Deutscher Not-Kader holt wichtige EM-Punkte

Ohne neun Corona-Infizierte rückt das Team noch enger zusammen und schlägt Polen

Deutscher Not-Kader holt wichtige EM-Punkte: Ohne neun an Corona erkrankte Spieler, darunter die am Spieltag erstmals positiv getesteten Till Klimpke und Marcel Schiller, hat die deutsche Nationalmannschaft am Dienstagabend ihre letzte Vorrunden-Partie bei der EHF EURO 2022 bestritten. Gegen Polen feierte man mit einem absolut improvisierten Aufgebot ein 30:23 (15:12). Deutschland geht mit zwei Punkten in die Hauptrunden-Gruppe II, wo es am Donnerstag und Freitag mit den ersten beiden Spielen gegen Spanien und Norwegen weiter geht.

Bis dahin sollen auch die nachnominierten Daniel Rebmann (Tor) und Patrick Zieker (Linksaußen) zum Kader gestoßen sein. Rhein-Neckar Jannik Kohlbacher ist aufgrund seiner hartnäckigen Adduktorenverletzung aktuell keine Option als Nachrücker.

Der erste Angriff gehört Deutschland. Christoph Steinert findet Johannes Golla am Kreis: 1:0 (1.). Arkadiusz Moryto bringt in Überzahl und von der Siebenmeterlinie den Führungswechsel (1:2, 3.). Stark der Start von Polens Schlussmann Mateusz Zembrzycki, der in den ersten fünf Minuten direkt drei Glanzparaden setzt. Zweimal Geburtstagskind Steinert (32), jeweils vom Strafwurfstrich, bringt die Führung zurück zu den Deutschen (3:2, 9.). Bemerkenswert, wie aggressiv das DHB-Team verteidigt, sich immer wieder gegenseitig anfeuert, als verschworene Einheit auftritt. Vorne geht man es ruhig, aber sehr zielgerichtet an – und erwischt Polen immer wieder im Eins-gegen-eins und Zwei-gegen-zwei auf dem falschen Fuß.

Deutscher Not-Kader holt wichtige EM-Punkte: Steinert, Köster & Co. on fire

Steinert mit dem dritten Tor in Folge für Deutschland hält seine Mannschaft vorne (4:3, 12.). Sebastian Heymann und Lukas Zerbe ziehen im Verbund ein Stürmerfoul, Philipp Weber wuchtet ein zum 5:3 und der ersten Zwei-Tore-Führung des Abends (13.). Kamil Syprzak sorgt nach starkem Steal für den Ausgleich (5:5, 15.). Steinert, dem bisher alles gelingt, zaubert einen Rückhandwurf aus einer Pirouette heraus zum 7:5 ins polnische Tor (18.). Wahnsinn! Auf der Gegenseite hält Nachrücker Johannes Bitter, Golla trifft aus der zweiten Welle zum 8:5, Polen nimmt die erste Auszeit (19.). Nach zwei eher leichten Treffern ist es wieder knapp (8:7, 21.). Wichtig, dass sich Julian Köster ein Herz nimmt und durchtankt zum 9:7, 10:8 und 11:9 (22./23./24.).

Ein Handicap für Deutschland, dass Patrick Wiencek beim Stand von 13:11 die zweite Zwei-Minuten-Strafe kassiert (28.). In Unterzahl kämpfen seine Kollegen wie die Löwen, ziehen das nächste Stürmerfoul. Golla mit seinem dritten Tor stellt auf 14:11 (29.). In die Pause geht es mit dem Stand von 15:12 für ein grandios arbeitendes und sehr emotional agierendes DHB-Team. Aus der Pause geht es mit zwei schnellen Treffern Polens in Überzahl zum 15:14 (32.). Paraden von Bitter und die weiter aufmerksame Abwehr bringen eine Dreierserie für Deutschland und das 18:14 von Lukas Zerbe auf den Weg (36.). Weber gewinnt den nächsten Zweikampf in der Offensive, Steinert verwandelt den fälligen Strafwurf zum 19:15 (40.). Der Mann vom HC Erlangen steht damit bei acht Toren aus neun Versuchen: Happy Birthday!

Youngster Köster mit seinem vierten Tor erhöht erstmals im Spiel auf fünf Treffer vor (20:15, 41.). Golla nach feinem Köster-Pass macht sechs Tore draus (21:15, 44.). Polen versucht es mit dem siebten Feldspieler, beendet damit immerhin eine minutenlange Torflaute (21:16, 47.). Die Antwort: das 22:16 durch den eingelaufenen Nachrücker Rune Dahmke. Weil es das DHB-Team danach konzentriert zu Ende spielt, ist der Sieg zu keinem Zeitpunkt gefährdet, darf diese Mannschaft einen Sieg des Willens und der Einheit feiern. In dieser Form wird man mit der Truppe auch im weiteren Turnierverlauf rechnen müssen.