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Derby-Sieg könnte noch Gold wert sein

Göppingen. Sie lachten, sie tanzten, sie hüpften vor Glück, drehten sich immer wieder im Kreis. Es waren Bilder, die unter die Haut gingen. Die Rhein-Neckar Löwen genossen gestern den Moment des Augenblicks, jubelten über eine gelungene Derby-Sause in der „Hölle Süd“. Das badische Rudel war außer Rand und Band, setzte sich durch einen 30:29 (16:16)-Sieg bei Frisch Auf Göppingen die Landeskrone auf. Doch es war mehr als „nur“ ein Prestigeerfolg, es war ein sogenannter Big-Point. Einer, der im Kampf um den dritten Platz – den Champions-League-Platz – in der Endabrechnung noch Gold wert sein kann. Manager Thorsten Storm merkte man die Erleichterung an: „Solche Spiele sind immer eng“, pustete er tief durch, „aber unsere Mannschaft war heute einfach bereit, hat gekämpft und wächst weiter.“

Slawomir Szmal erwischte im Tor einen Sahnetag. Der polnische „Hexer“, der Vize-Weltmeister von 2007, krallte sich Wurf um Wurf, ballte vor allem in der Anfangsphase beinahe im Minutentakt die Fäuste. „Für ihn freut mich das sehr. Gerade die freien Würfe hat er reihenweise weggenommen“, lobte Storm.

Ein weiterer Lichtblick war Siarhei Harbok. Ganz stark war’s, was der Weißrusse auf die „Platte“ zauberte. Der 27-Jährige traf sechs Mal: Ansatzlos, schnörkellos, teilweise aus dem Stand, hämmerte er die Harz-Kugel aus dem Rückraum in Richtung Göppinger Gehäuse. Er spielte übrigens durch. Karol Bielecki saß sechzig Minuten lang auf der Bank. Eine Vorsichtsmaßnahme. „Karol war unter der Woche stark erkältet. Im Notfall hätte er aber kommen können“, erklärte Storm.

Einer wie Olafur Stefansson ist hingegen unersetzlich. Sein Auge, seine Spielintelligenz, seine Zuckerpässe. Gestern zahlte sich zudem seine Nervenstärke aus. Sieben seiner neun Tore erzielte er mit Siebenmetern – nur einen, den letzten verwarf der Isländer. Und sein Gegenüber war kein schlechter. Edin Tahirovic ist mit allen Wassern gewaschen. Storm sieht’s ähnlich, schmunzelt: „Das ist definitiv kein Anfänger.“

Ein positives Zeugnis stellte der Manager auch einem Ex-Löwen aus: Michael Haaß. Der gebürtige Essener zog auf der Göppinger Mitte geschickt die Fäden. „Ihm hat der Wechsel nach Göppingen gut getan“, urteilte Storm, „dort hat er eine Chefrolle inne, entwickelt sich toll.“ Wäre er bei den Löwen geblieben, wäre der 25-Jährige wohl noch nicht soweit. Storm ist davon gar überzeugt: „Bei uns hatte er ja Oleg Velyky vor sich.“

Die Chancen, dass sich die Badener noch ein rund 1,80 m großes Weihnachtsgeschenk unter den Baum legen werden, stehen übrigens nicht schlecht. Ivan Cupic, der sich künftig mit Patrick Groetzki die rechte Außenbahn teilen soll, befindet sich möglicherweise bald im Anflug: „Es ist kein Geheimnis, dass wir mit ihm einen Vorvertrag abgeschlossen haben. Nun will Velenje mit uns sprechen“, berichtet Storm. Oder anders ausgedrückt: Die Slowenen würden Cupic gerne noch in dieser Saison ziehen lassen, um so den einen oder anderen zusätzlichen Euro abgreifen zu können. Storm betont: „Wir werden uns das in Ruhe überlegen.“

Von Daniel Hund

 07.12.2009