne einfach immer noch unheimlich viel. Jeden Tag entwickle ich mich ein bisschen weiter.

Mit was für einem Gefühl bist Du zu Deinem ersten Probetraining bei den Löwen gefahren?

STEINHAUSER: Ich war total aufgeregt und machte mir Gedanken, ob ich auch alles, was ich brauchte, in meiner Sporttasche hatte. Aber als ich dann in Kronau ankam, war die Nervosität schnell weg. Mit vielen Spielern bin ich gleich ins Gespräch gekommen und Patrick Groetzki hat mich ein bisschen geführt. Letztendlich ist es ganz gut gelaufen, sonst wäre ich jetzt wohl kein Löwe (lacht).  

Dein erstes Bundesliga-Spiel war gleich das Derby in Göppingen: Wie nervös bist Du gewesen?

STEINHAUSER: Traditionell bin ich vor jedem Spiel sehr hibbelig und renne in der Gegend rum, das bringt meine Nervosität runter. Oder anders ausgedrückt: Ich renne die Aufregung raus. Wenn der Anpfiff ertönt, nehme ich das ganze Drumherum allerdings nicht mehr wahr. Von diesem Augenblick an will ich nur noch das Beste aus mir herausholen.

Dein Kumpel Kevin Bitz ist der Jüngste im Löwen-Rudel und muss sich als „Ballwart“ seine Sporen verdienen. Hast Du auch eine Aufgabe?

STEINHAUSER: Ich bin der Zweitjüngste im Team und muss die Getränke in die Halle schleppen. Ich mache das gerne, denn ich weiß, dass auch dies der Mannschaft hilft und letztendlich ist es ganz normal, dass es in einem Team eine Hierarchie gibt. Die Jungen haben eben ihre Aufgaben. Aber dass der Kevin die Bälle bringt, freut mich natürlich sehr.  

Du teilst Dir auch mit ihm das Zimmer auf Auswärtsreisen. Es sieht dort hoffentlich nicht aus wie in einem Saustall?

STEINHAUSER: Nein, bei uns ist es eigentlich immer ganz ordentlich. Vielleicht bin ich ein bisschen chaotischer als Kevin. Aber wenn es um Pünktlichkeit und Verlässlichkeit geht, bin ich immer vorne dabei. 


Auf langen Busreisen kommt häufig die PlayStation zum Einsatz. Wer ist die Nummer eins?

STEINHAUSER: Das kommt immer auf das Spiel an. Bei FIFA bin ich vorne dabei, aber beim American Football ist Uwe Gensheimer der absolute König. Das hat er mir auch zu verstehen gegeben, als wir auf der Rückreise aus Minden waren. Anschließend musste ich auf meiner Facebook-Seite posten, dass er der Beste ist.

Jetzt fehlt Uwe aber erst einmal. . .

STEINHAUSER: Ja, leider hat er sich mit einem Achillessehnenriss schwer verletzt. Mir wäre es lieber, wenn Uwe bei uns sein könnte. Da würde ich auch die Niederlagen an der PlayStation in Kauf nehmen. 

Du hast erst 2007 mit dem Handballspielen begonnen, nach dem Bundesliga-Debüt folgte der erste Lehrgang mit der Junioren-Nationalmannschaft. Es könnte schlechter laufen.

STEINHAUSER: Auf jeden Fall. Ich war überrascht, als die Einladung vom Deutschen Handball-Bund kam und habe mich riesig gefreut. Für sein Land zu spielen und die Nationalhymne zu hören, ist etwas ganz Besonderes, ein absolutes Gänsehaut-Erlebnis. Ich hoffe, dass ich das noch ein paar Mal erleben darf.

Deine Vorbilder sind Luc Abalo und Mirza Dzomba. Warum?

STEINHAUSER: Luc hat mich schon mein ganzes Handballer-Leben fasziniert. Er strahlt eine unglaubliche Unbekümmertheit aus, dazu kommen seine Dynamik und seine Sprungkraft. Das beeindruckt mich. Ich schaue mir seine Spiele und die von Dzomba auf Video an, um ihre Qualitäten zu lernen und um meine Entwicklung voranzutreiben.

Abalo ist vielseitig und kann im Rückraum spielen. Du auch?

STEINHAUSER: Ja, in Schwetzingen habe ich in der A-Jugend generell im Rückraum gespielt und in der Oberliga-Mannschaft auf der Außenposition. Um in der Bundesliga im Rückraum zu spielen, fehlen mir aber noch die körperlichen Voraussetzungen. Wenn ich mal in der zweiten Mannschaft aushelfen sollte, wird das vielleicht ja mal ein Thema. Es kann beim Gegner für Verwirrung sorgen, wenn da im Rückraum plötzlich mal kein Shooter aufläuft, sondern jemand, der spielerische Lösungen sucht und mehr über das Tempo kommt.

Was ist das Schöne an der Rechtsaußenposition?

STEINHAUSER: Wenn ich den Ball habe, stehe ich meistens direkt frei vor dem Tor und kann mit meiner Technik den Keeper alt aussehen lassen. Man befindet sich eigentlich immer in Eins-gegen-Eins-Situationen. Das ist richtig geil. Ein Spielmacher muss dagegen immer noch am Abwehrblock vorbei.

 In der Heimpartie gegen Kiel haben euch die Fans trotz der klaren Niederlage gefeiert. Wie hast Du das empfunden?

STEINHAUSER: Ich muss unseren Fans ein Kompliment machen. So etwas habe ich noch nie erlebt, was jetzt nicht unbedingt verwundert, weil ich erst seit dem Sommer dabei bin. Aber auch meine Mitspieler haben gesagt, wie einmalig das war. Wir waren gegen Kiel chancenlos und bekamen trotzdem Rückendeckung. Das hat uns beeindruckt, auch wenn der Applaus wohl eher für die Auftritte war, die wir davor gezeigt hatten. Diese Reaktion der Fans ist für uns auf jeden Fall ein Ansporn, ihnen wieder die zuvor gezeigten Leistungen zu bieten.

Was erwartet euch im Pokalspiel gegen den SC Magdeburg?

STEINHAUSER: Im Pokal wollen wir natürlich die nächste Runde erreichen, aber wir treffen auf einen guten Gegner. Wenn wir unsere Abwehr jedoch wieder so spielen wie in den vergangenen Wochen und unsere Chancen im Gegenstoß konsequent nutzen, können wir gegen den SCM gewinnen.

Anschließend folgt die Partie gegen den TV Neuhausen?

STEINHAUSER: Die Mannschaft überrascht mich, sie zeigt aber auch, was mit Geschlossenheit, Kampf, Emotionen, Leidenschaft und taktischer Disziplin möglich ist. Die Jungs sind immer richtig heiß. Da kommt auf uns ein hartes Stück Arbeit zu. In dieser Liga kann jeder gegen jeden gewinnen. Wenn ein vermeintlicher Favorit in einem Spiel mal nicht zu 100 Prozent bei der Sache ist, droht ein böses Erwachen.