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Der zweite Platz ist wieder in Sichtweite (RNZ)

Champions League: Löwen gewinnen in Montpellier mit 33:29

Montpellier. Als der Bann gebrochen war, lagen sie sich in den Armen. Lachten, ballten die Fäuste, waren richtig gut drauf. Warum, stand oben: Rhein-Neckar Löwen 33, Montpellier 29 – leuchtete es vom Videowürfel. Der lang ersehnte erste Auswärtssieg in der diesjährigen Gruppenphase der Champions League war unter Dach und Fach.

Klar, dass da vor allem der König der Löwen ein gefragter Mann war. Der TV-Sender Sky krallte sich ihn kurz nach der Schluss-Sirene. Und „Gensel“ stellte sich, setzte sein schönstes Dauergrinsen auf. Der Kapitän: „Wir sind sehr gut ins Spiel gestartet und haben es geschafft, dass es über die komplette Partie nicht mehr eng geworden ist.“

Am Anfang war da nur Feuer und Dunkelheit: In Montpellier, einer berüchtigten Handball-Hochburg, wird das Spiel zwischen den Kreisen gelebt, Heimspiele sind Feiertage. Dumm nur, dass die eigene Mannschaft diesmal nicht mitzog. Die Löwen hatten nämlich etwas dagegen. Wie ausgewechselt präsentierten sich die Gelben, waren endlich mal von Beginn an hellwach und fokussiert. Schnell stand es 6:2 (10.). Das Erfolgsrezept: die Abwehr. Die glich einer Wand. Schier unüberwindbar und furchteinflößend.

Hinten mit vereinten Kräften, vorne oftmals als Einzelkämpfer. Und hier stach insbesondere Alexander Petersson heraus. Sein Antritt, seine Präzision, sein Auge. Seine Gegenspieler ließ der Isländer wie Slalomstangen stehen, um dann den genialen Pass aus dem Unterarm zu schütteln oder selbst zum Torwurf anzusetzen.

Die erste Sechs-Tore-Führung steuerte Gedeon Guardiola bei. Der Abwehrchef kann’s auch am gegnerischen Kreis. In der 25. Minute besorgte der Spanier das 15:9.

Richtig gut sah es da schon aus. Irgendwie war es nur schwer vorstellbar, dass sich die Badener das noch nehmen lassen könnten. Zu souverän traten sie auf. Einziges Manko: Eigentlich hätten die Löwen schon höher führen müssen. Gefühlt waren es zur Pause acht oder neun Tore, die beide trennten. Die Realität sah aber anders aus: 18:14. Nur vier Tore. Im Handball ein Hauch von Nichts. „Unser Problem war, dass wir in der Abwehr im Verlauf der ersten Halbzeit etwas nachgelassen haben“, analysierte Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen im RNZ-Gespräch, „Treffer in Überzahl sind unnötig, da machst du es dem Gegner zu einfach.“

Musste also nochmals gezittert werden? Nein: Das Rudel machte genau dort weiter, wo es in der ersten Halbzeit aufgehört hatte. Gensheimer und Co. behielten einen kühlen Kopf, verwandelten den Hexenkessel nach und nach in eine badische Wohlfühloase. In Zahlen: Was Montpellier auch tat, auf mehr als drei Treffer kam der französische Rekordmeister nicht mehr ran.

Was ab Mitte der zweiten Halbzeit auch mit Harald Reinkind zu tun hatte. Diesem baumlangen Norweger mit den breiten Schultern. Er löste Petersson im rechten Rückraum ab und schlug ein wie eine Bombe. Der 22-Jährige feuerte aus allen Rohren und traf vier Mal. „Wenn Harald mit Tempo kommt, kann er knallhart und präzise schießen“, lobte Jacobsen.

Dass der Sieg in Montpellier ein ganz wichtiger war, verdeutlicht auch ein kurzer Blick auf die Tabelle. Die Löwen schnuppern nun wieder am zweiten Platz und damit an einer sehr guten Ausgangslage für das Achtelfinale. Jacobsen nickt, aber nur kurz, er hält den Ball lieber flach: „Sagen wir es lieber so, durch diesen Sieg haben wir wieder etwas Ruhe. Aber Platz zwei? Dafür müssten wir wohl alle unserer nächsten drei Partien gewinnen.“

Rhein-Neckar Löwen: Gensheimer 7/3, Ekdahl du Rietz 6, Schmid 5, Groetzki 5, Reinkind 4, Petersson 3, Guardiola 2, Myrhol 1.

Zuschauer: 4500.

Von Daniel Hund