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Der vorentscheidende Schritt (RP)
Rhein-Neckar-Löwen gewinnen 23:19 bei der HSG Wetzlar und sind dem Titel ganz nah
Die Rhein-Neckar-Löwen haben dem Druck stand gehalten. Im wegweisenden Spiel bei der HSG Wetzlar gab es gestern Nachmittag einen 23:19 (10:11)-Sieg. Für den Spitzenreiter stehen die Zeichen nun auf Meisterschaft, TSV Hannover-Burgdorf und TuS N-Lübbecke heißen die Gegner an den letzten beiden Spieltagen.
Es war ein Zittersieg. Es war eine Nervenprobe. Es war ein Erfolg auf den letzten Drücker. Und es war wieder einmal Andy Schmid, der das Spiel zugunsten der Löwen drehte. Bis zur 45. Minute war von dem Spielmacher wenig zu sehen, dann lief der beste Spieler der Liga zu Höchstform auf, erzielte von den letzten neun Toren der Löwen sieben. „Ja, es war ein Nervenspiel. Wir sind nicht so viel besser, dass wir eine so starke Heimmannschaft wie Wetzlar mal eben so in deren Arena besiegen. Das war ein großer Schritt“, sagte der Regisseur. Trainer Nikolaj Jacobsen: „Meine Mannschaft hat mit sehr viel Herz gespielt. Die Abwehr war weltklasse. Wir waren selber schuld, dass es so eng wurde.“
Vielleicht sind die Löwen-Spieler gestern Morgen beim Blick auf die Tabelle ein bisschen erschrocken. Denn nach dem 35:18-Sieg des Mitbewerbers SG Flensburg-Handewitt gegen den ThSV Eisenach reisten die Löwen nicht als Tabellenführer an, über Nacht standen (plötzlich) die Flensburger vorn. Der Favorit hatte gestern viel zu verlieren – und das merkte man. Dem Team fehlte die Lockerheit, die Körpersprache war schon aussagekräftiger, zudem war die Chancenauswertung mangelhaft. EM-Held Andreas Wolff zeigte eine Klasse-Leistung, der Torhüter entnervte vor allem Rechtsaußen Patrick Groetzki. Zudem erwies sich die Achse Steffen Fäth – Jannik Kohlbacher als extrem stark, das Zusammenspiel der beiden Europameister war klasse.
„Wir haben es uns unnötig schwer gemacht“, befand Kreisläufer Hendrik Pekeler. Typisch für diesen Nachmittag, typisch für diesen Auftritt der Löwen: Da diktierte die Mannschaft das Spiel in den ersten 25 Minuten – und Wetzlar ging mit einem Tor Vorsprung in die Pause. „Ich fand es sehr stark, wie wir es in der zweiten Halbzeit durchgezogen haben“, sagte der Halblinke Kim Ekdahl du Rietz. 15:14 führte Wetzlar Mitte der zweiten Halbzeit, da war es kritisch. Wuchsen da die Selbstzweifel? „In so einer Phase muss man sich immer auf den nächsten Moment konzentrieren. Mit Blick auf die Tabelle war das der schwerste Gegner, es geht aber weiter“, meinte Kapitän Uwe Gensheimer. Ausgelassen jubeln mochte gestern noch keiner der Löwen, wenn den Spielern ihre Erleichterung auch deutlich anzusehen war.
„Hannover hat gegen uns keinen Druck, Nettelstedt-Lübbecke macht gegen uns das letzte Bundesliga-Spiel“, warnte Hendrik Pekeler. Und Kim Ekdahl du Rietz meinte: „Gefühlt gibt es jetzt kein leichtes Spiel mehr.“ Viel spricht aber dafür, dass der zweimalige Vizemeister, der zweimal so unglücklich auf der Zielgeraden scheiterte, diesmal am Ende frohlocken kann.
Von Udo Schöpfer