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Niklas Landin Jacobsen zieht mit Dänemark ins Endspiel ein

EM 2014, 13.Tag: Gastgeber setzen sich im Halbfinale gegen Kroatien durch – Frankreich schlägt Spanien

Das Traumfinale bei der Handball-EM in Dänemark ist perfekt: Olympiasieger Frankreich und der Gastgeber und Titelverteidiger sind nach hart umkämpften und teilweise dramatischen Halbfinals am Freitagabend ins Endspiel eingezogen.

Olympiasieger Frankreich hatte mit einem 30:27 (12:14) gegen Weltmeister Spanien vorgelegt und steht nach den beiden Triumphen 2006 und 2010 zum dritten Mal in einem EM-Finale, danach zog Dänemark durch ein 29:27 (13:15) nach und kann nach 2008 und 2012 am Sonntag seinen dritten EM-Titel perfekt machen. Beide Mannschaften standen sich noch nie in einem EM-Finale gegenüber, die Partie ist allerdings die Neuauflage des WM-Endspiels von 2011, das Frankreich nach Verlängerung gewann. Dänemark könnte zudem der erste EM-Gastgeber nach Schweden 2002 werden, der Gold gewinnt.

Damit steht der von den Fans erneut frenetisch gefeierte Löwen-Torwart Niklas Landin Jacobsen, für den am Freitag 15 Paraden notiert wurden,  in seinem vierten großen Finale innerhalb von drei Jahren – nach WM 2011 (Silber), EM 2012 (Gold) und WM 2013 (Silber).

Löwen-Kreisläufer Gedeon Guardiola  hat hingegen das erste EM-Finale seiner Karriere knapp verpasst. „Wir sind riesig enttäuscht, aber in den entscheidenden Momenten war Frankreich etwas cleverer als wir, das war am Ende entscheidend“, sagt der sichtlich enttäuschte Guardiola nach dem 27:30 gegen den Olympiasieger, der sich erst in den Schlussminuten absetzte.

Spanien hatte einen katastrophalen Start lag schnell 2:7 zurück, auch weil der frühere Kieler Torwart Thierry Omeyer sieben Würfe in den ersten 14 Minuten abwehrte. Doch die Spanier fingen sich schnell, Frankreich brach nach der 12:9-Führung ein. Mit einem Vierfachschlag brachte HSV-Spieler Joan Canellas die Iberer mit 14:12 zur Pause in Führung. Aber Frankreich hatte erneut nach  dem Seitenwechsel den besseren Start, setzte sich schnell auf 18:16 ab. Ab dem 20:20 stand die Partie aber bis zum Schluss auf des Messers Schneide. Keine Mannschaft konnte sich absetzen. Trotz zehn Canellas-Treffern reichte es am Ende nicht für den Weltmeister, weil Luc Abalo (insgesamt acht Tore) nach Belieben traf und Torwart Cyril Dumoulin in den Schlussminuten unglaublich hielt. Nach Abalos 29:26 war die Partie entschieden. Wie schon 2012 (gegen Dänemark) verloren die Spanier ein EM-Halbfinale.

„Es war kein hochklassiges, aber ein hochdramatisches Spiel, das nur durch Kampf geprägt war“, sagte Frankreichs Trainer Claude Onesta: „Wir waren schon in vielen Finals, aber das wir das hier mit unserer jungen Mannschaft geschafft haben, macht mich unglaublich stolz.“

Vor 14.000 begeisterten Fans, die erneut für eine Gänsehaut-Atmosphäre sorgten, hatten die Dänen vor der Pause deutlich mehr Probleme mit den Kroaten als gedacht. Ivan Cupic & Co. nahmen geschickt das Tempo aus dem Spiel, waren eiskalt im Hexenkessel, wo die Führung ständig wechselte. Trotz sieben Paraden von Niklas Landin Jacobsen vor der Pause lag der Titelverteidiger nach 30 Minuten mit 13:15 hinten. Die Kroaten wechselten schon früh munter durch, teilten sich so die Kräfte geschickt ein.

Aber als Landin Jacobsen die ersten vier kroatischen Würfe in der zweiten Hälfte parierte, kochte die Halle wieder, die Dänen trafen dreimal in Serie, führten 16:15. Erst nach sieben Minuten erzielte der EM-, WM- und Olympiadritte seinen ersten Treffer nach dem Seitenwechsel.  Dänemark zog auf 21:18 davon, aber die Kroaten glichen dank einer phasenweise sensationellen Abwehrleistung  in einer kampfbetonten Partie beim 23:23 (47.) wieder aus.

Als es aber eng wurde, war Landin Jacobsen wieder zur Stelle, wurde zum Turm in der Schlacht, nach vorne gepeitscht von „Landin, Landin“-Rufen der Fans. Und als er beim 27:25 vier Minuten vor dem Ende einen Wurf von Manuel Strlek abwehrte und Rene Toft Hansen im Gegenzug traf, war die Vorentscheidung gefallen. Der Rest war eine riesige Handballparty in Herning. Beste Torschützen waren der Flensburger Däne Anders Eggert mit acht Toren sowie die Kroaten Marko Kopljar und Zlatko Horvat mit je sechs Toren. Der künftige Löwe Mads Mensah Larsen traf zweimal.

Die Kroaten verloren somit ihr viertes Halbfinale in Folge nach EM 2012, Olympia 2012 und WM 2013 und unterlagen zudem zum dritten Mal in einem EM-Halbfinale gegen den Gastgeber nach 2004 (Slowenien) und 2012 (Serbien). Somit kommt es am Sonntag um 15 Uhr zu einer Neuauflage des „kleinen Finales“ der EM 2012 in Belgrad, das die Kroaten gewannen.

Zuvor hatte sich Island im bedeutungslosen Spiel um Platz fünf hauchdünn mit 28:27 (13.16) gegen Polen durchgesetzt. Weil Aron Palmarsson vom THW Kiel wegen einer Knieverletzung aussetzen musste, stand Löwe  Stefan Sigurmannsson wieder im isländischen Kader und erzielte auch gleich drei Treffer. Polen hatte bis 20 Sekunden vor dem Abpfiff nie hinten gelegen, ehe Runar Karason mit dem Treffer zum 28:27 den Sieg herstellte. Slawomir Szmal zeigte im polnischen Tor wieder eine starke Leistung – verlor aber, wie beim Spiel um Platz drei bei der EM 2010 in Wien, wieder gegen die Wikinger, bei denen Gudjon Valur Sigurdsson sein Torkonto nicht verbessern konnte. Dennoch liegt „Goggi“ mit 44 Treffern weiter an der Spitze der Torschützenliste, allerdings nur noch zwei Tore vor Canellas.

Halbfinals in Herning:
Frankreich – Spanien 30:27 (12:14)
Dänemark – Kroatien 29:27 (13:15)

Spiel um Platz 5:
Island – Polen 28:27 (13:16)

Am Sonntag, 26. Januar, geht es wie folgt weiter:
Finale:
Frankreich – Dänemark (17.30 Uhr, ab 17 Uhr live auf Sport1)
Zwischen dem Spiel um Platz 3 und dem Finale am Sonntag zeichnet die IHF noch die Welthandballer des Jahres 2013 aus.
Spiel um Platz 3:
Spanien – Kroatien (15 Uhr, ab 19.30 Uhr Highlights auf Sport1)