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Jennifer Kettemann ist die neue Geschäftsführerin der Rhein-Neckar Löwen (RNZ)

Am gestrigen Montag wurde die 34-Jährige vorgestellt – Im Titelrennen befinden sich die Löwen voll auf Kurs

Die Nacht war kurz, aber schön. Süße Träume dürften bei den Rhein-Neckar Löwen die Runde gemacht haben. Von was sie gehandelt haben? Na, vom wohl vorentscheidenden Schritt im Titelrennen, vom so wichtigen 23:19-Sieg in Wetzlar. Bis der unter Dach und Fach war, wurde gebibbert und gezittert. Doch genau diese Erfolge sind eben oft die schönsten. So emotional, so befreiend.

Danach war sie in Ordnung, die Löwen-Welt. Rosarot erstrahlte sie plötzlich wieder. Das merkte man auch gestern am frühen Morgen noch. Oben in der SAP Arena, in einer der Logen, hatten die Gelben zum Frühstück geladen. Essen und plaudern standen auf dem Programm. Und kennenlernen. Gestern war es nämlich endlich soweit: Geschäftsführer Lars Lamadé und Teammanager Oliver Roggisch stellten die neue starke Frau auf der Löwen-Kommandobrücke vor. Gemeint ist Jennifer Kettemann, 34, die künftige Geschäftsführerin des badischen Handball-Flaggschiffs, die einen Dreijahresvertrag unterschrieben hat.

Und wie ist sie so? Die Mutter von zwei Söhnen – zwei und fünf Jahre alt – kommt sympathisch rüber, wirkt bodenständig, tritt bescheiden auf. Und ganz wichtig: Sportbegeistert ist sie noch dazu. Hockey, Handball, Fußball. Überall kennt sie sich aus. „Ich komme aus einer sehr sportlichen Familie“, schmunzelt Kettemann, „und an den Wochenenden bin ich deshalb häufig auf Sportplätzen und in Hallen unterwegs.“

Bald wird sie auch häufiger im „Ufo“ sein. Wobei sich die gebürtige Frankenthalerin eher im Hintergrund halten wird. Ihr Aufgabenfeld ist ähnlich strukturiert, wie das von Lamadé. Mit einem Unterschied: Ihr Fokus liegt stärker auf den Löwen. Drei bis vier Mal die Woche wird Kettemann in der Geschäftsstelle arbeiten. Bei der SAP tritt die studierte Diplom-Betriebswirtin deshalb deutlich kürzer: „Der Schwerpunkt sind für mich die Löwen“, stellt sie klar.

Gemeinsam mit Roggisch, der zum Sportlichen Leiter aufsteigt, will der Yoga-Fan die positive Entwicklung des Klubs weiter vorantreiben. Davon, dass Kettemann das kann, ist Lamadé überzeugt: „Jenni hat zehn Jahre im Vorstandsbereich der SAP gearbeitet. Sie weiß genau, wie man sich auf diesem Level bewegt.“ Organisatorische und kaufmännische Dinge liegen fortan in ihrer Hand. „Und das ist auch genau das, was ich kann“, sagt Kettemann – ohne dabei arrogant zu wirken.

Klar ist: Neue Sponsoren können die Löwen nach wie vor gebrauchen. Allerdings hat sich die wirtschaftliche Lage mittlerweile deutlich entspannt. „Noch“, erklärt Lamadé, „noch sind die Altlasten nicht ganz abgebaut, aber wir sind zuversichtlich, dass wir heute in einem Jahr über den Berg sind.“

So viel zur Zukunft, weiter mit der Gegenwart. Die ist nämlich mindestens genauso spannend: Der Meisterpott ist zum Greifen nahe. Zwei Siege noch und der Titel-Fluch ist endlich Geschichte. Doch das Gastspiel in Wetzlar hat es gezeigt: Niemand darf unterschätzt werden, auch Hannover und Lübbecke nicht. Vieles wird deshalb auf Trainer Nikolaj Jacobsen ankommen. Roggisch nickt: „Er hat das schon vor Wetzlar super gemacht, ihm ist es im Vorfeld gelungen, die nötige Lockerheit reinzubringen und etwas den Druck von den Jungs zu nehmen.“

Sorgen bereitet momentan nur die Offensive. In der Rittal Arena wurde einiges verballert. Nur gut, dass die Defensive stand. „Hinten drin waren wir überragend“, lobt Roggisch und Jacobsen legt nach: „Das war Weltklasse.“ Die Statistik gibt ihnen recht: Wetzlar gelangen nach der Pause gerade mal zwei mickrige Treffer aus dem Spiel heraus. So soll es am Sonntag ab 17.15 Uhr in der ausverkauften SAP Arena gegen Hannover weitergehen. Und da steht bekanntlich nicht irgendeine Partie an, es ist das Abschiedsspiel von Publikumsliebling Uwe Gensheimer. „Da wird die Halle brennen“, ist sich Roggisch sicher.

Von Daniel Hund