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„Der Traum ist zum Greifen nahe“

EM 2014, 14.Tag: Niklas Landin Jacobsen ist vor dem EM-Finale gegen Frankreich äußerst optimistisch

Alle Spieler der vier EM-Halbfinalisten mussten sich am Samstag beim „Medien-Tag“ der EHF den Fragen der Journalisten stellen – und die größten Journalistentrauben gab es bei genau drei Akteuren: Nikola Karabatic, Mikkel Hansen und Niklas Landin Jacobsen. In den zwei EM-Wochen in der Heimat ist der Löwen-Schlussmann zum Volkshelden und zum Medienstar geworden. Jeder reißt sich um den 25-Jährigen, der 2012 schon die goldene EM-Schale nach oben reißen durfte – gegen 21.016 Serben im Finale gegen Serbien in Belgrad.

Am Sonntag (17.30 Uhr, live auf Sport 1) wird es genau umgekehrt sein. 14.000 Dänen werden ihre Mannschaft in Herning nach vorne schreien, singen, klatschen. Aber Landin Jacobsen empfindet alles andere als Druck, wenn ein ganzes Land diese Goldmedaille verlangt: „Wir sind hier angetreten, um mindestens in Finale zu kommen. Aber ehrlich gesagt, war unser Ziel immer die Goldmedaille. Und die wollen wir am Sonntag gewinnen, nicht mehr oder weniger. Das riesige Interesse ist doch viel mehr Motivation als Druck.“

Das sieht sein Trainer Ulrik Wilbek, der am Sonntag sein letztes Spiel auf der dänischen Bank haben wird, bevor ab Juni der aktuelle Löwen-Coach Gudmundur Gudmundsson übernimmt, ähnlich: „Wir standen unter enormen Druck, jetzt ist das vorbei. Hätten wir das Halbfinale verpasst, wäre das eine nationale Katastrophe gewesen. Jetzt sind wir im Endspiel gegen Frankreich und der Druck ist komplett weg – was natürlich nicht heißt, dass wir am Sonntag auch gewinnen wollen.“

Landin Jacobsen hat eine ähnliche Einstellung: „Im Endeffekt ist unser erster Traum, das Finale zu Hause zu haben, wahr geworden, jetzt aber ist der richtige Traum zum Greifen nahe, Gold, auf dem Podium in unserer Halle, mit Millionen Dänen vor den Fernseher, die alle mit uns fiebern. Es gibt doch nichts Schöneres.“

Für Landin Jacobsen ist das Team die große Stärke der Dänen: „Andere Mannschaften haben sieben Topspieler, wir haben 16. Jeder übernimmt Verantwortung.“ Dennoch steht der Löwen-Schlussmann besonders im Fokus: „Mindestens 40 Prozent unseres Erfolgs tragen den Namen Niklas Landin Jacobsen“, sagt sein künftiger Löwen-Mannschaftskamerad Mads Mensah Larsen: „Niklas war bislang  unser wichtigster Spieler – und wird es hoffentlich auch im Finale sein.“

Wie vor jedem Spiel wird sich der Löwen-Torwart intensiv mit den gegnerischen Schützen befassen. „Ich glaube, meine Stärke ist die Vorbereitung. Ich mache ein äußerst intensives Videostudium des Gegners – und genau das hilft in den entscheidenden Situationen“, ist Landin Jacobsens Geheimnis des Erfolges. Und er ist sich sicher: „Sonntag gibt es unsere Revanche für Malmö!“

In Schweden hatten die Dänen vor drei Jahren nach Verlängerung das WM-Finale gegen Frankreich verloren, nun wollen sie ihr Gold zurück. Angesichts der Finalkonstellation steht auch fest, dass Deutschland 2004 der letzte Europameister war, der nicht Frankreich oder Dänemark hieß. Karabatic & Co. gewannen 2006 und 2010, die Dänen 2008 und 2012 –  aber noch nie standen sich beide Teams in einem EM-Endspiel gegenüber.

Und die Franzosen haben enormen Respekt vor Landin Jacobsen: „Wenn er – wie gegen Spanien oder Kroatien – ins Spiel kommt, wird es richtig schwer, ihn zu überwinden“, sagt Nikola Karabatic über den Löwen-Schlussmann.

„Ich drücke Niklas im Finale ganz fest die Daumen. Es wäre genial für die Löwen und natürlich für ihn, wenn er am Sonntag ganz oben auf dem Podium steht.“ Der dies sagt, kämpft zuvor (15 Uhr) um die Bronzemedaille: Gedeon Guardiola. Mit Spanien geht er gegen den „ewigen Bronze-Medaillen-Gewinner“ Kroatien ins Rennen. EM 2012, Olympia 2012, WM 2013 – immer hat das Team vom Balkan Bronze gewonnen. „Aber diesmal sind wir dran. Wir wollen Revanche“, spricht Guardiola das Spiel um Platz drei bei der EM 2012 an, als Spanien mit 27:31 verlor. „Ich will meine erste EM-Medaille“, sagt Weltmeister Guardiola, der nach der Halbfinalniederlage gegen Frankreich „ganz wenig geschlafen“ hat: „Immer wiederl lief der Film dieses Spiels in meinem Kopf ab.“ Aber Frankreich ist abgehakt, jetzt wartet Kroatien: „Wir müssen eine Reaktion zeigen.“ Für Guardiola gibt es im „kleinen Finale“ keinen Favoriten: „Das ist eine Sache des Kopfes. Es geht darum, wer den Schalter nach den unglücklichen Halbfinalniederlage am besten umlegen kann.“

Am Sonntag, 26. Januar, geht es wie folgt weiter:
Finale:
Frankreich – Dänemark (17.30 Uhr, ab 17 Uhr live auf Sport1)

Zwischen dem Spiel um Platz 3 und dem Finale am Sonntag zeichnet die IHF noch die Welthandballer des Jahres 2013 aus.
Spiel um Platz 3:
Spanien – Kroatien (15 Uhr, ab 19.30 Uhr Highlights auf Sport1)