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Deutscher K.o. auf der Zielgeraden

DHB-Team verliert in hartem EM-Fight gegen Kroatien am Ende den Faden

Deutschland macht sich heiß.

Bitterer geht es nicht: Die deutsche Handball-Nationalmannschaft macht gegen Kroatien das beste EM-Spiel, führt fast über die gesamte Partie hinweg und verliert auf der Zielgeraden mit 24:25 (14:11). Chancen aufs Halbfinale sind nun nur noch theoretischer Natur. In einem spektakulären Kampfspiel waren die Deutschen lange das bessere Team in Abwehr und Angriff, verloren am Ende aber die Linie, nahmen zu viele schlechte Pässe und Würfe und verloren damit das Spiel.

Löwe Uwe Gensheimer machte ein Top-Spiel, versenkte alle vier Würfe. Team-Kollege Jannik Kohlbacher brachte einen von drei Versuchen im Tor unter, erkämpfte seinen Mannschaftskameraden viele Freiräume durch einen Riesenjob am Kreis. Den letzten guten Versuch des Spiels konnte er an Marin Sego im Kroatien-Tor nicht vorbeibringen.

Deutsches Abwehrspektakel in Halbzeit eins

Was für eine spektakuläre Halbzeit in Wien! Nach einem ersten Abtasten bis zum 2:2 (4.) setzen die Deutschen ein Zeichen. Kai Häfner bricht auf halbrechts durch, Timo Kastening klaut sich einen Ball und versenkt ihn eiskalt zum 4:2 (7.). Die Abwehr steht, Wurfauswahl und -quote stimmen. David Schmidt wuchtet zum 5:4 aus acht Metern halbrechts ein. Danach gibt es vor allem erst einmal auf die Mütze, entwickelt sich die vorentscheidende Partie zu einem packenden Fight.

Vier Minuten lang fällt gar kein Tor, sammeln die Keeper ihre ersten Paraden, dazu gibt es Stürmerfouls und Lattentreffer. Luka Cindric wühlt sich passend dazu zum 5:5 durch (15.). Weil Uwe Gensheimer blitzschnell schaltet, das 6:5 per schneller Mitte und mit den nächsten beiden Treffern einen lupenreinen Hattrick hinlegt, führen die Deutschen plötzlich 8:5 (18.). Kroatien reagiert, legt körperlich deutlich zu. In der Folge werden auf beiden Seiten je drei Zeitstrafen verteilt.

Andi Wolff war der gewohnte Rückhalt.

Dem deutschen Spiel schadet das nicht. Weiter werden die Angriffe strukturiert und mit wilder Entschlossenheit im Eins-gegen-eins vorgetragen. Vor allem Philipp Weber sticht in diesen Minuten heraus. Genauso wie Andi Wolff, der nach seiner siebten Parade in Minute 27 auf eine Quote nahe sagenhafter 50 Prozent kommt. Einen 4:0-Lauf schließt Häfner zum 13:8 ab – da führen die Deutschen mit fünf (27.). Drei Tore bringen sie in die Pause, hätten aufgrund einer superstarken Halbzeit höher führen können als 14:11.

Kroatien schlägt mit Wucht zurück – es wird ein Krimi

Auch nach der Pause macht das DHB-Team konzentriert und konsequent weiter. Die starken Außen Kastening und Gensheimer stellen mit ihren Treffern drei und vier auf 16:11 (34.). Es ist die zweite Fünf-Tore-Führung. Als sich die Deutschen ein paar Unaufmerksamkeiten leisten, ist Kroatien direkt da. Nach einem Steal verkürzt der aufdrehende Igor Karacic auf 17:14 (38.). Jetzt greifen die DHB-Jungs in die Trickkiste. Mit einem Megapass bedient Weber Kohlbacher am Kreis zum 19:16 (41.), ein Häfner-Hammer landet zum 20:17 im Netz (42.). Aber Kroatien hat Blut geleckt.

Angetrieben vom Weltklasse-Trio Karacic / Duvnjak / Stepancic kommen sie Tor um Tor heran, auch, weil sich die Deutschen jetzt mehr technische Fehler leisten als in allen Spielphasen zuvor. Beim 21:20 sind die Kroaten auf einen Treffer dran (47.). Mandic gleicht wenig später aus zum 22:22 (48.). Es ist Andi Wolff, der seine Vordermänner im Spiel hält und mit seinen Paraden zehn bis zwölf glänzt. Aus dem Fight wird ein Handball-Drama. Tobias Reichmann versenkt einen Siebenmeter, den Gensheimer herausholt, zum 23:22 (53.), Sipic scheitert an der Latte, Deutschland patzt im Angriff, Karacic mit seinem sechsten Tor gleicht wieder aus (23:23, 54.).

Reichmann mit Nerven aus Stahl verwandelt auch den vierten Siebenmeter, da steht es 24:23 (55.). Nerven zeigen andere. Deutschland verliert zwei Bälle nacheinander, Duvnjak nutzt den zweiten zum 24:24 (57.). Nach einem Gesichtstreffer gegen Stepancic muss Hendrik Pekeler die restliche Spielzeit auf die Bank. Mit fünf Mann kämpfen die Deutschen, kommen aber einmal mehr gegen Karacic zu spät: 24:25 (59.). Es ist die zweite kroatische Führung seit dem 1:2 in Minute vier. Bundestrainer Prokop nimmt die finale Auszeit. Einen guten Wurf kriegen die DHB-Jungs dann auch noch, doch Marin Sego hält den Kroaten den Sieg im Duell mit Jannik Kohlbacher fest.

Deutschland: Wolff, Bitter – Gensheimer (4), Zieker, Kastening (4), Reichmann (4/4), Pekeler, Kohlbacher (1), Wiencek, Kühn (1), Böhm (1), Weber (4), Drux (1), Häfner (3), Schmidt (1)

Bilder: Sascha Klahn